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Re: Vergangenheitsplay » 14
von Merle am 20.08.2018 12:54Ich schnaubte. „Das rechtfertigt noch lange nicht alles!" Ich wusste selbst, dass das sehr wenig Sinn ergab, aber wenn es etwas gab, dass schlimmer war, als zu sterben, dann war es ihn zu verlieren. Und ich durfte das sagen, denn ich hatte beides erlebt. Auch wenn ich den Tod im Allgemeinen nicht favorisieren würde.
Ich hatte einen Namen schon herausgefunden. Aber den würde ich ihm bestimmt nicht nennen. Er kannte Matthew, so viel wie ich wusste. Sie waren befreundet. Gut sogar. Und sein Tod würde die Heilung bestimmt nicht beschleunigen, weswegen ich schwieg. Wie es Isis wohl ging? Meine arme Freundin musste wohl gerade durchdrehen. Ich war vom Besen gefallen und es war unklar, ob ich es schaffen würde. Bis vor einigen Tagen zumindest. Dann war ihre beste Freundin entführt worden und wahrscheinlich auch noch schuld an dieser Entführung und ihr Jahrelanger Lernpartner war ermordet worden. Nie dachte jemand an die Zurückgeblieben. Ich wusste, wie es war zurückzubleiben und das war kein Spaß. Dieser Gedanke machte mich noch trauriger, weswegen ich mich darauf konzentrierte, dass mein bester Freund, den ich so sehr liebte wie sonst niemanden, noch am Leben war. Eine leise Stimme in meinem Hinterkopf flüsterte den Namen meiner Schwester, aber ich brachte sie zum Schweigen. Ich wusste nicht, was das zwischen uns war. Das musste auch noch geklärt werden. Vielleicht hätte ich das klären sollen, bevor ich zu Cas gegangen war, denn ich würde jemanden brauchen, falls mir das Gespräch mein Herz erneut brechen würde. Oder eher sobald es mir das Herz erneut brechen würde. Er bereute die Art, wie er mir gesagt hatte, dass er nicht dasselbe empfand, aber das änderte den Umstand an sich nicht. Doch auch daran wollte ich jetzt noch nicht denken.
Langsam sickerte sein Argument durch meine Gedanken. „Ich glaube nicht, dass es Absicht war. Isis kennt sie. Sie ist wohl ganz lieb und eher schüchtern. Wenn sie es war, dann nicht, weil sie es wollte." ich zuckte mit den Schultern und bereute es sofort, da der Schmerz enorm war, der dadurch ausgelöst wurde. Und auch wenn ich sie ebenfalls irgendwie verteidigte, durchbohrte mich die Eifersucht. Sie schwang in meiner Stimme mit. Er verteidigte sie. Mochte er sie vielleicht? Ich schluckte schwer. „Bist du wegen ihr mitgegangen?" fragte ich leise und versuchte das grüne Monster zu verstecken, das in meinem Herzen Samba tanzte, aber es klappte nicht wirklich. Selbst wenn er zugedröhnt war bis zum geht nicht mehr, er kannte mich gut genug um die Eifersucht aus meinen Worten triefen zu hören. Ich biss mir heftig auf die Lippe, sosehr, dass ich sogar Blut schmeckte. Verdammt.
Ich zog die Decke um ihn fester, damit ihm warm wurde. Auch, wenn das den Körperkontakt größtenteils unterbrach. Es war wichtiger, dass er nicht fror. Es kam selten vor, dass ich das Wohl eines anderen über mein eigenes stellte. Ich seufzte leise. Ja, im Normalfall war ich ein recht egoistischer Mensch.
Cas schlief dann doch recht schnell ein und ich beobachtete ihn eine Weile. Irgendwann kam er näher und zog mich an sich. Das warme Gefühl, das mich durchströmte war herrlich! Ich lächelte und kuschelte mich an ihn. Bevor ich die Erleichterung, das er noch am Leben war, mich in den Schlaf tragen ließ, küsste ich ihn auf die Stirn.
Ein seltsames Geräusch, riss mich aus meinen Träumen. Ich schlug die Augen auf und sah direkt in das Gesicht einer mürrisch dreinblickenden Hauselfe. Sie hatte den Vorhang weggezogen, wodurch das Geräusch entstanden war. „Aufwachen." bluffte sie, stellte ein Fläschchen – vermutlich Castors Medizin - auf dem Tisch ab und ging dann wieder – glücklicherweise nicht ohne den Vorhang wieder zurückzuziehen. Ich stöhnte frustriert auf und ließ meinen Kopf wieder auf das Kissen sinken. So wollte ich nie wieder geweckt werden. Doch dann fiel mir wieder ein, wessen Wärme ich da neben mir spürte, weswegen ich die Augen wieder aufriss und den Kopf herumdrehte, um in Castors Gesicht sehen zu können.
Re: Vergangenheitsplay » 14
von Castor am 20.08.2018 23:56Das meiste aber, dachte ich mir, behielt es aber für mich. Ich war zu müde, um mich darüber zu streiten. Das könnten wir auch noch am nächsten Tag noch nachholen.
Ganz sachte schüttelte ich bei ihrer Frage den Kopf. Die Eifersucht in ihre Stimme konnte ich deutlich hören, auch wenn sie versuchte es zu verstecken, allerdings ignorierte ich das in diesem Moment. Es gab nichts, worauf sie eifersüchtig sein müsste. Nichts und niemanden. "Nein, nicht wegen hier, aber wenn wir nicht gekommen wären, wäre sie jetzt wahrscheinlich auch tot.", flüsterte ich als Antwort. "Ich hab sie von den Todessern weggezogen ... ich hab gesehen, was sie mit ihr gemacht haben. Ich ... ich will nur wissen, dass es ihr gut geht." Ihr und Hazel. Die anderen hatte ich wenigstens noch kurz hier im Krankenflügel gesehen. Wo Freya war wusste ich nicht, und Hazel musste ich auch unbedingt noch sprechen. Ich glaubte nicht, dass der Imperius-Fluch spurlos an ihr vorbeigegangen war ...
Das laute Geräusch ließ mich zusammen zucken und abermals meine Augen aufreißen, bevor ich sie wegen des hellen Lichts wieder zusammen kniff. Reflexartig zog ich meinen Arm an und ließ Merle deshalb los. Aus den Augenwinkeln konnte ich das kleine Fläschensehen und stöhnte laut. Das war dieses eklige Zeug, das angeblich die Heilung der Brandwunden beschleunigen sollte. Wovon ich noch nicht allzu viel gemerkt hatte, besonders weil das Zeug die Schmerzen zu verstärken schien.
"Ich gebe dir zehn Galleonen und meinen ganzen Vorrat an Schokofröschen, wenn du das Zeug irgendwie verschwinden lässt und mich hier rausholst", krächzte ich und presste mir müde die Hand vor die Augen.
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Re: Vergangenheitsplay » 14
von Merle am 21.08.2018 10:33Als er verneinte, schwand die Eifersucht etwas. Allerdings blieb ein Teil von ihr zurück. Er würde mir bestimmt nicht auf die Nase binden, wen er so mochte....
Als er weitersprach, als er erzählte, dass alle anderen wahrscheinlich tot wären, wenn er und die anderen nicht gegangen wären, hatte ich augenblicklich ein schlechtes Gewissen. Weggezogen. Was sie mit ihr gemacht haben. Mir wurde schlecht. Ich wollte fragen, was sie getan hatten, hoffend, dass meine Fantasie schlimmer war, als das, was wirklich geschehen war. Aber sein Tonfall ließ mich zweifeln. Ich würde ihn das alles später fragen. Jetzt schien eindeutig der falsche Zeitpunkt zu sein. Wir waren beide erschöpft und seine Erlebnisse waren noch zu frisch. Vielleicht würde er das ganze nicht so schnell nochmal durchleben wollen. Allerdings interessierte es mich auch, was mit Hazel war. Immerhin war sie ebenfalls Treiberin – was nicht hieß, dass ich ihr etwas schlechtes wünschte!
Als Castor ausgesprochen hatte, prustete ich los. Ich konnte nicht aufhören, auch wenn es schrecklich weh tat, weswegen ich immer wieder mal ein 'Aua' zwischen meinen Lachanfällen fallen ließ. Im Allgemeinen musste das ziemlich dämlich klingen, aber ich konnte nicht aufhören.
Nach einiger Zeit, mir tat mittlerweile wieder alles weh, hatte ich mich wieder beruhigt und nur noch mein breites Grinsen verriet, wie witzig ich die ganze Situation fand.
„Du weißt, dass ich beides könnte.... Aber.... hm. Sieh es als deine Strafe, für die hirnrissige Aktion, die dein Leben hätte kosten können." ich grinste ihn frech an. Doch dann wurde mein Blick sanfter. Das Grinsen wurde zu einem zaghaften Lächeln. „Außerdem soll dir das Zeug" ich warf einen Blick auf die zähflüssig aussehende Tinktur „helfen, wieder gesund zu werden. Und desto schneller du gesund wirst, desto schneller kann ich mich wieder mit dir streiten. Oder anderen das Leben zu Hölle machen." Früher hatte ich immer gesagt 'meiner Schwester das Leben zu Hölle machen.', doch nun hatte ich es ersetzt. Solange ich nicht wusste, was mit mir und Tea war, würde ich wohl erstmal vorsichtig sein... „Sag mir, was ich tun kann, damit es besser wird, das Zeug zu schlucken. Ich tue alles." versprach ich leise und strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht.
Re: Vergangenheitsplay » 14
von Castor am 21.08.2018 12:55"Schön, dass du das lustig findest", grummelte ich und rutschte ein bisschen nach oben, sodass ich aufrecht sitzen konnte. "Das war mein voller Ernst ... ich glaube, dass dieses Zeug eher dafür sorgt, dass es mir schlechter geht."
Während ich das kleine Fläschchen anstarrte rümpfte ich die Nase. Schon bei dem Gedanken an das Zeug wurde mir schlecht. Trotzdem streckte ich seufzend die Hand danach aus, weil mir klar war dass Merle mich sonst sowieso irgendwie dazu bringen würde, das Zeug zu trinken. "Ich glaube nicht, dass du das irgendwie besser machen kannst. Außer du erklärst dich doch dazu bereit, es magisch verschwinden zu lassen."
Ich wartete darauf, dass sie mir die Flasche reichte und schraubte den Deckel ab, um dann - ohne vorher noch einmal den beißenden Gestand einzuatmen - alles schnell runter zu schlucken, bevor ich es mir wieder anders überlegte.
Angewidert verzog ich das Gesicht und hustete kräftig, als das dickflüssige Zeug meine Speiseröhre hinunter kroch. "Das ist schlimmer als die ekligste von Bertie Botts Bohnen.", beschwerte ich mich und wischte mir mehrmals mit dem gesunden Arm über den Mund, als könne das den Geschmack vertreiben. Die Brandwunde an meinem Arm begann zu schmerzen, was wohl ein gutes Zeichen war. Das hieß doch, dass das Zeug das tat was es tun sollte, oder? Ich kniff kurz die Augen zusammen und ignorierte dann das beißende Gefühl von meiner nachwachsenden Haut.
Grade wollte ich noch etwas sagen, da wurde der Vorhang um mein Bett wieder zur Seite gerissen. Die Hauselfe, die uns vorhin geweckt hatte kam wieder zum Vorschein, in ihren Händen ein kleines Tablett mit einer grünen, nach Kräutern riechenden Paste und ein paar weißen Verbänden.
Sie beäugte Merle argwöhnisch (vielleicht weil es ihr nicht passte, dass sie hier war und sich nicht selbst noch ausruhte?) und hielt ihr dann das kleine Tablett hin. "Wenn Sie schon hier sind, können Sie sich auch nützlich machen", blaffte sie und drückte ihr die Sachen einfach ohne zu Fragen in die Hand, bevor sie wieder verschwand und den Vorhang hinter sich zuzog.
Ich betrachtete die grüne Brandpaste und schaute dann Merle an. "Du musst das nicht machen, das Zeug stinkt bestialisch.", begann ich und schüttelte den Kopf. Mein ganzer Oberkörper und mein Arm waren mit Brandwunden überzogen, die dazu noch ziemlich eklig aussahen ... ich wollte Merle nicht dazu zwingen, das zu machen. Wir könnten genauso gut auf die Heilerin warten oder es auch einfach sein lassen, immerhin reichte mir die Tinktur auch fürs erste.
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Re: Vergangenheitsplay » 14
von Merle am 21.08.2018 20:20„Ohhh. Entschuldige krankes Häschen." grinste ich mit diesem sarkastisch – mitleidigen Unterton. Als er sich bewegte, streckte ich automatisch die Hände nach ihm aus, als ob ich ihm irgendwie helfen konnte, aber das konnte ich nicht. Er schaffte es ganz alleine.
Ich verdrehte übertrieben deutlich die Augen – ungefähr so, wie er es gerade übertrieb. „Einbildung ist auch eine Bildung..." nuschelte ich und schüttelte den Kopf.
Als er mich stumm dazu aufforderte, ihm das Fläschchen zu reichen, kam ich dem nach. „Nein. Das hilft und ich brauche dich wieder gesund." stellte ich entschieden fest. „Ich würde dir ja gerne etwas untermischen, das den widerlichen Geschmack vielleicht etwas überdeckt, aber ich befürchte, das hindert die Medizin dann daran, ihre Wirkung zu entfalten. Also Pech gehabt." ich zucke mit den Schultern und grinse weiter. Mitleid hat noch keinem geholfen und ich musste zugeben, dass es sogar irgendwie Spaß machte, ihn zu ärgern. Nicht, dass es mir gefiel, dass er litt – das mochte ich ganz und gar nicht – aber... Ehrlich gesagt war ich mir auch nicht sicher, ob ich mich damit nicht indirekt für meinen eigenen Schmerz rächen wollte.
Mittlerweile hatte Cas mit das Zeug abgenommen und heruntergewürgt. Ich schüttelte mich, als der Geruch zu mir herüberkam. „Igitt." jammerte ich und hielt mir die Nase zu. „Okay, sie wollen dich wohl doch vergiften." mutmaßte ich mit immer noch zugehaltener Nase.
Als er plötzlich das Gesicht schmerzerfüllt verzog, streckte ich sofort wieder meine Hände nach ihm aus und strich ihm über die Wange. „Alles klar?" fragte ich vorsichtig, wurde aber von der Hauselfe unterbrochen. Sie drückte mir ein Tablett in die Hand – auf diesem befanden sich Handschuhe, eine Tinktur und eine Paste, von der ein ekliger Geruch ausging – und beäugte mich, als wäre ich Ungeziefer. Ich sah ihr etwas verdattert nach, als sie verschwand. Mich nützlich machen? Okay... Mein Blick wanderte wieder auf das Tablett und ich entdeckte meinen Namen auf der Tinktur. Meine Schmerzmittel. Meine Knochen waren zwar größtenteils wieder geheilt, was etwas länger gedauert hatte, da sie zertrümmert gewesen waren – aber mein Körper erinnerte sich noch an den Schmerz, weswegen meine Muskeln sich verkrampft hatten. Es fühlte sich an, wie ganz böser, sehr heftiger Muskelkater und blaue Flecke hatte ich auch noch überall. Vorsichtig stellte ich das Tablett ab. Als erstes kippte ich schnell meine eigenen Schmerzmittel herunter, zumindest die Hälfte, den Rest reichte ich Cas. „Schmeckt gar nicht so übel und hilft wirklich gut." ich zuckte mit den Schultern.
Grinsend verdrehte ich die Augen. „Meine Nase funktioniert, ich weiß, wie das riecht. Aber danke, dass du es nochmal erwähnst." meine Ton war ziemlich schnippisch, aber er kannte das ja schon. Wie eine Ärztin – oder zumindest so, wie ich mir diese vorstellte – zog ich die Handschuhe über und ließ das Gummi kurz schnipsen. „Dann ziehen Sie sich mal aus Mister Peakes." mein Tonfall war immer noch wie zum scherzen aufgelegt, aber ich spürte meine Wangen rot werden. Das passierte mir nie. Mir war soetwas nicht peinlich. Vor allem hatte ich ja einen triftigen Grund, ihn dazu aufzufordern und trotzdem spürte ich die glühende Hitze in meine Wangen schießen.
Re: Vergangenheitsplay » 14
von Castor am 21.08.2018 21:21Ich warf Merle nur einen Blick zu, der so etwas wie 'Ach, halt die Klappe' heißen sollte, während ich das Fläschchen immernoch angewidert betrachtete. Ich glaubte nicht, dass man solche Tinkturen nicht irgendwie angenehmer machen konnte. Sie verloren doch bestimmt nicht ihre Wirkung, wenn man ein paar Erdbeeren oder so etwas darunter mischte, oder? Andererseits war der Geschmack so penetrant, dass er jeden möglichen angenehmen Geschmack vermutlich restlos verschluckt hätte.
Ein kleines Nicken als Antwort bekam ich zustande, bevor ich tief Luft holte. Der Schmerz wurde weniger, oder vielleicht gewöhnte ich mich nach ein paar Sekunden auch nur daran. Jedenfalls hob ich den Kopf und antwortete: "Mir geht's gut. Das Zeug macht nur genau das, was es tun soll." Ich würde lieber wochenlang mit einem verbrannten Arm durch die Gegend laufen und den Rest meines Lebens die Narben behalten, als alle paar Stunden noch einmal diesen Trank zu schlucken. Vielleicht sah ich das alles ein bisschen zu dramatisch, aber meiner Meinung nach gab es bisher noch gar keine erkennbare Heilung meiner Verbrennungen.
Merle sah nicht so aus, als würde sie sich irgendwie von der Idee abbringen lassen, die Arbeit der Heiler zu übernehmen. Ich merkte nicht, dass sie rot wurde, weil ich in dem Moment seufzend begann, mir das weiße Hemd über den Kopf zu ziehen, das man mir wohl angezogen hatte, als ich eingeliefert wurde. Nun ja, ich versuchte es, bis ich mit meinem einen Arm nicht mehr weiter kam, als ich das Hemd grade einmal zur Hälfte über meinen Kopf gezogen hatte. "Kannst du mir helfen?", nuschelte ich in den Stoff und zerrte daran, aber ich konnte meinen Arm nicht weiter heben, weil ich jetzt schon den pochenden Schmerz auf meiner Brust spürte, als die Haut an der Stelle sich wegen meiner Bewegung leicht bewegte.
Man hätte meinen können, dass ich unter dem Hemd noch ein weißes T-Shirt trug, nur war das kein Stoff. Mein Oberkörper war komplett in einen weißen Verband eingewickelt. Soweit ich mich erinnerte, was die Verbrennung garnicht so schlimm gewesen, aber ich hatte sie auch kaum zu Gesicht bekommen. Vielleicht hatten sie auch einfach direkt alles verbunden, damit der Verband nicht rutschte. Ich konnte jedenfalls unter dem Verband die pochenden Wunden spüren. "Womit wollen Sie denn beginne, Doktor Marit?", entgegnete ich und verkniff mir ein kleines Grinsen, als ich ihr ratlos meinen Arm hinhielt und dann auf meinen Brustkorb deutete.
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Re: Vergangenheitsplay » 14
von Merle am 22.08.2018 12:39Ich grinste einfach weiter vor mich hin. Schadenfreude war schon immer mein Ding gewesen. Solange der Schaden nicht zu groß war. Und eine widerliche Mixtur zu trinken war nun wirklich keine zu große Sache. Sie würden ihn schon nicht umbringen. Im Gegenteil.
Ich zog die Stirn in Falten. „Physisch vielleicht." grummelte ich und sah ihn ernst an. Als ob es ihm wirklich gut ging. Ich konnte mir immer noch nicht vorstellen, was er wirklich erlebt hatte. Ich wusste auch nicht wirklich, ob ich das wollte. Und selbst wenn er es mir erzählte, würde ich es nie ganz nachvollziehen können. Vielleicht sollte ich darüber auch ganz froh sein. Mindestens genauso froh, wie ich war, dass er nicht verstand, wie es sich anfühlte von einem Besen in die Tiefe geschleudert zu werden. Ich erschauderte bei dem Gedanken. Nein, das waren Dinge, die man erst verstand, wenn man sie erlebt hatte.
Misstrauisch beäugte ich seinen Arm, als würde ich seine Verletzungen durch den Verband sehen können. „Das wird bald wieder. Mich haben sie ja auch wieder hin gekriegt. Und ich bin ein paar Meter in die Tiefe gestürzt – falls du dich erinnerst." versuchte ich zu scherzen, aber meine Stimme zitterte leicht. Den Schock hatte ich – im Gegensatz zu dem was ich vorgab – immer noch nicht verwunden.
Als Castor sich in seinem Hemd verfing, wie eine Fliege in einem Spinnennetz, musste ich wieder lachen, was Dank der Schmerzmittel dieses Mal auch nicht so weh tat. „Vielleicht gefällst du mir ja aber so hilflos ausgeliefert lieber?" grinste ich, half ihm dann aber doch. „Merlin! Castor!" ich zog ihm das Hemd erstmal wieder an. „Das Ding hat Knöpfe du Idiot!" ich lachte wieder, während ich es aufknöpfte. Glücklicherweise saß er bereits, so gestaltete sich das ganze etwas leichter.
Als wir das Oberteil endlich los waren, griff ich um ihn herum, um den Verband zu lösen. Damit er sich nicht mehr als nötig bewegen musste, kletterte ich über ihn, stützte mich aber am Bett ab, um ihm nicht weh zu tun. Ich linste über seine Schulter, um sehen zu können, was ich da tat und entknotete seinen Verband. Das meine Haare ihm im Gesicht kitzelten, war nicht mein Problem.
Vorsichtig und mit dem einen Ende des Verbandes in der Hand, stieg ich aus dem Bett. Dort drehte ich meine Hand samt Verband so, dass ich ihn abwickelte. Bei der letzten Umwicklung wurde ich etwas vorsichtiger um die beschädigte Haut nicht noch mehr zu verletzen. Als ich die Stellen sah, die sich bereits im Heilungsprozess befanden, sog ich die Luft scharf ein. Es sah immer noch böse aus. „Was haben sie nur getan?" ich hatte gar nicht bemerkt, dass die Tränen wieder liefen, bis eine auf den Verband in meiner Hand tropfte. Ich wand mich ab und nahm die Paste, die ich gleich wohl auf die Wunden geben würde. Aber erst musste ich mich zusammenreißen. „Bereit?" fragte ich leise.
Re: Vergangenheitsplay » 14
von Castor am 22.08.2018 13:06Bei Merles Worten mied ich es, ihr in die Augen zu sehen. Momentan ging es mir tatsächlich ganz gut, bis auf die physischen Verletzungen, aber sonst? Ich hatte bisher noch nicht eine Nacht von der Entführung geträumt, weil mich die ganzen Schmerzmittel jeden Abend komplett aus den Socken warfen. Vielleicht war die Erinnerung daran jetzt noch zu frisch? Ich konnte immer noch die Gesichter der anderen vor mir sehen, aber ich würde nicht behaupten, dass es mich am Schlimmsten getroffen hatte. "Mir geht's wirklich gut.", beteuerte ich und lächelte sie zaghaft an. Nein, mich hatte es wirklich nicht am Schlimmsten erwischt. Sie hatten versucht Merle gegen mich zu verwenden, aber da sie grade sehr lebendig vor mir stand waren die bösen Gedanken daran mittlerweile verflogen. Fast zumindest ...
Wieder wandte ich den Blick ab, aber diesmal weil ich versuchte meinen Gesichtsausdruck zu wahren. "Ja, daran erinnere ich mich sehr gut, glaub mir", antwortete ich knapp und presste die Lippen zusammen. Ihr Sturz hatte sich noch mehr in mein Gehirn gebrannt als alles andere, was bei der Entführung geschehen war.
Grimmig zog ich an meinem Hemd, damit es wieder grade saß und wartete dann ungeduldig, dass Merle mir beim Ausziehen half. "Gib mir zwei Tage, und ich kann dich wieder in jedem Duell schlagen", erwiderte ich. Das hier im Krankenflügel ging mir alles viel zu langsam. Wozu war Magie gut, wenn ich doch noch hier ausharren musste? Sobald mein Bein wieder vollständig geheilt war - und das konnte nur noch ein paar Stunden dauern - würde ich ohnehin versuchen, mich zu verdrücken. Nur wegen ein paar Brandwunden wollte ich nicht die nächsten Tage tatenlos hier herum liegen.
Als Merle wieder zu mir aufs Bett kletterte hielt ich für einen kurzen Moment die Luft an. Nicht nur, weil ihre langen blonden Haare so in mein Gesicht fielen und mich an der Nase kitzelten, sondern weil die plötzliche Nähe genauso ungewohnt war wie vorhin, als wir aufgewacht waren. Nicht unangenehm, nur ... ungewohnt. So nah waren wir uns nicht mehr gewesen, seit ich sie geküsst und damit den ganzen Streit entfacht hatte.
Als sie den letzten Rest vom Verband löste, musterte ich nachdenklich meinen Oberkörper. Es sah schon viel besser aus als noch vor wenigen Stunden, allerdings hatte Merle die unbehandelte Wunde ja garnicht gesehen. "Ehrlich gesagt war ich das", erwiderte ich und grinste sie leicht von der Seite an. Ich war immer noch ziemlich stolz auf meine Idee, den Umhang der Todesserin in Brand zu setzen. Ein paar Brandwunden war das auf jeden Fall wert gewesen.
Ich nickte leicht als Merle mit der Paste näher kam, wandte den Blick aber schnell ab. Schon beim ersten Mal hatte ich den Fehler gemacht hinzusehen, das wollte ich kein zweites Mal. Auch schon ein bisschen lächerlich, wenn man darüber nachdachte ... Ich stürzte mich mitten in einen Todesserkampf, konnte aber die Behandlung meiner eigenen Wunden nicht mit ansehen. Ja, wirklich ein bisschen lächerlich ...
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Re: Vergangenheitsplay » 14
von Merle am 22.08.2018 13:54Ich suchte in seinem Gesicht nach der Lüge, aber sie war nicht zu finden. Ich runzelte die Stirn. „Das ist doch sicherlich nicht alles spurlos an dir vorbeigegangen?" Zuerst war ich skeptisch, aber dann huschte ein Schatten über sein Gesicht. Eine böse Erinnerung? Ich blinzelte, doch als ich ihn wieder ansah, war es verschwunden, was auch immer es gewesen war. Einbildung vielleicht?
Er wandte den Blick ab und schien nicht sehr begeistert davon zu sein, dass ich das angesprochen hatte. „Tut mir leid." wisperte ich und senkte den Blick. „Tut mir leid." wiederholte ich und meinte damit nicht nur, dass ich das Thema angebrochen hatte, sondern viel mehr auch, dass ich gefallen war, dass ich weggelaufen war – vor ihm. Dass ich diesen Streit irgendwie losgebrochen hatte. Diese drei Worte waren mein Schuldeingeständnis.
Ich lachte. „Ha! Das wollen wir ja erstmal sehen! Wetten das nicht?!" feixte ich. Normalerweise war er vielleicht ein ganz kleines Bisschen im Vorteil, aber im Moment, würde ich ihn wohl schlagen. Allerdings war das letzte Mal nicht sonderlich gut für mich ausgegangen... Ich schluckte die Erinnerung herunter, bevor der Schmerz mich erreichen konnte. Ich musste mich einfach auf die Freunde fokussieren, dass er wieder hier war, bei mir. Als mein bester Freund und weitestgehend heil. Weitestgehend. Es war nichts, was ein bisschen Magie nicht wieder hinbekam.
Als Castor die Luft anhielt, legte ich einen Zahn zu – vielleicht strengte ihn das doch mehr an, als er zugab - typisch Mann eben – und ich wollte ihm ja nicht weh tun.
Als er sagte, dass er sich das selbst zugefügt hatte, ließ ich fast die Schale fallen. „Was?!" fragte ich entsetzt und mir entgleisten die Gesichtszüge. Fassungslos sah ich ihn an und meine Hand zuckte. Ich hätte ihn gerade unglaublich gerne geschlagen. „Was hast du Idiot denn bitte davon gehabt?!" zischte ich wütend zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Ich trat näher, mittlerweile waren es Tränen der Wut und der Verzweiflung über diesen unglaublich dämlichen Jungen, die aus meinen Augen quollen. „Oh, ich hoffe das hier" ich hielt die Schale hoch „brennt ordentlich. Verdient hättest du es." ich war immer noch wütend, weil er anscheinend der Meinung gewesen war, sich selbst in Brand stecken zu müssen. Ohne wirklich eine Antwort abzuwarten, beugte ich mich über ihn und begann, seine Wunden einzusalben. Es roch wirklich nicht besonders gut, aber immer noch besser als der Trank, den er hatte schlucken müssen.
Re: Vergangenheitsplay » 14
von Castor am 22.08.2018 14:24Müde wischte ich mir mit der Hand durchs Gesicht und schüttelte leicht den Kopf. "Frag mich in einer Woche oder so nochmal, wenn ich nicht mehr mit Schmerzmitteln vollgepumpt werde", antwortete ich bloß. Ich wollte nicht weiter darüber nachdenken. Verdrängung war nie der beste Weg, aber jetzt grade zumindest für mich der angenehmste. Ich wollte das nicht noch einmal durchleben, und ich wollte nicht dass Merle sich vorstellen musste, wie das gewesen war.
Ich biss auf auf die Lippe und sah wieder zu Merle, als ich ihre Entschuldigung hörte. "Schon gut", murmelte ich als Antwort und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Das lag hinter uns. Wir waren beide gesund, darauf kam es doch jetzt an. Ich wollte sie nicht dafür anfahren, dass sie versuchte die Situation ein bisschen aufzuheitern. Sie konnte ja nicht wissen, dass man sie als Ablenkung gegen mich benutzt hatte ...
"Wenn ich meinen Zauberstab hätte und aufrecht sitzen könnte ohne die Schmerzen in meinem Brustkorb, würde ich auch jetzt noch gewinnen", erwiderte ich und schnitt eine Grimasse. Diese Kabbelei würden wir nie aufgeben, da war ich mir sicher. Allerdings hätte Merle in diesem Moment tatsächlich die Chance mich zu schlagen, weshalb ich ganz froh war dass ich meinen Zauberstab grade nicht in Reichweite hatte.
Merles entsetzer Gesichtsausdruck überraschte mich ein bisschen, bis mir auffiel dass ich die entscheidenden Details ja ausgelassen hatte. "Beruhig dich, ich hab mir die doch nicht absichtlich selbst zugefügt", erwiderte ich und verdrehte die Augen, als könne ich nicht fassen dass sie mich wirklich für so dumm hielt. "Einen brennenden Todesserumhang hatte ich davon. Und genug Zeit, um Freya aus der Gefahrenzone zu ziehen" Meine Antwort war patziger als ich beabsichtigt hatte, weshalb ich für einen winzigen Moment die Lippen zusammen presste und mit sehr viel ruhigerer Stimme hinzufügte: "Ich hatte nicht viel Zeit, um mir irgendwelche kreativen Duellierzauber zu überlegen. Vorallem, weil die Todesserin irgendwie in meinen Kopf schauen konnte. Das war die einzige Möglichkeit, sie abzulenken. Dafür nehme ich gerne ein paar Verbrennungen in Kauf ..." Ich hatte zu dem Zeitpunkt, an denen ich sie mir selbst zugefügt hatte nicht einmal gespürt, dass ich mich verletzt hatte. Dafür war alles zu schnell gegangen und ich zu sehr mit Adrenalin vollgepumpt.
Die Salbe brannte dieses Mal sogar noch mehr als beim ersten Mal, vermutlich weil die Schmerzmittel jetzt nicht mehr so stark wirkten. Ich holte scharf Luft und kniff die Augen zusammen, weil es sich wieder so anfühlte, als stände meine Brust in Flammen, versuchte mich aber zusammen zu reißen. Unter der Bettdecke krallte ich mich mit meiner Hand im Bettlaken fest und versuchte, mir nicht allzu viel anmerken zu lassen. Ich wollte nicht, dass Merle das Gefühl hatte mir weh zu tun. Auch wenn ich es sehr wohl verdient hatte, wie sie es selbst eben noch gesagt hatte ...
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