Hauptgasse

Re: Hauptgasse

Mein erster Eindruck des jungen attraktiven Mannes war wohl richtig gewesen. Er schien heute nicht zum ersten Mal hier zu sein und auch Jasmin kannte ihn. Seltsam, dass ich ihm hier noch nicht früher begegnet war. Er bestellte etwas in der doppelten Menge und ich war ganz gespannt, was wohl sein kleines Laster war. Seine Art, seine Augen und wahrscheinlich der gesamte Laden nahmen mich so in Beschlag, dass ich gar nicht mitbekam wie er vor mir bestellte. Höflich entschuldigte er sich und wirkte etwas geknickt aber das brauchte er meiner Meinung nach nicht.
"Ach, das ist schon in Ordnung. Wenn ich hier bin habe ich es nie besonders eilig. Es gibt jedes Mal so viel neues zu entdecken und ich finde es immer schade wenn ich wieder gehen muss". Ich lächelte und strahlte und fühlte mich keineswegs mehr so wie noch kurz zuvor. Ganz im Gegenteil, der Laden hatte eine besondere Wirkung auf mich und wenn ich nicht studieren würde, hätte ich Jasmin sicher schon gefragt ob ich nicht bei ihr anfangen könnte. 
"Ich glaube auch, dass wir uns aus Hogwarts kennen könnten. Ich muss aber zugeben, dass ich dich glaub ich noch ohne Bart kenne". Ich musste grinsen und zwinkerte ihm zu. Er stand ihm wirklich gut und machte ihn deutlich männlicher als er vielleicht erst war.
"Willow Fountain" stellte ich mich dann vor und reichte ihm die Hand. "Und du bist? Ein Pistazien-Fan?", fuhr ich fort und schielte an ihm vorbei zu Jasmin, die ihm gerade zwei Tüten damit auf einen der Tresen stellte. Er schien wirklich guten Geschmack zu haben auch wenn ich selbst noch fast nie Pistazien gekostet hatte.

Re: Hauptgasse

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Das ich viele der anderen Schüler außerhalb meines Jahrgangs nicht kannte wunderte mich nicht. Mein Gedächtnis war sowieso nicht das beste und so manches Mal hatte ich mir schon überlegt ob ich vielleicht einmal zu viel beim Quidditch etwas gegen den Kopf bekommen hatte. Ständig vielen mir Dinge nicht ein. Ich suchte einen Stift, den ich bereits in der Hand hielt oder aber noch während ich etwas sagte bekam ich Wortfindungs-Schwierigkeiten. Alles in allem war es also recht gut, dass ich mich immerhin an sein Gesicht erinnern konnte. Das er mich aber nicht erkannte erstaunte mich dann aber etwas. Nicht, dass ich besonders scharf darauf war eine Berühmtheit zu sein aber ich war viele Jahre lang in Hogwarts in der Hausmannschaft der Hufflepuffs und wenn man sich nicht gerade überhaupt nicht für Quidditch interessierte, war man als Spieler auf jedenfall bekannt wie ein bunter Hund. Auch Jack, so hatte er sich inzwischen vorgestellt, fiel es mit einem Mal ein und ich grinste. Ich wurde etwas rot als er schließlich doch genauso reagierte wie die meisten anderen und sah verlegen zur Seite. 
Jamin hatte mittlerweile Jacks Bestellung erledigt, sah mich fragend an und ich nickte nur kurz. Sie wusste ganz genau, dass ich auf den Kakao aus Ecuador scharf war. Viel konnte ich mir davon nicht leisten aber Jasmin tat mir wie gewöhnlich immer nach dem sie das Tütchen gewogen hatte noch etwas extra hinein oder gab mir ein paar Gratis-Kostproben mit die wie ich vermutete sonst kaum jemand bekam. Schließlich stellte sich auch Jack vor und ich musste ein wenig lachen, als er auf meine Pistazienanspielung ein ging. "Smith sagst du?". Der Name kam mir bekannt vor. Die Rädchen in meinem Kopf begannen zu rattern und nun hatte ich wahrscheinlich den selben erstaunten Gesichtsausdruck wie er gerade. "Du meinst aber nicht Layla Smith oder?" fragte ich etwas entsetzt. Layla Smith war eine berechnende Schlange und soweit ich wusste so etwas wie die Cousine meines besten Freundes Flynch. Dieser ganze Clan war etwas seltsam und soweit ich wusste zu einem Großteil Todesser. Mein bester Freund, dem ich ab und an etwas von Jasmin ins St.Mungos vorbei brachte, lag eben wegen dieser Familie dort. Sein Vater hatte ihn gefoltert, als er nicht seinen Vorstellungen entsprechen wollte. Ich schluckte. Wie konnte jemand der so viel Geschmack und offensichtlichen Anstand wie Jack besaß nur ein Teil dieser Familie sein. Oder war er vielleicht auch ein Fall wie Flynch? 
Meine Gedanken drehten sich und noch bevor Jack so richtig zum antworten kommen konnte, hörte ich Jasmin. "Hey ihr beiden. Ich habe heute frische Pralinen gemacht. Sie sind optisch nichts geworden aber zum weg schmeißen zu schade. Möchtet ihr probieren?" fragte sie und hielt uns einen großen, mit dunkler Farbe glasierten Tonteller hin. Darauf waren verschiedene kleine Kugeln, welche wie es schien in Kakao gewälzt worden waren und nach meinem Geschmack einfach köstlich aussahen. 

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Die Sache mit Jack und Layla ging mir nicht aus dem Kopf. Wer wusste schon, auf welcher Seite er stand. Ich war nicht unbedingt die engangierteste junge Hexe aber ich hatte auch Flynch soweit ich konnte geholfen. Ich hatte also eine Ahnung wie es ihm vielleicht ging. Vielleicht aber auch nicht und er war ein Todesser und noch gerissener als Layla? Schließlich ließ er sich kaum etwas anmerken. 
Auch Jack kam erst nicht zum reagieren als uns Jasmin unterbrach aber vielleicht war es auch ganz gut so. Ich bekam etwas mehr Möglichkeiten ihn zu beobachten, obwohl mich die dunkelbraunen Köstlichkeiten ziemlich ablenkten. Er war charmant und ich musste zugeben, dass es sogar gut aussah, wie er die Praline aß. Konnte jemand beim Essen gut aussehen? Es erstaunte mich und ich sah ihm zu wie er sie aß und in der Tat schienen sie gut zu schmecken. 
Ich grinste und sah ihm zu, bis er den Namen sagte auf den ich immer noch ein Stück weit gehofft hatte, er würde ihn nicht aussprechen. Ich stockte aber zum Glück hatte ich noch nichts gesagt, bis er fort fuhr. Ich biss mir auf die Lippe um mir einen Kommentar zu verheben, als er schon wieder den Mund aufmachte und Erleichterung machte sich in mir breit. Ich bekam ein kleines Lächeln zustande. "Das ist wohl wahr. Fylnch kennst du bestimmt auch. Er hat es auch nicht mehr ausgehalten" murmelte ich gedankenverloren und widmete mich ebenfalls den Pralinen um Jack nicht ansehen zu müssen. Es war mir unangenehm ihn darauf angesprochen zu haben und ihn offensichtlich in eine unangenehme Situation gebracht zu haben, wo wir uns doch erst seit wenigen Minuten wirklich unterhielten. Im Moment, als Jack die Pralinen kommentierte, hatte ich mir eine davon in den Mund gesteckt und der bitter süße Geschmack begann sich auszubreiten. In der Tat, sie waren wirklich gut und hatten eine gewisse Schärfe, die einem direkt etwas wärmer werden ließ. "Die perfekte Mischung für das Ende des Winters. Bitterschokolade setzt Glücksgefühle frei haben die Muggel herausgefunden und das Chilly belebt die,... naja sagen wir hat eine aphrotisierende...Wirkung", meinte Jasmin, grinste und machte einige dramaturgische Pausen. Als sie meinte, das die Pralinen eine aphrotisierende Wirkung haben sollten, verschluckte ich mich direkt und lief etwas rot an. Nicht, dass ich Jack unattraktiv fand, nein ganz im Gegenteil ich fand ihn attraktiv und sogar charmant. Auf der anderen Seite wollte ich aber nicht direkt von Jasmin verkuppelt werden. Wahrscheinlich war meine Darstellung aber so oder so abschreckend genug. Ich hatte mich so an der Schokolade verschluckt, dass ich husten musste.

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Wie peinlich. Wieso musste ausgerechnet mir das passieren. Mein Tag, der so schrecklich gewesen war, bevor ich in die Winkelgasse gegangen war konnte und durfte nicht wieder so schrecklich werden. Ich hustete und hustete und erst als Jack mir auf den Rücken klopfte begann ich mich wieder etwas zu beruhigen. Er war wirklich aufmerksam und es tat gut von jemandem so umsorgt zu werden. 
Ich hatte schon viel Chilly gegessen und mochte es auch, wenn das Essen etwas pikanter war. Durch das Husten war mein Hals nur etwas wund und die Schärfe setzte mir mehr zu als sonst. Es brannte und mir wurde immer wärmer. Ich merkte, wie mein Gesicht rot und meine Ohren immer heißer wurden. So sah man doch vielleicht nicht, wie mir gleichzeitig die Schamesröte ins Gesicht stieg. 
"Danke, geht schon wieder" murmelte ich leise und zog das Milchglas in einem Zug leer. "Hach". Mit einem tiefen Seufzer stellte ich das Glas ab und hatte den Mund immer noch weit geöffnet. 
Jasmin schien wirklich verunsichert und schuldbewusst drein, und am liebsten hätte ich noch mehr gesagt um sie zu beruhigen aber da fiel mir Jacks besorgter Blick auf. "Wirklich,..." ich legte eine Hand auf seine Schulter und sah ihn an. Meine Hand sollte ihn beruhigen und irgendwie half es auch mir mich noch ein Stück weiter zu beruhigen. "...es geht schon wieder" beendete ich dann meinen Satz und schaffte es sogar ein kleines Lächeln wieder auf meine Lippen zu bringen. "Ich mag Chilly gerne aber die waren schon besonders....scharf". Mein Blick fiel wieder auf Jacks Augen und seinen Bart und ja man konnte durchaus sagen, dass Jack scharf war. Und so überlegte ich auch nicht mehr lange. "Sag mal,... darf ich meinen Retter noch auf einen Drink einladen? Außer natürlich du hast noch was vor aber... Naja mein Tag war bisher nicht so toll und ich könnte etwas nette Gesellschaft sicher noch gut gebrauchen". Wieso hätte ich ihn auch nicht fragen sollen. Er schien wirklich nett und selbst wenn er nein sagte, würde ich ihn wahrscheinlich so schnell sowieso nicht wieder sehen. 

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Als ich Jack gefragt hatte ob er mit mir etwas trinken wollte, nahm ich meine Hand wieder zurück zu mir. Ich wollte ihn zum einen nicht in eine seltsame Lage bringen oder ihn unter Druck setzen. Zum anderen hätte ich es nicht ertragen ihn noch zu berühren wenn er mich hätte auflaufen lassen.
Meine Sorge blieb jedoch unbegründet und ich konnte nicht anders als zu lächeln, als er zusagte. Ich freute mich wirklich darüber und mein Herz schlug für einen Moment etwas schneller. Es waren so viele Gründe weshalb es mich so freute. Die Tatsache, dass ich schon lange keinen festen Freund mehr hatte war daran wahrscheinlich die größte. Bis auf ein paar Flirts und kleine Liebeleien gab es nur einen echten Freund den ich gehabt hatte aber da war ich gerade einmal 16 gewesen und mehr als etwas heißere Küsse in irgendwelchen dunklen Ecken hatte es daher bei mir noch nie gegeben.
Das ich bei Jungs oder jetzt besser gesagt Männern doch auf den zweiten Blick schüchterner war als ich vielleicht wirkte, wussten die wenigsten aber daran scheiterte es meistens. Auch ich wollte mich einfach mal fallen lassen und nicht immer die starke spielen.
„Okay, cool", meinte ich und begann kurz zu überlegen, während Jasmin mit meinem Päckchen zurück kam, dass ich sogleich bezahlte und alles zusammen packte. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass wir hier wohl eine ganze Weile verbracht hatten und der Abend bald herein brechen würde. Draußen wurde es bereits dämmrig und die Gassen begannen sich zu leeren, als wir uns von Jasmin verabschiedet hatten und nach draußen getreten waren. „Hmmm... vielleicht in den tropfenden Kessel?" schlug ich vor und sah mich dann nochmal zum Laden um. „Wir könnten aber natürlich auch außerhalb der Winkelgasse was trinken gehen. Ich weiß da eine kleine nette Bar", fügte ich noch hinzu und hoffte er würde die Andeutung verstehen, dass sie in der Muggelwelt lag. Vor Jasmin das wusste ich, brauchte ich keine Angst haben. Für ihre Produkte musste sie viel in der Muggelwelt einkaufen und war so keinesfalls ein Anhänger der dunklen Seite. Von Jack konnte ich das allerdings noch nicht sagen, wenn man seine Verwandschaft bedachte.

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