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Castor

23, Männlich

Hogwarts [ehem.] Ravenclaw Jahrgang 7 Halbblut Neutral Demiguise Covenant Duellierclub Astronomieclub Treiber Rebell Frei

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Re: Vergangenheitsplay » 8

von Castor am 01.02.2019 12:45

Zufrieden sah ich dabei zu, wie Nell schließlich doch aufgab und den Weg zurück humpelte, den sie gekommen war. Zwei Stufen aufeinmal nehmend - das machte ich immer schon so - sprintete ich die Treppe hinauf und machte mich daran, in meinem Schrank nach dem Trank zu suchen, den ich ihr versprochen hatte. Er fiel mir sogar viel schneller als erwartet in die Hände, weil ich ihn hinter ein paar fast leeren Glas mit Knieselzähnen - juhu, ich hatte vergessen, dass ich das noch hatte! - entdeckte. Bei dem Anblick verschwand das Grinsen von meinem Blick augenblicklich, weil es mich - aus welchem Grund auch immer - an Merles Unfall vor ein paar Monaten erinnerte. Ich erinnerte mich daran, wie ich im Kopf bereits alles durchgegangen war, Zaubersprüche und Tränke, in der Hoffnung dass ihr irgendetwas helfen würde, während ich ihren kaputten Körper zurück ins Schloss getragen hatte.
Viel langsamer machte ich mich jetzt daran, wieder die Treppe runter zum Wohnzimmer zu gehen und reichte Nell wortlos den Trank. Ich hatte schon lange nicht mehr an den Unfall gedacht, oder es zumindest immer erfolgreich verdrängt, aber meine Albträume erinnerten mich regelmäßig wieder daran, wie viel Glück sie eigentlich gehabt hatte. Und dass das alles irgendwie meine Schuld gewesen war. Ich fuhr mir unbewusst mit der Hand über den weichen Stoff meines Pullis an meinem Oberkörper, unter dem noch immer leichte Brandnarben sichtbar waren, die ich wohl für den Rest meines Lebens mit mir herum tragen würde. 
"Leg deinen Fuß hoch ... es dauert ein paar Minuten, bis der Trank zu wirken beginnt", meinte ich abgelenkt und stand einen Moment lang unentschlossen im Raum herum. Dann zuckte ich leicht mit den Schultern, drehte mich um und verschwand im Flur. Nell würde sehr gut alleine auskommen, zumindest wenn sie einmal das machte, was ich ihr gesagt hatte. Da konnte sie auf meine Anwesenheit bestimmt verzichten. Ich hatte das starke Bedürfnis mir die Beine zu vertreten, um den Kopf wieder frei zu kriegen, und da ich noch immer meine dicke Winterjacke trug stolzierte ich ohne zu stoppen direkt wieder das Haus. Nur das Zufallen der Haustür verkündete, dass ich mich diesmal nicht wie gewöhnlich in meinem Zimmer verschanzt hatte.

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Re: Vergangenheitsplay » 8

von Castor am 31.01.2019 21:27

Ich musterte ihre immer noch blauen Haare und meine Mundwinkel zuckten verdächtig, weil ich mir ein Grinsen verkneifen musste. Das lag einerseits daran, dass es bei jedem Anblick wieder genauso lustig war wie am Anfang, aber auch daran, dass ich sehr wohl den Gegenzauberspruch dafür kannte. Es war keine Lüge gewesen, dass die Farbe nach einer gewissen Zeit wieder von selbst verschwand, aber sie hatte mich an dem Tag so extrem provoziert, dass ich es ihr nicht gönnte, die Farbe sofort wieder loszuwerden. 
Mit verschränkten Armen beobachtete ich, wie sie sich mit einem Regenschirm bewaffnet der Treppe näherte. Das würde nie und nimmer funktionieren. "So wirst du dir höchstens das Genick brechen", informierte ich sie mit einem Grinsen. "Und das wird mein Zaubertrank nicht mehr heilen können, das ist dir klar, oder?" Mir war sehr wohl bewusst, dass sie das alleine durchziehen wollte, um micht nicht um Hilfe bitten zu müssen. In den letzten Tagen hatte sie schon zu oft gegen mich verloren, und ihr Stolz war ihr anscheinend noch ein kleines bisschen wichtiger als ihre Knochen. Mit einem Kopfschütteln fügte ich hinzu: "Bist du dir sicher, dass ich dir den Trank nicht einfach holen soll?"

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Re: Vergangenheitsplay » 8

von Castor am 31.01.2019 20:14

Für ihre Worte hatte ich nicht viel mehr als ein Augenverdrehen über. Wenn sie wirklich so zickig sein wollte, könnte ich sie auch ganz einfach loslassen. Dann konnte sie zusehen, wie sie durch den Schnee ins Haus krabbeln konnte. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich ihre Worte auch einfach darauf geschoben, dass sie wohl Schmerzen hatte. Aber den Tonfall hatte sie mir gegenüber ja auch nicht zum ersten Mal drauf. 
Ihre Entschuldigung überraschte mich. "Schon gut ...", murmelte ich nur. Vielleicht hatte sie ja wirklich Angst, dass ich sie wieder in den Schnee fallen ließ. Wirklich fortbewegen konnte sie sich ja offensichtlich nicht mit dem Bein ...
Ich hätte warten können, dass sie auf einem Bein neben mir her den ganzen Weg durch den Garten hobste, wobei sie sich bei der Rutschgefahr vermutlich noch am andere Bein verletzten würde. Seufzend schüttelte ich leicht den Kopf, bevor ich mit einer Bewegung einen Arm um ihre Taille schlang und sie mit dem anderen einfach hoch hob. "Bis du da vorne ankommst sind wir beide eingefroren", meinte ich nur und mied absichtlich die vereisten Stellen auf dem Steinboden, während ich zurück zum Haus ging. Nell war leichter, als ich erwartet hatte. An der Tür zum Haus setzte ich sie wieder ab, aber vorsichtig darauf bedacht, dass sie nicht mit dem verletzten Fuß zuerst aufkam. Ich hatte mir beim Quidditch selbst schon mehr als einmal das Bein gebrochen oder den Fuß verstaucht; auch wenn da nie viel Theater drum gemacht wurde, es tat trotzdem höllisch weh. Mit der Erinnerung an die Schmerzen vergaß ich sogar für einen Moment, dass ich sie ja gar nicht leiden konnte. 
"Hier", ich hielt ihr mit einer Hand die Tür offen und hielt ihr meine Hand als Stütze an, damit sie über die kleine Treppenstufe zurück ins Haus kam. "Ich habe oben noch einen Trank vom Quidditchtraining, der solche Verletzungen heilt. Wenn du willst ... kann ich dir den holen. Damit ersparst du dir zumindest einen Aufenhalt in einer Muggel-Notaufnahme"

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Re: Vergangenheitsplay » 8

von Castor am 31.01.2019 15:15

"Du bist sehr dämlich, wenn du vorhast hier liegen zu bleiben", grummelte ich nur als Antwort. Dämlich fand ich sie nicht; nervig, das definitiv, aber nicht dämlich. Sonst wäre sie nicht auch auf die Idee gekommen, mir Flubberwürmer ins Essen zu mischen. Bei der Erinnerung an das Abendessen grummelte mein Magen wieder protestierend. 
"Jetzt komm schon ...", murmelte ich. Als sie weiter einfach liegen blieb und keine Anstalten machte zu kooperieren, seufzte ich nur, griff unter ihre Arme und zog sie einfach mit einer fließenden Bewegung auf die Füße. Kaum hatten ihre Füße den Boden berührte, knickte sie aber anscheinend wieder weg (vielleicht hatte sie sich doch verletzt?), aber ich streckte reflexartig die Arme aus und hielt sie fest. Nervös betrachtete ich ihren Fuß, mit dem sie weggeknickt war. "Bist du verletzt?" Mein Vater würde mich umbringen, selbst wenn es nicht meine Schuld war, dass sie ausgerutscht war. Dass ich dabei gewesen und es nicht verhindert hatte würde ihm schon ausreichen, um mir Hausarrest oder sowas zu verpassen ... alles nur wegen seiner neuen Freundin.

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Re: Vergangenheitsplay » 8

von Castor am 31.01.2019 00:30

Als mein Dad sich wieder ins Haus verzog, hätte ich ihm am liebsten einen festen Schneeball hinterher geworfen. Es war immerhin seine Schuld, dass ich hier draußen und unter aggressive, Schneeballbeschuss stand (auch wenn der definitiv nicht annähernd so erfolgreich war wie mein eigener). Aber wenn die gierigen Adleraugen unserer Eltern endlich verschwanden, die so erpicht darauf waren, dass wir endlich eine geschwisterliche Beziehung aufbauten, könnte ich vielleicht für ein paar Stunden verschwinden, um den restlichen Feiertag lang meine Ruhe zu haben. Ich wollte grade zum alles entscheidenden Wurf ansetzen, als Nell ausrutschte und sich mit einem filmreifen Fall in den kalten Schnee selbst ins Aus katapultierte. Für einen Moment lang vergaß ich, meine finstere Miene aufrecht zu erhalten und prustete lautlos, weil ihr Sturz so unglaublich tollpatschig und lustig ausgesehen hatte. Ein extrem schlechter, aber witziger Wortwitz lag mir auf der Zunge, aber ich hielt inne. Warum rührte sie sich auf einmal nicht und blieb einfach legen? So wie ich sie in den letzten Tagen kennen gelernt hatte, hatte ich damit gerechnet, dass sie sofort aufsprang und ihren eigenen Fehler damit ausbügelte, mich unter Dauerbeschuss innerhalb kürzester Zeit in einen Schneemann zu verwandeln. Aber sie stand nicht auf, sondern versteckte ihr Gesicht hinter ihren Handschuhen. 
"Alles in Ordnung?", fragte ich vorsichtig und ließ den Schneeball fallen, den ich noch immer festhielt und der meine Hand durch seine Kälte mittlerweile komplett betäubt hatte. Zögerlich ging ich auf sie zu, immer bereit, sofort einen Satz zurück zu machen. Das konnte immer noch eine Falle sein, obwohl sie selbst dann noch im Nachteil wäre. Trotzdem streckte ich die Hand aus und zog leicht an ihrem Arm, um ihr hochzuhelfen. "Wenn du vorhast hier liegen zu bleiben muss ich dich leider enttäuschen: Du wirst entweder zugeschneit oder dich extrem erkälten. Und nach diesen Ferien kann ich es nicht auch noch gebrauchen, dass du mich bis zum Schuljahresbeginn vollrotzt ...", murmelte ich vor mich hin, aber nicht in dem gleichen grimmigen Tonfall wie sonst. Ich begann mir tatsächlich irgendwie Sorgen zu machen. Wie lächerlich ...

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Re: Vergangenheitsplay » 8

von Castor am 29.01.2019 22:47

Das Frühstück verlief sogar einigermaßen ruhig, bis ich unter dem Tisch auf einmal einen festen Tritt gegen mein Schienbein spürte. Da ich nicht vermutete, dass mein Dad dafür verantwortlich war - das war nicht seine Art -, flackerte mein Blick sofort wütend zu Nell. Konnte sie mich nicht einmal am Weihnachtsmorgen in Ruhe lassen? Vielleicht hätte ich ihr gestern Nacht doch die Augenbrauen färben sollen ... 
Als sie dann aufstand sah ich ihr kurz irritiert hinterher, widmete mich dann aber wieder meinem Frühstück. Aus Mädchen würde ich ohnehin nie schlau werden, und Nell war noch seltsamer als alle anderen Mädchen, die ich je getroffen hatte. Ich half noch kurz den Tisch abräumen - aber auch nur, weil Weihnachten war -, bevor ich mich nach oben verzog. Ich wartete auf ein paar Briefe von meinem Freunden, die jetzt sicher grade noch in der Großen Halle saßen und Knallbonbons öffneten. Seufzend sah ich aus dem Fenster und sah nach einiger Zeit, wie Nell dick eingepackt durch den Schnee stiefelte. Nur ein paar Sekunden später hörte ich meinen Vater rufen und in mein Zimmer stapfen. "Ich will aber nicht", knurrte ich ihn an, musste mich aber geschlagen geben. Obwohl ich mittlerweile sogar größer war als er, zwang er mich irgendwie dazu, meine dicke Daunenjacke anzuziehen. 
Mit dem wahrscheinlich finstersten Gesichtsausdruck, den ich in diesen Ferien aufgesetzt hatte, stapfte ich durch den Schnee auf Nell zu. Wen von beiden ich grade mehr hasste, konnte ich gar nicht sagen. Mein Dad war zwar auf die dumme Idee gekommen, eine Schneeballschlacht anzuzetteln, um unsere 'Geschwisterbindung' zu stärken, aber sie hatte ihn doch erst auf die Idee gebracht. 
Ihr Schneeball traf mich gegen die Brust, wo der Schnee teilweise am Reißverschluss meiner Jacke hängen blieb. Verärgert wischte ich die Reste weg, bückte mich dann und formte ebenfalls einen Schneeball. "Das Blau steht dir sowieso viel besser", erwiderte ich zischend, zielte und traf sie an der Schulter, sodass ein Teil des Schneeballs in ihren Schlumpfblauen Haarsträhnen hängen blieb. Ob ihr wohl klar war, dass ich im Quidditchteam der Ravenclaws war und deshalb eine sehr hohe Trefferquote hatte? Diesen Kleinkrieg wollte sie vielleicht lieber nicht führen ...

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Re: Vergangenheitsplay » 8

von Castor am 28.01.2019 23:40

Wenn mein Magen am nächsten Morgen nicht immer noch unzufrieden gegrummelt hätte, wäre ich glatt davon ausgegangen, dass ich mir den kleinen Essenskrieg nur erträumt hatte. Obwohl ich nur wenig Schlaf bekommen hatte, war ich doch so ausgeruht wie selten - zumindest bezeugten die Kissenabdrücke in meinem Gesicht von meinem Tiefschlaf. Ich würde auch erst dadurch wach, dass mir der Geruch von Bacon in die Nase stieg, gefolgt von einem lauten Klopfen gegen meine Tür, das nur von meinem Dad stammen konnte. Müde fuhr ich mir durch die Haare, die in alle Richtungen abstanden, gab aber sofort auf, das Chaos auf meinem Kopf beseitigen zu wollen. Hier im Haus war sowieso niemand, den das interessierte. Oder bei dem es mich interessierte, wenn man mich so sah. Weil es der Weihnachtsmorgen war - und vielleicht auch nur, weil ich hoffte, endlich einen neuen Besen unter dem Baum zu finden - machte ich mich auf dem Weg nach unten. Ich ließ mich, genau wie gestern Abend, Nell gegenüber auf den Stuhl plumpsen und griff direkt gierig nach dem Teller mit dem Bacon. Meine Stiefschwester würdigte ich dabei keines Blickes - obwohl ihre blauen Haare zerzaust sogar noch lustiger aussahen als ohnehin schon. Aber es war Weihnachten, und ich hatte mir vorgenommen sie - zumindest heute - in Ruhe zu lassen. Oder eher sie zu ignorieren, damit sie mich auch in Ruhe ließ. Außerdem waren mir die Zaubertrank Zutaten ausgegangen ... wenn sie noch einmal plante, mir etwas unters Essen zu mischen, konnte ich nicht mithalten. Obwohl es im Muggelsupermarkt um die Ecke bestimmt auch genug ekelige Dinge gab, die ihr das Essen versauen würden ...

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Re: Vergangenheitsplay » 8

von Castor am 28.01.2019 21:16

Nachdem ich fast das komplette Abendessen wieder hochgewürgt hatte - Merlin sei Dank! - hatte ich mich in mein Zimmer verzogen, um wenigstens für den Rest des Abends meine Ruhe zu haben. Ich tüftelte an einem Plan, wie ich an Nells Geschenken ein paar Stinkbomben anbringen konnte, bis ich irgendwann, immernoch in den Klamotten, die ich den Tag über getragen hatte, wegdämmerte. Erst spät in der Nacht wachte ich wieder auf, weil ich im Schlaf vom Bett gerollt war. Krächzend rieb ich mir den Hinterkopf, den ich mir an meinem Nachttisch gestoßen hatte. Mein Hals war furchtbar trocken - was nach der ganzen Kotzerei eigentlich kein Wunder war -, aber meine Essensvorräte hatte ich heute Mittag komplett aufgebraucht. Murrend stand ich also auf und schlurfte die Tür herunter Richtung Küche. Als ich grade mindestens einen Liter Wasser direkt aus der Flascher herunterkippte, blieb mein Blick allerdings an unserem Weihnachtsbaum hängen ... oder eher an dem, was davor hockte. Präparierte sie jetzt etwa schon den Baum, um sich irgendwie an mir zu rächen. Leise stellte ich die Flasche beiseite und schlich mich an sie heran, um sie auf frischer Tat zu ertappen. 
Allerdings konnte ich schon von ein paar Metern Entfernung sehen, dass sie sich offenbar gar nicht am Baum zu schaffen machte. Erst als ich um sie herum ging sah ich, dass ihre Augen geschlossen waren. Wie im alles in der Welt schaffte sie es, im Sitzen einzuschlafen? Verblüfft betrachtete ich ihr schlafendes, fast friedliches Gesicht. Wenn sie nicht ihren dauergenervten Ausdruck aufgesetzt hatte, sah sie fast unschuldig aus. Fast. Wären da nicht die blauen Haare, die ich ihr verpasst hatte, die im Schein der Lichterketten fast grün aussahen. 
Ein - sehr großer! - Teil von mir dachte darüber nach, diesen Moment, in dem sie so schutzlos war, auszunutzen. Ich könnte ihren Augenbrauen den passenden blauen Farbton verpassen, oder - noch besser - ihr direkt eine neue Kurzhaarfrisur verpassen. Der Schock morgen früh wäre bestimmt riesig. Allerdings ließ mich dieser friedliche Gesichtsausdruck zögern - sie hatte schon den Krieg vorhin verloren; vielleicht war sie gar nicht dumm genug, um noch einmal etwas zu versuchen. Wenn ich sie also nicht wieder durch irgendetwas provozierte könnte ich die nächste Woche vielleicht wirklich noch in Ruhe verbringen. 
Die Begründung erschien mir einleuchtend, das war sinnvoll. Warum allerdings ich sie jetzt vorsichtig hochhob und sie vorsichtig auf dem Sofa ablegte, konnte ich nicht genau sagen. Mit einer langsam Handbewegung hob ich ihren Kopf mit einer Hand an und schob mit der anderen ein Kissen darunter. Dass sie die kleine Reise aufs Sofa komplett verschlafen hatte verwunderte mich, allerdings war es vielleicht auch besser so. Ich mochte sie zwar nicht besonders, aber ich war kein Unmensch. Und wenn sie nicht wusste, dass ich derjenige gewesen war, der ihr die grauenhaften Nackenschmerzen am Morgen erspart hatte, würde sie auch nicht denken, dass ich irgendwie einen Rückzieher machte. Ich löschte noch das Licht in der Küche, bevor ich mich wieder mit leisen Schritten in mein Zimmer verzog, um wenigstens noch ein bisschen Schlaf zu bekommen.

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Re: Vergangenheitsplay » 8

von Castor am 27.01.2019 19:43

Ich zählte die Minuten, die wir uns so gegenüber saßen und das Essen herunterwürgten. Nell hielt erstaunlich lange durch, zumindest wenn man bedachte, was sie sich da grade zu essen zwang. Das letzte Mal, als mir eine Portion Kelpie Schuppen untergejubelt wurde hatte ich nicht so lange durchgehalten. Das war allerdings schon ein paar Jahre her - mit den Jahren war ich vorsichtiger geworden und hatte nicht mehr alles angerührt, was mir vorgesetzt wurde. Jetzt war die Situation natürlich eine ganz andere - weshalb es umso lustiger war, dass Nell jetzt aufsprang und ohne ein weiteres Wort aus dem Raum stürmte. Unsere Eltern starrten ihr ratlos hinterher, während ich vor mich hingrinste und unbemerkt den Bissen, auf dem ich grade herum kaute, wieder auf meinen Teller spuckte. "Restalkohol", meinte ich nur und zuckte mit den Schultern. Gut für mich, dass sie wirklich gestern Abend noch unterwegs gewesen war und ihre späte Ankunft auch noch lautstark angekündigt hatte. Mein Dad würde zumindest diesmal nicht daran denken, dass ihre plötzliche Magenverstimmung etwas mit mir zu tun hatte, und was ihre Mum von mir dachte interessierte mich sowieso nicht. Mit einem siegessicheren Grinsen stand ich auf, nahm sowohl ihren als auch meinen Teller und bewegte mich zur Küche. "Ich schaue mal nach ihr", bemerkte ich großzügig, als ihre Mum Anstalten machte, aufzustehen. Ich schenkte ihr ein übertrieben freundliches Lächeln, während ich das Essen auf beiden Tellern komplett in den Mülleimer kippte. 
Während unsere Eltern also ihr Essen fortsetzten, schlich ich mich durch den Flur zum Badezimmer, in dem ich Nell hören konnte. "Ich würde nicht auf deine Haare zielen; ich habe gehört, dass Kelpie Schuppen abfärben. Und du willst doch deine neue Haarfarbe nicht verunstalten", rief ich durch die Tür und lief dann mit einem Grinsen die Treppe hinauf. Als ich das Badezimmer im oberen Stockwerk betrat, konnte ich grade noch die Tür hinter mir abschließen bevor mein Magen sich ebenfalls gegen das eklige Essen wehrte, dass ich heruntergezwungen hatte. Nicht grade das beste Weihnachten, dass ich je gehabt hatte. Aber dafür hatte ich wenigstens jetzt in diesem Kleinkrieg irgendwie gesiegt. Das war es wert gewesen.

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Re: Vergangenheitsplay » 8

von Castor am 26.01.2019 22:53

Ich tat so, als ob ich ihre Worte nicht gehört hatte. Das Lachen würde ihr gleich sowieso vergehen. 
Nell ließ sich zwar nicht wirklich viel anmerken, aber ihr kurzes Zögern entging mir trotzdem nicht. Auf meinem Gesicht breitete sich trotz meines Flubberwurm-Salats ein selbstzufriedenes Lächeln aus, als ich sah, wie sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen. 
"Großartig", erwiderte ich übertrieben euphorisch und schob mir gleich demonstrativ eine weitere Gabel mit dem verdorbenen Essen in den Mund. Wenn sie jetzt beweisen wollte, wie lange sie durchhielt - bitte, dann konnte sie das tun. Ich würde bestimmt nicht der erste, der seine Gabel weglegen würde, zumindest nicht, bevor mein Teller leer war oder Nell selbst aufgab. Die letzten Jahre über hatte ich ja immerhin schon genug Möglichkeiten gehabt, meinen Magen auf so etwas zu trainieren und meinen Gesichtsausdruck dabei zu kontrollieren ... und dabei wurde mir schon sehr viel ekligeres Zeug unter das Essen gemischt. Da würde heute bestimmt nicht der Tag sein, an dem ich meinen Rekord brechen würde. 
"Möchtest du noch Nachschlag, Schwesterherz?", fragte ich übertrieben süß und klatschte ihr, ohne ihre Antwort abzuwarten, einen weiteren Löffel mit dem Salat auf den Teller. Mein Vater grinste dümmlich vor sich hin, als wäre das hier an dem Tisch wirklich nur eine freundliche Konversation zwischen neuen Geschwistern, während Nell grade dabei war, mich mit ihrem Blick umzubringen. 

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