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Re: Vergangenheitsplay » 10
von Avery am 14.03.2018 22:21Als ich angesprochen wurde, blinzelte ich etwas irritiert. War das nicht der Mann von... ich sah erneut zur Straße und schüttelte dann verwundert den Kopf. "Klar." sagte ich dann, und räumte mein Buch von dem mir gegenüberliegenden Platz, damit er sitzen konnte.
Warum er sich aber zu mir setzte, war mir schleierhaft. Erneut sah ich mich im Café um und da fiel es mir wieder ein – es war brechend voll. Klar musste er sich zu jemandem setzten. Gedanklich schlug ich mir selbst gegen den Kopf. Ich war heute mal wieder nicht die hellste Leuchte im Kronleuchter. Mein Blick fiel auf den Platz unmittelbar vor mir und ich bemerkte erst jetzt, dass mittlerweile meine Bestellung gekommen war. Wann genau konnte ich nicht sagen, ich war zu sehr in Gedanken versunken gewesen. Ein weiteres mal schüttelte ich über mich selbst den Kopf. Ich war heute aber auch zerstreut.
Der Mann mir gegenüber bestellte ebenfalls einen Kakao, was ihn unglaublich sympathisch machte. Ich hasste diese Menschen, die immer nur schwarzen Kaffee tranken, weil sie zu alt für heiße Schokolade waren. Naja, hassen war zu viel gesagt... ich verstand es einfach nicht. Ich hatte zwar ebenfalls mein Standardgetränk, aber einen Kakao hier und da ließ sich immer wieder gern einbringen.
Ich griff nach meiner Tasse und nahm einen große Schluck. Die Süße durchströmte mich und ich schloss genießerisch die Augen. Ich liebte Schokolade. Dann fiel mir wieder ein, dass ich gar nicht mehr alleine war. Vorsichtig öffnete ich die Augen und sah zu dem Mann vor mir. Also war er weder ein Kriegsheld, noch ein Ehebrecher. Zumindest nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Er war einfach nur ein Typ, der Kakao in einem Café trinken wollte. Meine innere Reporterin war alles andere als zufrieden. Vielleicht würde sich ja doch noch die ein oder andere Geschichte aus ihm herauslocken lassen. Ich grinste in mich hinein.
Gerade als ich anfing, meinen Scone mit Marmelade zu bestreichen, kam auch sein Essen – es sah sehr gut aus.
„Ich bin übrigens Avery." stellte ich mich im selben Moment vor, in dem er auch anfing zu sprechen. Ich lachte und nickte dann. Ja, heute war es wirklich mal sehr schön. Eigentlich war es sogar zu schade um drinnen zu sitzen. Gestern, als ich frei gehabt hatte, hatte es den ganzen Tag geregnet. Da habe ich auch drinnen gesessen. „Eigentlich nicht sehr klug, diese Gelegenheit im Sonnenschein zu laufen, zu verschwenden in dem man drinnen sitzt." ich lächelte ihm zu und linste dann zu seinen Händen. Also verheiratet schien er schon mal nicht zu sein. Er trug weder einen Ring, noch war ein Abdruck von einem solchen zu sehen. Ich hatte keinerlei spezielle Absichten, nur reichte manchen Ehefrauen schon ein einfaches Gespräch ihrer Männer mit einer anderen Frau und sie drehten total durch. Das hatte ich schon mal und dabei war es nur um ein Interview gegangen – eine Wiederholung war nicht wünschenswert. Ich sah wieder auf in sein lächelndes Gesicht und nahm endlich den ersten Bissen von meinem Gebäck,. Es schmeckte himmlisch.
Re: Vergangenheitsplay » 10
von Avery am 14.03.2018 19:56Mit einem Buch und meinem noch nicht ansatzweise fertigen Artikel für die Sun bewaffnet, steuerte ich das kleine Café an der Straßenecke an.
Einige der alteingesessenen Bedienungen kannten mittlerweile sogar schon meinen Namen und brachten mir ohne weitere Nachfrage das, was ich immer bestellte: Einen Blaubeer- Cheescake - Muffin und einen White Café Mocca mit Laktosefreier Milch. Ich vertrug Laktose zwar, aber die Milch war etwas süßer und somit konnte ich gut auf den Zucker verzichten, denn davon hatte der Muffin schon mehr als genug.
Das Café war gut besucht und ich ergatterte wirklich gerade noch so den letzten freien Tisch. Zum Glück war ich, wie eigentlich immer, alleine, denn an dem Tisch war gerade mal Platz für vielleicht noch eine weitere Person.
Ich ließ die Arbeit in meiner Tasche und zog stattdessen mein Buch heraus. Es war aus der Bibliothek und schon sehr zerlesen. Der Rücken hatte wirklich schon sehr gelitten und die Seiten waren vergilbt. Ich würde es wohl pflegen, sobald ich wieder an meinem Arbeitsplatz war, das hatte dieses Werk verdient.
Ich fischte mein Lesezeichen heraus und las weiter. Die Gedichte und Liebesbriefe großer Männer waren wirklich sehr schön und inspirierend. Ich seufzte und ließ mich in Gedanken im Italien vergangener Jahrhunderte nieder.
Gerade, als Beethovens 'Unsterbliche Geliebte' mir ein Lächeln auf die Lippen zauberte, holte mich ein Räuspern zurück in die Realität. Verwirrt blickte ich in das mir vollkommen unbekannte Gesicht einer jungen Frau. Es dauerte einige Momente, bis mir klar wurde, dass sie eine Kellnerin war – und zwar eine neue Kellnerin, die wirklich noch fragen musste, was ich wollte. Ich war schon kurz davor, mein übliches Menü zu bestellen, als ich den Kopf schüttelte. Ich sollte die Chance vielleicht nutzen und etwas anderes bestellen. „Eine belgische heiße Schokolade und..." ich linste an ihr vorbei zur Speisekarte „...die Scones bitte." sagte ich lächelnd. Sie schrieb alles fleißig mit, nickte und verschwand dann.
Eigentlich hatte ich weiterlesen wollen, aber der Zauber war dahin und so starrte ich einfach auf die Straße vor mir und versuchte nicht an den unfertigen Artikel zu denken, der mir immer noch auf die Seele drückte. Ich hatte nichts. Noch nicht mal das Thema und ich bezweifelte, dass mir demnächst etwas einfallen würde. Und das, obwohl mir alles offen stand. Das mit der Zeitung machte ich aus Spaß, immer mal wieder und in unterschiedlichen Bereichen. Mein Blick fiel erneut auf mein Buch. Vielleicht sollte ich anfangen, die Männer der heutigen Zeit mit denen vergangener Zeiten zu vergleichen? Das wäre sicherlich ein interessantes Projekt... Ich grinste vor mich hin und sah erneut zur Straße. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand ein recht gutaussehendes Exemplar.
Er schien etwas zu suchen oder jemanden? Ich legte den Kopf schräg und mein Blick verschwamm. Vielleicht war er gerade aus dem Krieg gekommen. Früher als erwartet und nun wollte er seine Frau überraschen... Oder er sah nur nach, ob hier auch ja keiner war, den er kannte, damit er sich mit seiner heimlichen Geliebten treffen konnte. Dass es verschiedene und vor allem auch grausame Arten von Männern oder eher Menschen gab, hatte ich schon recht früh gelernt. Aber daran wollte ich nicht denken, also versuchte ich meinen Blick wieder zu klären und den Mann weiter zu betrachten, aber er war verschwunden...