Zukunftsplay » 11
Erste Seite | « | 1 ... 5 | 6 | 7 | 8 | 9 ... 16 | » | Letzte
[ Nach unten | Zum letzten Beitrag | Thema abonnieren | Neueste Beiträge zuerst ]
Re: Zukunftsplay » 11
von Merle am 08.02.2018 23:50Er ergriff meine Hand und es war wie ein Stromschlag, der mein Herz belebte. Aber dann plötzlich, ging ein Ruck durch meinen Körper und ich fiel. Ich stieß einen spitzen, erschrockenen Schrei aus und landete weich auf dem Kissen. Ich hatte vor Schreck die Augen zugekniffen und blinzelte nun ganz vorsichtig. Castor war genau über mir, nur Zentimeter entfernt. Er grinste breit, weil er dachte, er hätte gewonnen. Wusste er eigentlich, wie viel ich in diesem Moment gewann? Er roch unglaublich gut, auch wenn ich nicht ganz identifizieren konnte, wonach. Seine Locken fielen ihm kringelnd in die Stirn. Ich ignorierte sein Kommentar. Sein Anblick zog mich viel zu sehr in den Bann. Er war so schön. Ganz vorsichtig und langsam, damit er zurückweichen konnte, wenn er es nicht wollte, hob ich meine Hand und strich ihm durchs Haar. Das hatte ich schon seit einer Ewigkeit mal tun wollen. Sie waren genauso weich, wie ich immer gedacht hatte. "Ich mag das." ich lächelte und zupfte vorsichtig an einer dieser Locken. Es war ein sehr schöner Moment. Kurz dachte ich, er würde mich küssen...
Und dann war der Moment vorbei. Cas zuckte zusammen und richtete sich auf. Die Hand, die er bis eben noch gehalten hatte, fiel kraftlos neben mich. Meine andere Hand, die eben noch durch sein Haar gestrichen hatte, war in dem plötzlich zwischen uns entstandenen Raum wie erstarrt. Ich richtete mich ebenfalls auf und sah ihn verwundert an. Erneut war ich ihm unglaublich nah, da ich durch das Aufrichten die Lücke geschlossen hatte. "Ist alles okay?" fragte ich lächelnd und legte den Kopf leicht schief. Ich war mir nicht ganz sicher, ob er das eben auch gefühlt hatte. So sicher und geborgen. Es war eigentlich nichts besonderes gewesen, aber eben war ich für einen kurzen Moment unglaublich glücklich und hatte alle Probleme dieser Welt vergessen. Es hatte nur ihn gegeben, und ich wollte das wieder. Ich beugte mich ein kleines Stück nach vorne und lächelte. Dadurch, dass ich mich auch aufgesetzt hatte, war ich ihm nun so nah, dass unsere Nasenspitzen sich fast berührten.
Re: Zukunftsplay » 11
von Castor am 09.02.2018 00:24Merles spitzer Schrei ließ mich ein Geräusch ausstoßen, was einem Kichern ziemlich nahe kam. Es gab kaum Leute, mit denen ich Zeit verbringen und dabei einfach ich sein konnte. Merle war der erste Name auf dieser wirklich kurzen Liste, und den Platz würde sie wohl für immer behalten. Nichts könnte daran jemals etwas ändern.
Ich beobachtete sie überrascht, als sie begann mit einer Hand durch meine Haare zu fahren. Als ich mich zurück zog blieb ihre Hand in der Luft zwischen uns hängen und meine Locken fielen mir wieder in die Stirn, aber ich war zu abgelenkt um sie wegzustreichen. Zu abgelenkt von Merles Hand, die immer noch in der Luft schwebte, ihren Augen die meiner Bewegung gefolgt waren und dann auf einmal wieder von ihrer plötzlichen Nähe, nachdem sie die Lücke zwischen uns beiden geschlossen hatte.
Ihre Worte hörte ich nur gedämpft. "Ja", murmelte ich und nickte abwesend, während ich sie weiter ansah. Allerdings zuckte ich diesmal nicht zurück. Ein Lichstrahl fiel durch das große Fenster über uns, sodass Merles ohnehin schon goldene Haare noch mehr zu strahlen schienen. Ich wusste garnicht wie mir geschah, da hatte ich die winzige Lücke zwischen uns schon geschlossen und legte sanft meine Lippen auf ihre. Insgeheim hatte ich mich immer gefragt, wie es wohl wäre Merle zu küssen. Und es jetzt zu tun enttäuschte meine Vorstellungen nicht im geringsten. Ihre Lippen waren genauso weich, wie ich es vermutet hatte.
Ich hob eine Hand und legte sie an ihre Wange, um sie noch ein Stück näher an mich zu ziehen, aber dann erstarrte ich. Was tat ich hier bitte grade? Ich küsste meine beste Freundin! Das war so ungefähr die einzige Sache, die ich mir geschworen hatte NIEMALS zu tun. Das würde viel zu viel kaputt machen.
Ich löste mich schnell von Merle und rappelte mich in einer einzigen Bewegung auf, um schnell möglichst viel Abstand zwischen uns beide zu bringen und dieser Verlockung zu widerstehen, meine kreischenden Gedanken einfach abzuschalten.
"Oh mein Gott", murmelte ich und raufte mir unruhig die Haare, während ich mich von ihr wegdrehte um mich ein wenig zu sammeln. Dann drehte ich mich, um sie anzusehen und lachte. Ein leichtes und sehr sehr nervöses Lachen. "Es tut mir leid", sagte ich dann. Ich hatte das Gefühl, dass ich mir jeden Moment selbst die Locken auf meiner Stirn ausreißen würde, weil ich immer noch wie ein Irrer vor Nervösität durch meine Haare fuhr. "Da ... da haben deine Veelagene wohl doch zu gut auf mich gewirkt", sagte ich mit belustigtem Unterton in der Stimme, obwohl mir jetzt eher zum Weinen zumute war. Aber Merle würde das verstehen, oder? Sie wusste doch, wie sie auf andere Leute wirkte! Und dann war ich halt auch mal schwach geworden, da war doch nichts dabei ... "Wow, es hat echt 6 Jahre gedauert, bis es bei mir gewirkt hat ... hab ich damit wohl einen Rekord aufgestellt?" Ich presste die Lippen zusammen und stieß noch einmal dieses nervöse Lachen aus, das garnicht nach mir klang. Mein Atem war sehr unruhig und stockend. Das konnte doch nicht wahr sein. War das wirklich grade passiert? Ich war so ein Idiot ...
Don't carry the world upon your shoulders, for well you know that it's a fool
who plays it cool by making his world a little colder
Re: Zukunftsplay » 11
von Merle am 09.02.2018 00:56Er beobachtete mich. Die ganze Zeit über. Sein Blick wanderte von meiner Hand zu meinen Haaren und dann zu meinen Lippen. Kurz dachte ich, ich würde träumen, als er sich vorbeugte und um mich tatsächlich zu küssen.Wie lange hatte ich mir das gewünscht? Aber das elektrisierende Gefühl, das seine Lippen auf meinen verursachte war zu stark um nur meiner Fantasie entsprungen zu sein.
Meine Erstarrung löste sich zum Glück recht schnell und ich erwiderte seinen Kuss. Er legte sein Hand, die meine Haut verbrennen zu schien, an meine Wange und zog mich noch näher an sich. Ich hatte das Gefühl das erste Mal seit einer Ewigkeit wieder dort zu sein, wo ich hingehörte. Gerade woltte ich die Arme um ihn legen, als er sich von mir löste und aufsprang.
Ich war so erschrocken, dass ich ebenfalls auf die Beine sprang. Er war plötzlich sehr weit weg. Verwirrt ging ich einige Schritte auf ihn zu. Er stand mit dem Rücken zu mir und strich nun selbst durch seine Locken. "Cas...?" flüsterte ich und streckte eine Hand in seine Richtung aus, bereit ihn zu beruhigen. Doch seine nächsten Worte ließen mich wieder erstarren. Mein Herz schien die Bedeutung seiner Worte zu verstehen, bevor mein Kopf es tat, denn es zersplitterte, bevor ich die Worte und deren Sinn überhaupt einordnen können. Die Hand, die ich eben noch nach ihm ausgestreckt hatte, presste ich nun an die Stelle unter der wohl mein Herz geschlagen hatte, bevor es zerbrochen war. Ich drückte so fest, als würde ich die Splitter so aufhalten können zu zerfallen, als könnte ich sie so wieder zusammen zwingen können.
Doch sein Tonfall und seine Worte waren zu zerstörerisch und zu zielsicher um mein Herz zu verfehlen. Meine Augen brannten, aber ich wollte nicht vor ihm weinen. Es reichte schon, dass er den Schmerz in meinem Gesicht sehen konnte und die Tränen in meinen Augen. "Einen Rekord hast du wohl aufgestellt. Ich habe noch nie gehört, dass Jemand ein Mädchen innerhalb einer halben Minute von dem glücklichsten in das unglücklichste der Welt verwandelt hat." Meine Stimme zitterte fürchterlich. Sie klang ganz erstickt durch die Tränen, die mir die Kehle zuschnürten. Eine einzelne Träne löste sich und hinterließ eine brennende Spur auf meiner Wange. Bevor er noch etwas sagen konnte, das mich möglicherweise noch mehr verletzte, rannte ich los.
Ich rannte den Gang entlang. Aber wohin war mir nicht klar. Ich wusste nicht wo ich hin sollte. Ich bog um die nächste Ecke und entdeckte eine mir sehr bekannte Tür. Tea's Zimmer. Ich sprintete los, riss die Tür auf, stürzte herein und schloss sie wieder hinter mir. Tea war nicht da. Das war sie nie. Ich rutschte an der Tür herab und ließ den Tränen freien Lauf. Der Schmerz war überweltigend.
Re: Zukunftsplay » 11
von Castor am 09.02.2018 01:26Es verwirrte mich selbst, wie sehr die ganze Atmosphäre im Raum sich innerhalb von ein paar Minuten verändern konnte. Eben noch hatten wir hier nur Duellierzauber geübt, und jetzt?
Merles leise Stimme drang an mein Ohr und die Art, wie sie meinen Spitznamen aussprach löste ein Kribbeln in meinen Fingerspitzen aus. Ein ganz großer Teil von mir - ein viel zu großer Teil! - wollte sich umdrehen und sie einfach wieder küssen, aber ich verbot mir jeglichen Gedanken darüber. Das war immernoch Merle hier vor mir. Ich durfte solche Gedanken nicht haben.
Ich war ein schrecklicher Mensch, wenn es um Beziehungen ging. Einen gewissen Ruf müsste ich mittlerweile auch schon haben, und Merle musste doch davon wissen. Ich wollte nicht, dass sie sich als ein Mädchen von vielen fühlte. Sie bedeutete mir hundert mal so viel wie alle Mädchen zusammen, mit denen ich je etwas zu tun hatte, aber mir blieben die Worte im Hals stecken.
Als ich sie wieder ansah runzelte ich besorgt die Stirn. Da waren Tränen in ihren Augen. Verdammt nochmal, ich hatte sie doch nicht verletzen wollen. Obwohl ich nicht ganz realisierte, warum sie jetzt weinte ...
"Merle, ich ...", begann ich, während ihre Worte immer wieder in meinem Kopf kreisten, ohne wirklich Sinn zu ergeben. Aber noch bevor ich irgendetwas sagen konnte, war sie durch die Tür verschwunden. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich schaltete und hinter ihr her lief. In einem Sprint hätte ich sie wahrscheinlich locker schlagen können, aber jetzt hatte sie einen deutlichen Vorsprung. Ich konnte sie noch um eine Ecke abbiegen sehen, aber als ich langsam endlich aufholte, knallte sie mir die Tür vor der Nase zu. Verwirrt blickte ich mich um und realisierte erst jetzt, wo wir uns eigentlich befanden. Das war das Zimmer ihrer Schwester, das hatte sie mir schon mal erzählt.
Im Moment war mir aber egal, ob diese sich auch darin befand oder eben nicht. Ich klopte mit beiden Fäusten fest vor die Tür.
"Merle!", rief ich laut und hoffte, dass sie mich durch die Tür hören würde. Oder eher, dass sie die Tür aufmachen würde. "Mach die Tür auf!" Mein Klopfen hallte auf dem dunklen Korridor wider. "Bitte!"
Ich wusste nicht, wie lang ich im Endeffekt an die Tür klopte, aber irgendwann gab ich doch auf. Sie würde nicht so schnell wieder heraus kommen, zumindest nicht wenn ich davor stand. Verdammt nochmal.
Frustriert trat ich mit dem Fuß gegen die Holztür und fluchte dann leise, während ich mich mit dem Rücken müde an die Steinwand daneben lehnte. Wieso war ich auch so blöd gewesen? Ich hätte sie einfach nicht küssen dürfen ... aber ich verstand ihre Reaktion einfach nicht. Wir waren Freunde, beste Freunde, und das seit Jahren. Mehr war da noch nie gewesen!
Erst jetzt überlegte ich, ob es nicht von ihrer Seite nicht doch mehr gewesen sein könnte ... mit der Zeit. Aber dann schüttelte ich den Kopf. Ich kannte Merle doch. Sie könnte das doch nach all den Jahren nicht vor mir verbergen, oder?
Don't carry the world upon your shoulders, for well you know that it's a fool
who plays it cool by making his world a little colder
Re: Zukunftsplay » 11
von Merle am 09.02.2018 02:05Ich hörte ihn vor der Tür. Sie erzitterte, als er dagegenschlug. Ich würde die Tür aber nicht aufmachen. Niemals wieder. Tea würde irgendwann reinkommen, aber das war egal. Es schienen Stunden zu vergehen, bis er aufgab. Es könnten aber auch nur Minuten oder Sekunden gewesen sein. Zeit spielte keine Rolle. Ich würde morgen einfach schwänzen und nichts essen. Dann könnte ich ihm noch etwas länger entgehen. Als ich so viel geweint hatte, dass einfach keine Tränen mehr kamen, begann ich mich selbst hin und her zu wiegen und zu summen um mich zu beruhigen. Es war ein Schlaflied, das Teagan manchmal gesungen hatte, wenn ich Alpträume hatte. Früher. Als Alpträume meine größten Sorgen waren und der größte Schmerz durch ein aufgeschürftes Knie verursacht wurde. Sorgen, die meine Schwester mit ein paar Worten davonwischen konnte und Wunden, die Mamas heiße Schokolade heilen konnte. Aber meine schlimmsten Alpträume waren wahr geworden, trotz allem, was Teagan mir versprochen hatte und keine Süßigkeit der Welt konnte die Erinnerung an Castors Worte wieder auslöschen.
Ich brauchte jetzt etwas vertrautes, etwas, dass mir bekannt war und das mir das Gefühl gab, alles würde wieder gut werden. Ich rappelte mich auf. Meine Augen brannten höllisch und ein Blick in den Spiegel verriet mir, dass meine Mascara komplett verlaufen war. Ich sah grauenvoll aus. Meine Augen waren gerötet und leicht geschwollen. Ich zog meine Schuhe aus- meine Jeansjacke und mein Umhang hatte ich im Klassenzimmer zurückgelassen- und krabbelte in Teas Bett. Als ich mich in ihr Kopfkissen kuschelte, konnte ich sie quasi schon schimpfen hören, dass ich es mit meiner Schminke ruiniert hatte, aber das war mir egal.
Der vertraute Geruch meiner Kindheit umgab mich und ich ließ mich fallen. Wie oft hatte ich als kleines Mädchen im Bett bei meiner Schwester geschlafen? Bestimmt hunderte male, aber das schien mehr als ein Leben her zu sein. Ich schloss meine Augen- aus denen schon wieder Tränen quollen- und beschloss einfach so lange hier zu liegen, bis Teagan kam und mich hinauswarf. Vom ganzen Weinen und meinem Gefühlschaos erschöpft schlief ich ein. Castors Worte und sein Gesicht verfolgten mich durch meine Träume, aber auch die Stimme meiner Schwester, die zu mir sprach. 'Psssch...Meer, das ist nur ein Traum. Alles ist gut, ich hab dich.'
Re: Zukunftsplay » 11
von Castor am 09.02.2018 15:20Irgendwann gab ich einfach auf. Was für einen Zweck hatte es, mir hier die Hände wund zu schlagen, wenn sie mir doch sowieso die Tür nicht öffnen würde? Dafür kannte ich Merle gut genug. Vielleicht sollte ich sie einfach zur Ruhe kommen lassen und selbst erst einmal ein bisschen nachdenken. Ich wusste sowieso nicht wirklich, was ich ihr sagen sollte, falls sie doch die Tür öffnen würde. Dafür war ich selbst zu verwirrt.
Mein Rufen und Klopfen wurde mit der Zeit einfach immer leiser geworden, bis es ganz zerstarb. Stöhnend lehnte ich meine Stirn an die Tür. Wieso war ich so ein Idiot?
Irgendwann drehte ich mich einfach um und entfernte mich von der Tür, um zurück zu dem leeren Klassenraum zu gehen. Meine Sachen waren noch alle dort, und mein Zauberstab müsste bei meinem Sturz auch in irgendeine der Ecken geflogen sein.
Dort angekommen bemerkte ich, dass auch Merle's Sachen noch hier waren. Sie war eben so Hals über Kopf losgestürmt, dass sie alles andere liegen gelassen hatte.
Es dauerte einen Moment, bis ich mich rührte, dann sammelte ich meinen Zauberstab und meine restlichen Sachen ein, bevor ich auch Merles Zeug aufsammelte und zurück zu dem Raum schlurfte, in dem sie sich versteckte. Mit traurigem Ausdruck legte ich ihren Umhang, ihre Jeansjacke und die anderen Sachen neben Tea's Tür und seufzte leise. Es wäre ein leichtes, jetzt die Tür mit einem einfachen 'Alohomora' zu öffnen. Aber ich wusste nicht, ob Merles Schwester die Tür vielleicht nicht doch speziell gesichert hatten. Immerhin war sie Lehrerin, da musste es doch irgendeinen Schutz gegen neugierige Schüler geben? Merle war bestimmt eine Ausnahme, weil sie ihre Schwester war.
Und außerdem wusste ich immernoch nicht, was ich sagen sollte. Vielleicht war es doch die bessere Idee, ihr einfach ihre Ruhe zu lassen - fürs erste. Das Gespräch mit ihr würde doch nicht weglaufen, oder?
Ich schulterte meine Tasche und drehte mich wieder von der Tür weg. Aus dem Raum dahinter kam kein Laut mehr. Dann schüttelte ich den Kopf und machte mich auf den Weg zum Ravenclaw-Gemeinschaftsraum. Ich sollte mir jetzt wohl auch erstmal ernsthafte Gedanken machen.
Don't carry the world upon your shoulders, for well you know that it's a fool
who plays it cool by making his world a little colder
Teagan
Gelöschter Benutzer
Re: Zukunftsplay » 11
von Teagan am 10.02.2018 17:40Es war mal wieder ein sehr langer Tag gewesen. Mittlerweile hatte sich die Situation zugespitzt und immer häufiger konnte ich mir kleine Seitenhiebe anhören, bezüglich meines Unterrichtsfaches. Ich wollte nicht sagen, dass dies hauptsächlich von den Slytherins kam, aber so war es. Ich hütete mich jedoch davor mit den Vorurteilen weiter zu machen. Kein Schüler hatte es verdient damit konfrontiert zu werden. Und wer wusste schon wie ihr Leben aussah?
Ich hatte noch bis spät im Lehrerzimmer gesessen und Hausaufgaben kontrolliert. Sehr gewissenhaft waren meine Schüler nicht wirklich. Sie nahmen das Fach nicht ernst, was schade war. Mich hatten die Muggel schon immer sehr fasziniert.
Ich ging zu meinem Zimmer, welches ich jetzt schon seit ein paar Jahren hier hatte. Mittlerweile sah ich es beinahe wirklich als mein zu Hause an. Doch war es irgendwie einsam. Ich hatte zwar Denora und auch Pheli und Xeno. Aber in mir drin war immer noch ein tiefes Loch, welches ich nicht stopfen konnte. Dazu kam noch der langwierige Streit mit Merle. Sie war alles was ich hatte und ich fand keine Weg in ihr Leben.
Ich öffnete meine Tür und legte den Stapel an Pergament auf meinen Schreibtisch. Ich stellte meine Tasche ab und legte meinen Umhang ab. Ich öffnete meine Haare, die ich den Tag über zu einem Dutt getragen hatte und nahm mir einen Moment um tief ein und aus zu atmen. Ich lief zu dem kleinen Badezimmer, schlüpfte aus meinen Alltagsklamotten und streifte mir mein Nachthemd über. Es war ein altes von Mom, sehr elegant und in einem zarten Blauton. Ich verzichtete auf eine Dusche, das tat ich lieber morgens. Mit einer Kerze und einem guten Buch machte ich mich schließlich auf in Richtung Bett. Ich setzte mich und fuhr erschrocken hoch. Hatte ich mich gerade auf ein Bein gesetezt!? "Lumos" dachte ich und mein Zauberstab flackerte auf. Meine gerunzelte Stirn glättete sich, als ich Merles blondes Haar erkannte und es ihr zaghaft zurückstrich. Dann erst bemerkte ich die heruntergelaufene Schminke. Ich presste die Lippen aufeinander und schluckte. Ich fragte mich warum genau sie hier war. Hatte sie keinen anderen Ort gefunden wo sie ungestört sein konnte oder wollte sie wirklich zu mir? Ich beschloss dann aber, dass es wohl egal war weshalb sie hier war und dass nur zählte, dass sie hier war.
Ich stellte die Kerze auf den nachttisch und löschte sie. Dann kroch ich zu Merle in mein Bett. Ich legte sanft, dass sie nicht aufwachte einen Arm um sie. Obwohl ich müde war, konnte ich nicht sofort einschlafen. Ich wollte diesen kurzen Moment auskosten, falls er bald wieder vorbei sein sollte. Es war beruhigend jemanden neben mir atmen zu hören, was schon sehr lange nicht der Fall gewesen war.
Am nächsten Morgen wurde ich serh früh wach. Merles Schlaf war wirklich sehr unruhig. Ich beschloss aufzustehen und etwas zu Essen zu besorgen, damit sie nicht in der Großen Halle essen musste. Ich konnte mir vorstellen, dass sie das vielleicht nciht wollte. Ich bestellte Erdbeertörtchen von den Hauselfen und Kakao. Ich drapierte beides auf meinen Nachttisch und setzte mich dann mit einem eigenen Erdbeertörtchen an meinen Schreibtisch um den heutigen Unterricht einmal durchzugehen.
Re: Zukunftsplay » 11
von Merle am 10.02.2018 21:27Mir war sehr warm. Das Licht schien sich einen Weg durch meine geschlossenen Lider suchen zu wollen. Ich wollte blinzeln, aber es war einfach zu schwer. Ich wollte nicht aufstehen. Ich konnte spüren, dass da etwas war, das nach meiner Aufmerksamkeit verlangte. Ich versuchte mir die letzten Stunden ins Gedächtnis zu rufen. Vorerst erfolglos, aber als die Erinnerung dann langsam durchsickerten, wünschte ich mir meine Unwissenheit zurück. Castor. Der Kuss. Der Streit. Der Schmerz. Es traf mich mit voller Wucht und trotzdem versuchte ich mich weiter zu erinnern. Ich war zu Tea gerannt. Der erste erreichbare Ort, an dem ich mich wirklich sicher fühlen konnte. Ich erinnerte mich daran, dass Cas mir nachgelaufen war, dass ich mich in Teas Zimmer verschanzt hatte und dann irgendwann in ihr Bett gegangen war um mich in den Schlaf zu weinen. Ich erinnerte mich, an verworrene, unruhige Träume und daran, dass mich plötzlich ein merkwürdig bekanntes und tiefes Gefühl der Sicherheit ergriffen hatte. Die Träume waren zwar nicht verschwunden, aber ich hatte mich beschützt gefühlt und fähig, mich dem zu stellen. Ich überlegte weiter. Das Licht war mit ziemlicher Sicherheit Sonnenlicht, also war die Nacht vorbei. Wo war meine Schwester? War sie da gewesen? War sie hier und hatte mich nicht rausgeworfen? Die Erkenntnis traf mich unvorbereitet. Diese vertraute Sicherheit kannte ich natürlich! So war es schon immer gewesen, wenn ich vor vielen Jahren zu Tea ins Bett gekommen war, weil ich in meinem nicht schlafen konnte. Aber war das möglich? Hatte sie mich einfach bei sich schlafen lassen, als wäre ich wieder ein kleines sechs jährigem Mädchen, dass von Alpträumen heimgesucht wurde?
Ich lauschte angestrengt und hörte tatsächlich eine ruhigen Atem. Das würde seltsam werden. Vielleicht sollte ich einfach weiterhin so tun, als würde ich schlafen und erst aufstehen, wenn sie weg war...
Und dann konnte ich es riechen. Erdbeeren und Kakao. Mein Magen knurrte verräterisch und ich blinzelte vorsichtig. Jetzt war es sowieso egal. Mein Magen hatte mich schon bloßgestellt und meine Schwester würde wissen, was ich hier abzog. Sie hatte mir solcherlei Theater noch nie abgekauft. Ich seufzte. „Wie spät ist es?“ fragte ich dann. Meine Stimme war rau und kratzig. Und meine Augen taten zu sehr weh um sie geöffnet zu lassen, also hab ich es auf und hielt sie geschlossen.
Teagan
Gelöschter Benutzer
Re: Zukunftsplay » 11
von Teagan am 13.02.2018 16:52Selbst von meinem Scheibtisch aus, vernahm ich das Magenknurren von Merle und blickte hoch. Wenige Sekunden später, begann sie dann sogar zu reden. Ein Wunder. Ich wusste nicht wann wir das letzte Mal miteinander gesprochen hatten. Naja ausgenommen vom Unterricht. Ich stand auf und setzte mich sanft zu ihr. Mittlerweile hatte ich einen alten Jogginganzug von Mom an, der mir viel zu groß und teilweise schon von Motten zerfressen war. Aber ich liebte diesen Anzug mehr als alles andere was sie hinterlassen hatte.
"Es ist noch sehr früh, die anderen Schüler dürften jetzt gerade erst zum Frühstück in die Große Halle gehen." antwortete ich und schob ihr dann den Teller mit dem Erdbeertörtchen zu. Ich hoffte, dass sie die immer noch gerne mochte.
Ich zog meine Füße mit auf mein Bett und setzte mich in den Schneidersitz. Ich wusste nicht recht was ich sagen sollte. Für ein 'Guten Morgen' war es zu spät, das brachte man im Allgemeinen am Anfang einer Konversation. Ein 'wie gehts dir' verkniff ich mir ebenfalls. Offensichtlich ging es Merle nicht besonders gut. Nur wusste ich nicht, ob ich dazu befugt war nachzufragen.
"Wenn du magst, kannst du auch noch mein Törtchen haben." bot ich ihr also an. Ich hatte morgens kaum hunger. Abends eigentlich auch nicht. Ich achtete darauf, dass ich genug aß, beziehungsweise taten das meine lieben Kollegen auch, nur zur Sicherheit.
Re: Zukunftsplay » 11
von Merle am 13.02.2018 22:25Insgeheim hatte ich ja gehofft, dass der Tag schon fast um war und ich den Unterricht- in dem ich möglicherweise auf Castor treffen würde- verschlafen hatte. Ich bezweifelte, dass ich es schaffen würde, mich an Teagan vorbeischummeln zu können. Aber ich KONNTE nicht auf Castor treffen. Als ich an den gestrigen Tag dachte, fühlte es sich an, als würde mir das Herz noch einmal brechen.
Meine Schwester setzte sich zu mir und brachte glücklicherweise die göttlich riechenden Erdbeertörtchen mit. Mir entging nicht, was sie trug und wie ähnlich sie Mom sah.
Ich schluckte schwer, setzte mich auf und griff unwillkürlich an mein Medaillon. Ich hätte es einmal vor vielen Jahren geöffnet. Auf der einen Seite war ein Bild meiner älteren Geschwister und Dad und auf der anderen Seite waren Mom und Tea, die mich in der Mitte fest umschlungen halten. Ich war weinend zusammengebrochen, weswegen ich mir geschworen hatte, es nie wieder aufzumachen. Mit dem Daumen strich ich die Gravur nach. ‚My Everything‘ stand dort in geschwungener Schrift. Mir war klar, warum Mom es zurückgelassen hatte. Ihr war die Gefahr bewusst gewesen und sie versuchte uns zu schützen. Wenn ihr etwas geschah, sollte keiner wissen, dass sie eine Familie hatte, der man etwas antun könnte. Erneut schluckte ich und griff dann nach dem Törtchen. Ich verspeiste es so schnell, dass ich sehr erleichtert war, als Teagan mir auch ihres anbot. Aber auch das war recht schnell vernichtet. Erdbeeren waren einfach das beste. Wie könnte man denen nur widerstehen?
Das Schweigen zwischen uns war unangenehm. Ich dachte eigentlich, ich würde wieder verschwunden sein, bevor es zu so einer Situation kam. Aber sie hatte mich anscheinend schlafen lassen. Einerseits war das sehr...lieb, andererseits wusste jetzt keiner von uns, was wir mit dem jeweils anderen anfangen sollten. Erneut nestelte ich an meiner Kette herum. Mom hätte dieses Etwas zwischen uns gehasst. Aber Mom war nicht da und Tea hatte nicht nur mich verraten, sondern auch sie, als sie dem Orden alles nachsah. Aber ich konnte sie gerade nicht dafür hassen. Ich war einfach zu erschöpft. Meine eigenen Gefühle brachten mich um. Ich stand auf und ging schnell zu ihrem Spiegel, mopste mir ein Tuch und begann mein Gesicht von den Spuren des letzten Tages zu befreien. Ich sah grauenvoll aus!