Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste

Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste

Re: Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste

Ich hielt eigentlich nie viel von Theorielernen. Zumindest nicht für mein Unterrichtsfach, da war Praxis das ein oder andere mal doch besser für geeignet. Also wurden für diese Stunde, sämtliche Tische zur Seite geschoben und die Schüler praktizierten ihre Zauber auf die gute alte Learing by Doing Weise. Sehr zu Freuden der siebtklässler. 
War bestimmt eine nette Abwechslung zu dem was sie davor hatten, Geschichte der Zauberei. Ich ging ein bisschen zwischen den Schülern umher, verbesserte sie, zeigte ihnen wie sie es richtig machen mussten und es schien bei den Meisten auch zu funktionieren. Nicht allen, aber bei vielen.
Zu ende der Stunde räumten die Schüler ihre Sachen zusammen und wollten wieder verschwinden. "Mr. White, Sie bleiben noch einen Moment hier." sagte ich und sah besagten Schüler ernst an, während ich mich an das Lehrerpult lehnte.
Es war mir natürlich nicht entgangen, dass er mit seinen Gedanken die ganze Unterrichtsstunde woanders gewesen war. Und das war nicht das erste mal, dass es so war. 

Re: Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste

Irgendwie hatte ich es geschafft, gleichzeitig die verlangten Zauber auszuführen, dabei mal wieder nichts hinzukriegen und mit den Gedanken abzuschweifen. Multitasking, kann ich, wenn auch sehr schlecht. Ich hoffte, dass es nicht zu sehr auffiel, dass ich überhaupt nicht bei der Sache war. Im Gegenteil. Selbst wenn ich versuchte aufzupassen hatten meine Gedanken etwas anderes vor. Meistens drehte sich alles darum, was wohl unter dem weißen Hemd von Mr. Holloway war. Ich war dabei sogar ziemlich detailverliebt, stellte mir vor wo Narben oder Tattoos wohl hübsch wären...
Und dann war auch schon die Stunde um. Moment... Sie hatte doch gerade erst angefangen, oder? Ich... Ich will weiter starren... äh üben natürlich... üben... Naja, dann nicht.
Schweigend wie immer packte ich meine Sachen zusammen und wollte schon hastig den Raum verlassen, als ich das Gefühl hatte, einen ziemlich strengen Blick im Nacken zu spüren. Oh verdammt. Nein nein nein nein... "Mr. White, Sie bleiben noch einen Moment hier.",hörte ich hinter mir, als ich mich langsam auf den Hacken umdrehe. Zwar lehnte sich Mr. Holloway relativ lässig gegen das Lehrerpult, doch der Schein trügte. Er schien etwas... angepisst zu sein. "W-Was gibt's, Mr. H-Holloway?", stammelte gezwungen locker und versuchte dazu zu grinsen, was vermutlich einer Gesichtslähmung ähnlich sah.

Re: Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste

Er reagierte so, als erwarte er fast schon, dass ich ihn gleich schlagen werde. Dabei hatte ich das eigentlich nicht vor. "Nach sieben Jahren müsstest du wissen, dass es eigentlich Professor heißt, oder?" sagte ich darauf hin. Ich denke nicht, dass es die anderen Lehrer begrüßen würden, wenn sie Mr. Oder Mrs. genannt werden würden. Wer weiß, vielleicht rettete ich ihm so halbwegs den Arsch und seinem Haus ein paar Punkte, denn manche waren mit Sicherheit nicht so umsichtig. 
Einen Moment lang blickte ich den letzten Schülern hinterher, welche fröhlich quatschend den Klassenraum verließen. Mit Eile hatten die es wohl nicht so. 
Mit einer kurzen Handbewegung ich ihn zu mir, bevor ich mit einem kurzen Zauber sämtliche Stühle und Tische wieder an Ort und Stelle platzierte.
"Mir ist aufgefallen, dass Sie mit ihren Gedanken nicht ganz dem Unterricht folgen. Eher gesagt, sogut wie gar nicht." kam ich dann auch direkt zum Punkt. Ich wollte nicht, dass sich dieses Gespräch unnötig in die Länge zieht. Auf sein angespanntes, fast schon verkrampftes Gesicht schnaubte ich leicht belustigt. "Und das ist nicht das erste mal." fügte ich noch hinzu.

Re: Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste

Verdammt. Ich war wohl wirklich zu tief in die Tagträume abgedriftet, sonst wäre mir dieses 'Mr.' nicht herausgerutscht. Ich nickte hastig, da ich vermutlich nicht in der Lage war, einen halbwegs intelligenten und sinnvollen Satz zu formulieren. Notiz an mich selbst: Streich das verdammte Mr. endlich aus deinem Kopf. Zweite Notiz an mich selbst: Seine Haare sitzen heute wieder verdammt gut.
Während ich wie bestellt und nicht abgeholt in der Gegend rumstand wurde das Klassenzimmer langsam wieder in seinen Urzustand versetzt. Als auch die letzten Stühle quietschend ihren Platz fanden hatte ich nichts mehr dem ich zusehen konnte um nicht abgelenkt zu werden.
"I-Ich naja uhm bin in letzter Zeit uh... allgemein nicht so uh... k-konzentriert und so... Sch-Schlafprobleme....", nuschelte ich und starrte dabei meine ziemlich dreckigen Stiefel an. Innerlich ohrfeigte ich mich mehrfach dafür. Ich schaffte es nicht, unauffällig zu bleiben, dann schaffte ich es nicht normale Sätze zu formulieren und zu guter Letzt schaffte ich es nicht, meinen verdammten Lehrer anzusehen. Das war doch wohl das Mindeste und ich schaffte es, selbst das nicht hinzubekommen. Toll gemacht Marik, ganz toll. Wenn du Pech hast ist deine Note jetzt entsprechend. Die nächsten drei innerlichen Ohrfeigen folgten. Wenn ich nicht aufpasste würde ich mich wirklich noch ohrfeigen.

Re: Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste

Ich nahm es einfach mal so hin, dass er mir nicht wirklich antwortete. Das war ich so manches mal gewohnt, von einigen Schülern, dass ich keinen Ton über die Lippen brachten, wenn ich was sagte. Ich würde ja behaupten, dass ich einigen Schülern angst machte, aber leider wusste ich es besser und das stimmte nicht. Zumindest nicht in manchen Fällen. 
Auf seine innerliche Notiz, dass meine Haare wieder gut saßen hob ich eine Augenbraue und musterte ihn einen Moment lang schweigend. Ja, es war nicht wirklich nett von mir, dass ich einfach so lauschte. Ich sollte wirklich damit aufhören. Das war nämlich eine ziemlich unangenehme Situation, wenn man bedenkt dass ich sein Lehrer war. 
Er tat mir fast schon ein wenig Leid, so wie er am Stottern war. "Schlafprobleme also?" Wieso wollte ich ihm das nicht so ganz abkaufen? Vielleicht, da ich genau wusste, weswegen er so abgelenkt war? 
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und neigte meinen Kopf leicht zur Seite. "Wenn du Schlafprobleme hast, solltest du vielleicht in den Krankenflügel gehen und dir von dort etwas holen. Ich bin mir sicher, dort würde dir irgendwas helfen." antwortete ich leise und nahm nicht eine Sekunde mein Blick von ihm.
"Ich habe übrigens mit den anderen Lehrern gesprochen, laut deren Aussagen bist du zwar ruhig aber wirkst nicht ganz so... Abwesend... Oder Müde." Es stimmte, ich habe einige andere Lehrer angesprochen und gefragt ob Mr. White sich in deren Unterricht auch so... Abwesend verhielt, das seine Gedanken oft und gern abschweiften behielt ich natürlich für mich. Würde uns beide nur in eine schwierige Situation bringen. 
"Außerdem deine Note steht gerade ziemlich auf der Kippe, und ich lasse ungern Schüler durchfallen." sagte ich und zuckte leicht mit den Schultern.

Re: Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste

Ich nickte hastig, um das mit den Schlafproblemen noch einmal zu unterstreichen, doch als er vorschlug, ich sollte in den Krankenflügel gehen, hörte ich auf damit. Ja, vielleicht hatte ich wirklich ein paar Schlafprobleme, was man vielleicht an meinen Augenringen des Todes sah, aber so schlimm war es nun wirklich nicht. "N-Nein das i-ist schon okay ich h-hab das öfter... B-Bin wohl ein wenig empfindlich w-wegen d-dem Mond  und s-so, meine Oma ha-hat das auch man-manchmal..." Langsam fühlte ich mich unwohl und wendete den Blick von ihm ab. Ich konnte schon bei normalen Leuten keinen langen Augenkontakt halten, in diesem Fall sogar noch weniger...
"S-Sie haben w-was?", gab ich in einem nicht sonderlich männlichen Quietschen von mir und sah Professor Holloway an. Nein... nein nein... ich will nicht wissen, was die anderen Lehrer jetzt von mir denken... es kommt nie gut, wenn ein Lehrer bei anderen Lehrern wegen einem Schüler nachfragt... Verdammt...
"Ich weiß...", murmelte ich leise und wollte mich schon fast dafür loben, dass ich zwei aufeinanderfolgende Wörter ohne Stottern herausgebracht habe. "A-Aber Ihnen bleibt w-wohl kaum etwas anders ü-übrig..." ...Okay, ich glaube mein Hirn war kurzzteitig auf Automatik, was hab ich da gesagt? Nein nein nein.... ich werde durchfallen...

Re: Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste

Ich lachte leise, als er sich mehr schlecht als recht versuchte herauszureden. Natürlich, sah man es ihm an, dass er wenig schlief, aber es könnte auch einfach Eisenmangel sein an dem er litt, da hatte man doch auch ziemlich dunkle Augenringe, wenn ich mich recht entsinne. Ich hob leicht die Hand und winkte seine Aussage schon ab.
"Schon gut, musst dich dafür nicht rechtfertigen. Noch bist du ja nicht in meinem Unterricht eingeschlafen." sagte ich und setzte ein schiefes Lächeln auf.
Auf sein äußerst maskulines Quietschen hin, musste ich mich wirklich zusammenreißen um nicht gleich laut aufzulachen. Warum reagierten Schüler immer so panisch, wenn man ihnen sagte, dass man mit anderen Lehrern über sie redete? Die Schüler redeten immerhin auch über uns, und das nicht immer wenig. Oder gut.
"In den anderen Fächern ind deine Noten recht akzeptabel, wenn man das so sagen kann." versuchte ich ihn irgendwie zu beschwichtigen. Er sollte jetzt bloß nicht denken, dass sein halbes Leben vorüber war.
"Natürlich könnte ich das tun, dich einfach durchfallen zu lassen." sagte ich und ließ meinen Blick langsam durch den Raum schweifen. Ich konnte nicht einfach so einen Schüler durchfallen lassen, nur weil er mit seinen Gedanken an Orten verweilte, an denen sie nicht verweilten sollten.
"Aber das wäre nicht mein Stil. Sie haben Potential Mr. White und sind denn nicht die Schüler mit einem gewissen Potential in Ravenclaw?" sagte ich und lächelte ihn leicht an. Diese Häuseraufteilung war fast so wie bei mir an der Schule gewesen. Nur, dass bei uns es alles ein wenig anders ablief. 
"Ich könnte dir anbieten zu helfen, sagen wir als "Nachhilfe". Du wirst nicht bevorzugt, das will ich vorweg mal gleich ausschließen. 

Re: Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste

Wenigstens einer hatte etwas zu lachen, toll... Als er die Aussage abwinkte hielt ich brav weiter die Klappe, statt einen erneuten Versuch zu starten, mich rauszureden.
"Noch...", wiederholte ich leise und seufzte. Ja, ich war wirklich oft kurz davor gewesen, hatte es aber irgendwie geschafft. Auch wenn ich dadurch ein paar blaue Flecken mehr hatte, da ich mich damit wach hielt, mir das Knie oder das Schienbein am Tisch zu stoßen. Sah seltsam aus, war schmerzhaft aber effektiv.
Ich wusste, dass die anderen Fächer passabel waren, da ich es immer irgendwie geschafft hatte, sie auf etwa einer Stufe zu halten. Nur in Fächern, in denen meine Gedanken gefährlich abschweiften war das nicht so einfach.
Als er sagte, er könnte mich durchfallen lassen, zuckte ich kurz zusammen. Irgendwie hatte ich das ja geahnt... Ich meine, andere Schüler erzählten schon halbe Horrorgeschichten über ihn, ich hatte gehofft, dass die vielleicht doch nicht stimmten.
"I-Ich weiß es n-nicht, Sir... P-Professor meine ich... K-Kann sein aber... ich g-glaube eher weniger...", murmelte ich und wich seinem Blick aus als er zu allem Übel auch noch lächelte. Ja, es war ein hübsches Lächeln und ja, irgendwie freute es mich, dass er mich anlächelte aber nein, ich durfte jetzt nicht wieder gedanklich abdriften..-
Moment, wie bitte? Nachhilfe? Hatte ich richtig gehört oder war das wieder einer meiner Tagträume? Ich blinzelte ihn an und versuchte, das eben gesagte in meinem Kopf noch einmal zu wiederholen. Nachhilfe. Ich hatte nicht geträumt.
"N-Nein...",setzte ich an und starrte dann den wunderhübschen Holzboden erneut an, "K-Keine Umstände wegen mir..."

Re: Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste

Ich schüttelte leicht den Kopf, sollte er irgendwann in meinem Unterricht einschlafen, würde ich das doch schon ein wenig persönlich nehmen. Weil dann schien ich ja meinen Beruf ziemlich verfehlt zu haben. Obwohl er ja noch immer so gesehen ein Ausnahmefall ist.
"Sollten Sie einschlafen, werde ich Sie schon wach kriegen. Ob es sonderlich sanft sein wird, kann ich nicht versprechen." versicherte ich ihm leise lachend. Natürlich würde ich keinem Schüler Schmerzen oder dergleichen zufügen, kaltes Wasser half in den meisten Fällen schon ziemlich. Natürlich fiel es außerdem auch auf, wie er sich versuchte wach zu halten, sich das Knie irgendwo anschlagen war nicht sonderlich leise. Aber das war mit Sicherheit immer noch besser, als sich eine Gabel ins Bein zu rammen um wach zu bleiben.
Glaubte er wirklich, dass ich ihn durchfallen lassen würde? Wow, das ist ein wenig beleidigend. Weil bisher hatte ich fast jeden Schüler auf Brechen und biegen durch das Fach bekommen, manche besser, manche schlechter. Nicht jeder hatte eine gewisse Begabung für dieses Fach, das war mir vornherein schon bewusst.
Ich überlegte schon ob ich vielleicht vor seinem Gesicht herumschnipsen sollte, denn er brauchte ein bisschen länger um zu reagieren, als ich erwartet hatte. Anscheinend musste er diese Information wirklich einmal komplett verarbeiten. Er war schon eine ziemlich eigentümliche Person. Aber solche Personen kannte ich zu Genüge, aus meiner alten Schulzeit. 
Als er ablehnte lachte ich kurz auf. "Es würde mir größere Umstände bereiten, wenn ich Sie einfach durchfallen lassen würde. Außerdem werde ich doch bezahlt, um Ihnen was beizubringen, oder nicht?" antwortete ich. Es war eindeutig, dass ich ihm keine große Wahl ließ.