Vergangenheitsplay » 8
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Re: Vergangenheitsplay » 8
von Nell am 17.01.2019 20:58Re: Vergangenheitsplay » 8
von Castor am 22.01.2019 22:14Ich verzog das Gesicht. "Wird bestimmt schwer dich zu wecken, wenn du weiterhin so laut schnarchst", rief ich ihr hinterher und schloss den Kühlschrank. Ich hatte nachts nicht einmal mitbekommen, dass sie sich überhaupt im Haus befand, aber das lag an dem Zauber, den ich vor dem Schlafen gehen über mein eigenes Zimmer sprach.
Heute war wieder eine dieser Nächte, in der mich Albträume plagten. Sie verschwanden nie gänzlich, aber zumindest während ich hier Zuhause war hatte ich gehofft, dass sie mich für eine Weile in Ruhe lassen würden. Trotzdem wachte ich schweißgebadet von meinen eigenen Schreien auf und starrte schwer atmend auf meine dunkle Zimmerdecke, um mich zu vergewissern, dass ich nicht mehr in dem Raum mit den entführten Schülern und den Todessern war. Obwohl ich irgendwie noch das Gefühl hatte, den verbrannten Stoff des dunklen Umhangs riechen zu können, beruhigte sich meine Atmung bei dem Anblick der vertrauten Möbel um mich herum. Nur ein Traum ... jetzt musste ich nur noch meinen rasenden Herzschlag beruhigen, um wieder einschlafen zu können ...
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Re: Vergangenheitsplay » 8
von Nell am 22.01.2019 22:38Re: Vergangenheitsplay » 8
von Castor am 22.01.2019 23:03Ich war so sehr darauf konzentriert, meine Atmung wieder zu beruhigen, dass ich gar nicht bemerkte, wie die Tür aufging und Nell hereinstürmte. Erst als sie mir etwas gegen den Oberkörper warf schreckte ich auf und sah grade noch ihre sich grade blau färbenden Haare durch die Tür verschwinden. Ich erwiderte gar nichts auf ihre Worte - ihr Gesichtsausdruck morgen früh würde einfach zu göttlich werden.
Am nächsten Morgen schlurfte ich müde Richtung Badezimmer. Die ganze weitere Nacht lang hatte ich nicht mehr ruhig schlafen können. Grade, als meine Hand auf der Türklinke lag, ließ mich ein Schrei dermaßen zusammen zucken, dass ich sie mit Sicherheit eine Sekunde später in der Hand gehalten hätte. "Oh Merlin", murmelte ich und wischte mir müde durchs Gesicht, konnte ein Grinsen aber nicht verkneifen, als ich Nells schimmelig blaue Haare vor mir sah. Im Tageslicht sahen sie sogar noch besser aus. "Hey Schlumpfine", begrüßte ich sie und schob sie unbeeindruckt zur Seite, um an meine Zahnbürste zu kommen. Ich konnte ihren brennenden Blick spüren und sah sie im Spiegel an. "Beruhig dich", meinte ich nur schulterzuckend, steckte mir meine Zahnbürste in den Mund und nuschelte weiter: "In schpäteschtens zwei Wochn is' das draussn." Zwar über Weihnachten und über Neujahr noch nicht, aber das konnte sie sich bestimmt selbst zusammen reimen. Mit hochgezogen Augenbrauen fügte ich hinzu: "Ich hab dir ja gesagt dass du nicht in mein Zimmer kommen sollst", bevor sie irgendetwas erwidern konnte.
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Re: Vergangenheitsplay » 8
von Nell am 22.01.2019 23:46Sekundenlang tat ich nichts Anderes als in den Spiegel zu blicken und entsetzt das hässliche Blau meiner Haare zu betrachten. Das konnte nicht wahr sein. Ich realisierte kaum, wie elendig gelassen Castor das Badezimmer betrat. Erst als er mich ansprach, wanderten meine Augen langsam in dem Spiegel zu ihm. "Schlumpf-WAS?" fragte ich mit viel zu hoher Stimme und schnappte nach Luft. Meine Haare waren das Einzige was ich tatsächlich immer an mir gemocht hatte. Selbst in den dunkelsten Zeiten, in denen ich in Selbsthass nur so versunken war, hatte ich immer noch diese wundervollen Haare. Natürlich gewellt und immer glänzend. Sie gaben mir tägliches Selbstvertrauen. Und jetzt passierte das. Sprachlos registrierte ich Castors Worte. Zwei Wochen? "Zwei Wochen?" Wiederholte ich kieksend und blickte Castor erschrocken an. Ich würde dieses Haus nicht mehr verlassen können mit diesen Haaren. Ich wäre hier wirklich gefangen!
Ich verengte die Augen zu Schlitzen und näherte mich langsam Castor. "Und ich hab dir gesagt, du sollst mich nicht beim Schlafen stören." Entgegnete ich mit leiser, vor Kälte klirrender Stimme. "Mach es rückgängig!" Befahl ich ihm und legte ihm drohend die Spitze meines Zauberstabes an seine Brust. Hunderte Flüche jagden mir im Kopf herum. Ich brodelte vor Wut und ein wenig Verzweiflung. Altbekannte Gefühle keimten in mir auf, von den etlichen Malen als mich meine frühere Stiefschwester gepeinigt hatte. Ich hätte mich nie nie wieder so schwach fühlen wollen. Ich starrte Castor in die Augen wartete. Er musste es einfach rückgängig machen. Oder hier würde es bald die Hölle auf Erden geben.
Re: Vergangenheitsplay » 8
von Castor am 26.01.2019 00:09Unbeeindruckt putzte ich mir weiter die Zähne und zuckte mit den Schultern. Den Zauber hatten Merle und ich uns zusammen ausgedacht, um ein paar Mitschüler zu ärgern. Einen Weg, die Färbung rückgängig zu machen hatten wir bisher nie gesucht, weil wir zu sehr damit beschäftigt gewesen waren, uns über die verdutzten Gesichter kaputt zu lachen. Auch jetzt musste ich mich zusammen reißen, um nicht in lautes Gelächter auszubrechen. Ihr Gesichtsausdruck sah mit der neuen Haarfarbe einfach zu komisch aus. "Kann ich nicht", erwiderte ich ehrlich und grinste sie frech an. "Allerdings kann ich dir sagen, dass ich definitiv weiß, wie man diesen Zauber permanent machen kann, falls du mir irgendeinen Zauber auf den Hals hetzen willst. Nur als ... Vorwarnung. Allerdings kümmerst du dich ja auch sonst nicht wirklich um sowas, also ... viel Glück" Ich hob die Hand und drückte ihren Zauberstab von mir weg, um das Bad wieder zu verlassen. Meine Selbstbeherrschung würde das hier nicht viel länger aushalten, und ich wollte mein Glück nicht überstrapazieren. Trotzdem streckte ich meinen Kopf noch einmal zur Tür rein, während sie sich anscheinend wieder fassungslos im Spiegel betrachtete. "Weißt du, der Unterschied war ja folgender: Ich kann nicht wirklich was dafür, wenn ich Albträume habe. Du auf der anderen Seite bist selbst Schuld gewesen, in mein Zimmer gekommen zu sein." Amüsiert wandte ich mich ab und machte, dass ich schnell die Zimmertür hinter mir schloss.
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Re: Vergangenheitsplay » 8
von Nell am 26.01.2019 20:44Später am Abend
Meine Mutter und Castors Vater, sprachen mich natürlich auf meine neue Haarfarbe an. Sie dachten, das sei ein neuer Trend den ich ausprobierte und dass dieses schreckliche Zeug auf meinem Kopf gewollt war. Da sah man mal, wie wenig Geschmack beide besaßen. Kein Wunder, dass sie sich beide gut finden. Ich hatte mir ein dunkelblaues Samtkleid angezogen, welches meiner Figur enorm schmeichelte. Nach diesem Weihnachtsessen vermutlich nicht mehr, aber ich hatte dafür ja meine Wege.
Re: Vergangenheitsplay » 8
von Castor am 26.01.2019 21:11Den ganzen Tag über hatte ich mich in meinem Zimmer verkrochen, um Nell nicht über den Weg zu laufen - nur für den Fall, dass meine Drohung ihre Haare permanent zu färben nicht ausreichte, um sie davon abzuhalten mir jeden bekannten Fluch auf den Hals zu hetzen. Das Chaos, das sie im Badezimmer angerichtet hatte reichte mir. Unterschätzen würde ich sie bestimmt nicht. Aber sie zu provozieren konnte doch ganz lustig sein - jetzt, wo ich Blut geleckt hatte begann mein Kopf, sich von alleine Streiche auszudenken. Sie hatte es ja nicht anders gewollt.
Als ich an dem Abend ins Esszimmer schlurfte konnte ich mir mein Grinsen nicht ganz verkneifen. Mein Dad lächelte mich an, weil er die offensichtliche Schadenfreude über Nells neue Frisur in meinem Gesicht offensichtlich als freundliche Geste missdeutete. "Schicke Frisur", begrüßte ich sie zuckersüß mit einem breiten Lächeln, als ich mich ihr gegenüber auf den Stuhl fallen lies. Da dies tatsächlich das erste Mal war, dass wir zu viert am Tisch saßen, begann Nells Mutter direkt irgendetwas zu erzählen. Ich hörte ihr nicht einmal mit einem halben Ohr zu, weil ihre Stimme mir noch nerviger und einschläfernder vorkam als Professor Binns' während einem Vortrag über die großen Hexenverbrennungen. Meine Aufmerksamkeit lag ganz und gar auf ihrer Tochter, die drauf und dran war ihr Abendessen zu kosten. Unsere Eltern hatten sich wirklich Mühe damit gegeben, das musste ich zugeben - nur sehr schade, dass ich Nells Teller eine Kleinigkeit hinzugefügt hatte. Meine Vorräte hier Zuhause waren sehr knapp, aber ich hatte in der untersten Ecke meines Koffers noch ein paar Horklump Tentakel gefunden, die ich aus den Zaubertrankvorräten der Schule geklaut hatte. Zusammen mit ein paar Kelpie Schuppen hatte ich meine letzten Reste davon unter Nells Portion gemischt. Gespannt betrachtete ich ihr Gesicht, während ich mir selbst meine Gabel in den Mund schob - was ich besser nicht getan hätte. Offensichtlich hatte sie die gleiche Idee gemacht und mir ebenfalls etwas in Essen gemischt. Gedroht hatte sie mir ja schon damit, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass ein Mädchen wie sie irgendwie an Flubberwürme kommen konnte - zumindest nicht innerhalb von ein paar Stunden, und nicht hier.
Zu meinem Glück (oder vielleicht auch eher Unglück?) war es nicht das erste Mal, dass mir jemand etwas unter das Essen gemischt hatte. Ohne das Gesicht zu verziehen kaute ich auf meinem Bissen herum, schluckte ihn runter und schob mir noch eine Gabel in den Mund, ohne den Blick von Nell und ihrem eigenen Teller abzuwenden.
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Re: Vergangenheitsplay » 8
von Nell am 26.01.2019 21:44Re: Vergangenheitsplay » 8
von Castor am 26.01.2019 22:53Ich tat so, als ob ich ihre Worte nicht gehört hatte. Das Lachen würde ihr gleich sowieso vergehen.
Nell ließ sich zwar nicht wirklich viel anmerken, aber ihr kurzes Zögern entging mir trotzdem nicht. Auf meinem Gesicht breitete sich trotz meines Flubberwurm-Salats ein selbstzufriedenes Lächeln aus, als ich sah, wie sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen.
"Großartig", erwiderte ich übertrieben euphorisch und schob mir gleich demonstrativ eine weitere Gabel mit dem verdorbenen Essen in den Mund. Wenn sie jetzt beweisen wollte, wie lange sie durchhielt - bitte, dann konnte sie das tun. Ich würde bestimmt nicht der erste, der seine Gabel weglegen würde, zumindest nicht, bevor mein Teller leer war oder Nell selbst aufgab. Die letzten Jahre über hatte ich ja immerhin schon genug Möglichkeiten gehabt, meinen Magen auf so etwas zu trainieren und meinen Gesichtsausdruck dabei zu kontrollieren ... und dabei wurde mir schon sehr viel ekligeres Zeug unter das Essen gemischt. Da würde heute bestimmt nicht der Tag sein, an dem ich meinen Rekord brechen würde.
"Möchtest du noch Nachschlag, Schwesterherz?", fragte ich übertrieben süß und klatschte ihr, ohne ihre Antwort abzuwarten, einen weiteren Löffel mit dem Salat auf den Teller. Mein Vater grinste dümmlich vor sich hin, als wäre das hier an dem Tisch wirklich nur eine freundliche Konversation zwischen neuen Geschwistern, während Nell grade dabei war, mich mit ihrem Blick umzubringen.
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