Korridor

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Apollon

21, Männlich

Durmstrang Austauschschüler Jahrgang 6 Reinblut Geheim Fan Okklumentik Wortlose Magie I don't care. Frei

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Re: Korridor

von Apollon am 24.09.2018 19:39

Ich wollte gerade die erste Stufe der Treppe nehmen, als eine mir wohlbekannte Stimme die Stille zerriss. Es gab nur eine Person auf dieser Erde, die es wagte, mich so zu nennen und diese Tat auch noch überlebten. Na gut, es gab zwei, aber Kalinas Stimme würde ich unter tausenden wiedererkennen. Diese allerdings auch, wie ich mir selbst eingestehen musste. Kurz überlegte ich, sie zu ignorieren und trotzdem meinen Weg fortzusetzen, als hätte ich sie nicht gehört, doch da sprach sie auch schon weiter. Ohne es zu wollen, entspannte mich der Klang ihrer Stimme etwas. Nur innerlich, aber das reichte, um mich zu nerven. Sie sollte nicht so auf mich wirken verdammt nochmal! Und natürlich zauberten mir ihre Worte ein Grinsen auf die Lippen, welches ich jedoch schnell wieder verblassen ließ, als ich mich auf dem Absatz umdrehte. „Nessie." stellte ich mit trockener Stimme fest. Ines schien nicht gewillt zu sein, sich anzupassen, obwohl das hier eine gute Gelegenheit gewesen wäre, eine Sprache zu erlernen. Aber dieses Mädchen war für so etwas nicht zu haben. Für vieles andere jedoch schon. Ich wusste selbst, dass meine Augen bei der Erinnerung an die vielen Partys und... Aktivitäten mit Nessie aufblitzten. Es hatte mir besser gefallen, als ich zugeben würde.
„Wenn ich auf dich herabschauen würde, müsste ich meinen Kopf ziemlich weit nach unten bewegen und weißt du..." ich legte eine Hand in meinen Nacken „.. mein Nacken ist etwas verspannt, weil ich vorhin schon mit einer Zweitklässlerin gesprochen habe, die genauso groß war wie du... das ganze nach unten gucken ist etwas anstrengend." ich seufzte theatralisch und drehte mich wieder um, bereit meinen Weg fortzusetzen, bevor ich etwas tat, das ich bereute. Wie zum Beispiel ihr zu sagen, dass sie mir gefehlt hatte. Das kam so gar nicht in Frage. Es reichte schon, dass sie den ganzen elendigen Sommer in meinem Kopf herumgegeistert war. Allerdings musste ich feststellen, dass ich bereits etwas sehr Dummes getan hatte. Ich hatte ihr den Gefallen getan, ihr auf Französisch zu antworten. Damit hatte ich Rücksicht auf sie genommen und wenn sie es richtig interpretierte, würde sie erraten, dass sie mir wichtig war. Aber das war sie nicht. Mahnte ich mich selbst und schüttelte gedanklich den Kopf. Ich hatte das nur aus reiner Gewohnheit getan. Wie sollte man denn auch ein Jahr in Frankreich verbringen, ohne dass die Sprach in Fleisch und Blut überging?! Außerdem war ihre Stimme in meinem Kopf mit dem Französischen verknüpft. Genau das war es. Nur deswegen sprach ich in der falschen Sprache. Mal sehen, wie sie mir der hier bevorzugten Sprache zurechtkam.
Spielend leicht wechselte ich ins Englische, als sie mich erneut ansprach. Ich drehte mich wieder zu ihr und trat näher an sie heran. Nun hätte ich nur noch den Arm heben müssen und könnte sie berühren, aber das wollte ich ja gar nicht. Tatsächlich hatte ich ihre Größe etwas überschätzt.
„Ja. Es war schon immer mein Traum hierher zu kommen. Vor allem, nachdem letzten Austausch. Vielleicht findet sich hier ja auch jemand nettes, den man maximal ein Jahr ertragen muss. Oder zumindest nicht den Rest seines Lebens, wenn man jemanden findet, der... nennen wir es mal, besser ist." Ich grinste. „Wo wir gerade dabei sind... wie geht es Aurora? Sie fehlt mir etwas. Ich habe noch nicht auf ihren letzten Brief geantwortet." Zugegeben, das war selbst für mich ein ziemlich mieser Schachzug. Ihre Schwester war ein Mittel zum Zweck gewesen, nachdem wir uns ziemlich unschön angegangen waren. Ein wunderschönes Mittel zum Zweck, aber sie kam noch lange nicht an das Mädchen heran, das ich vergessen wollte. Mit aller Macht. Aber wenn sie auch hier war, würde sich dieses 'Vergessen' wohl schwieriger gestalten.
Ich wagte es nicht zu fragen, ob ihre Schwester mitgekommen war, denn wenn dem so war, müsste ich mich wohl oder übel mit ihr abgeben, wenn ich das Spiel gewinnen wollte. Genau das war es nämlich, was ich mir einredete. Ich wollte Nessie verletzten, weil es ein Spiel war und nicht etwa, weil ich sie gern hatte und mich von ihr fernhalten wollte.
Allerdings würde ich wohl fragen müssen, wenn ich sie glauben lassen wollte, dass mir Aurora wirklich etwas bedeutete. In diesem Moment war ich sehr froh, dass ich durch meine Eltern, vor denen ich den guten Sohn spielte, so gut im Schauspielern geworden war, dass ich das, was jetzt kam spielend leicht hinbekam. Ich ließ das freudige Funkeln in meinen Augen aufsteigen und in meiner Stimme schwang die pure Hoffnung mit, als ich sie – nun wieder auf Französisch – ansprach. „Ist deine Schwester auch hier?" Ich lächelte hoffnungsvoll. Nicht einmal ich selbst konnte manchmal wirklich auseinanderhalten, ob meine Emotionen, die sich auf Bildern oder ähnlichem abbildeten, echt waren oder gespielt. Niemand konnte das. Und dass mein Gesicht so entnervt ausgesehen hatte, als ich Nessie erkannt hatte war ein großer Pluspunkt. Denn jetzt war es das genau Gegenteil. Und das würde sie in Verbindung mit ihrer Schwester bringen. Vielleicht würde es dann endlich reichen. Wenn sie sich freiwillig von mir fernhielt, würde ich nicht mehr so stark gegen diese verdammte Anziehung kämpfen müssen, die von ihr ausging.

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Ines

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Re: Korridor

von Ines am 02.10.2018 20:19

Ohne dass ich es wollte, versetzte es meinem Herzen einen kleinen Stich, zu sehen, wie wenig begeistert er war, mich zu sehen. Klar, es wäre unrealistisch gewesen, zu erwarten, dass er in Freudentränen ausbrechen würde, doch wenigstens ein stets leicht spöttisches Lächeln, welches so typisch für Apollon war, wäre nett gewesen. Und das definitiv nicht, weil ich gerade dieses Lächeln unfassbar vermisst hatte. «Mein Name ist Ines, falls du das vergessen hast, Pollo», gab ich schnippisch zurück und überdeckte mit meinem gespielt beleidigten Gesichtsausdruck die echte Enttäuschung, die sich in mir auszubreiten begann.
Ich grinste spöttisch. «Deswegen hast du es ja auch ein ganzes Jahr lang ertragen», entgegnete ich und versuchte, meine Wut darüber, dass er mich mit einer Zweitklässlerin verglichen hatte, so gut wie nur möglich zu verstecken. Ich konnte nichts dafür, dass ich keine Grosse-Menschen-Gene abgekriegt hatte, und im Gegensatz zu ihm musste ich nahezu immer hochschauen, was genauso anstrengend war wie nach unten zu schauen – zumindest nahm ich das an, es war ziemlich selten, dass ich jemanden antraf, der noch kleiner war als ich. Er jedenfalls hatte auch noch Menschen, die gleich gross oder sogar grösser als er waren, was bei mir ebenfalls eher selten vorkam. Er sollte sich also gefälligst nicht so sehr aufspielen. «Ausserdem warst du noch nie gut darin, mich zu ignorieren, Nackenschmerzen hin oder her», fügte ich spöttisch hinzu. «Das diese ein Problem darstellen sollen, ist mir neu.» Oh, er hatte sich sogar oft gebückt, um zu mir herunterzukommen. Oder ich hatte mich auf die Zehenspitzen gestellt. Oder beides. Und bisher hatten wir uns beide nie darüber beschwert.
Ich wusste selbstverständlich, dass Pollo gut in Sprachen war, jedoch war ich nie wirklich neidisch auf diese Eigenschaft gewesen – ich hatte nie das Interesse daran gehabt, mich überall auf der Welt verständigen zu können, selbst wenn ich nicht komplett davon abgeneigt war, eines Tages mehr von der Welt als Rom und die Pyrenäen zu sehen. Mein Französisch hatte in meinem ersten Jahr in Beauxbatons mehr als nur gehapert, trotz der Tatsache, dass meine leiblichen Eltern versucht hatten, mir ein wenig von der Sprache beizubringen, bevor ich die Schule beginnen würde. Und noch heute war es nicht ganz akzentfrei. Jedoch störte mich mein Akzent nicht, ich fand, dass er irgendwie heiss klang. Jedenfalls, ich war gezwungen worden, hierherzureisen, und ich hatte so gut wie keine Vorkenntnisse in Englisch gehabt – Orfeo und Pris' hatten probiert, mich über den Sommer zu einem Lehrer zu schicken, und sie waren ganz schön gescheitert. Ich verständigte mich hier praktisch mit Händen und Füssen, denn ich sprach so gut wie gar kein Englisch. Wahrscheinlich würde ich es im Laufe dieses Jahres lernen, genau, wie ich die anderen Kinder in Beauxbatons früher ebenfalls ziemlich schnell zu verstehen begonnen hatte. Doch jetzt konnte ich meist nur erraten, was Menschen meinten, wenn sie mir etwas mitteilen wollten. So auch jetzt, als Apollon beschloss, sich wieder einmal mit seiner Begabung für Sprachen aufzuspielen.
Ich sah mein Gegenüber verwirrter an, als ich es eigentlich gerne getan hätte. Ausnahmsweise gab ich mir sogar Mühe, etwas zu verstehen, doch viel brachte dies nicht – mein Englisch war schlichtweg zu schlecht dafür. Doch den Namen meiner Schwester konnte ich sehr wohl herausfiltern, und als dieser fiel, verfinsterte sich mein Blick deutlich. Sein Blick wirkte so viel freudiger, während er von ihr sprach, und in seinen Augen glaubte ich dieses Funkeln zu erkennen, von dem ich mir irgendwo gewünscht hatte, dass ich es sehen würden, während er über mich sprach. Ich hatte nicht gewusst, dass er etwas mit Aurora gehabt hatte, aber es war nicht wirklich eine grosse Überraschung, wahrscheinlich hatte Apollon mit dem halben Jahrgang in Beauxbatons geschlafen. Das war auch nicht mein Problem: mich störte es mehr, dass sie wohl besser als ich gewesen war, dass er sie und nicht mich bevorzugte. Aurora war in so ziemlich allem perfekt, doch dieses Gebiet war meine Königsdisziplin. Eigentlich. Doch scheinbar hatte mich das kleine Biest ausgerechnet bei der Person übertroffen, bei der es eine Rolle für mich spielte. Nicht, dass ich ihn ernsthaft mochte oder so, auf keinen verdammten Fall. Ich konnte es nicht erklären, aber bei ihm lag mir einfach etwas daran, dass er mich irgendwie wertschätzte. Und somit war seine Aussage, die ich nicht mal wirklich verstanden hatte, ein Schlag ins Gesicht.
Meine Hände hatten sich zu Fäusten geballt, um ihr Zittern zu verbergen – ich wollte nicht, dass er mir ansah, wie sehr er mich mit Aurora aufgebracht hatte, doch wahrscheinlich hatte er das sowieso schon lange getan. «Nein, sie ist nicht hier. Als ob unsere wunderbaren Eltern sie so weit fortgeschickt hätte», antwortete ich ihm, bitterer, als ich es zugeben wollte. Ich bemühte mich zu einem offensichtlich gespielten Lächeln, welches viel zu verkrampft wurde. «Sie hat jetzt übrigens einen Freund, also machst du dir vergeblich Hoffnungen. Tut mir leid, falls sie dir das nicht geschrieben hat... So falsch ist sie eben.» Das war zwar nicht ganz wahr, aber das musste er nicht wissen. Oder war es wahr? Vielleicht war sie ja inzwischen wieder mit ihrem Ex zusammen. Ich wusste es nicht. Wir hatten keinen Briefkontakt miteinander, und wenn sie mir mal Eulenpost schicken würde, würde ich ihren Brief wahrscheinlich zerreissen.

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Apollon

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Re: Korridor

von Apollon am 08.10.2018 00:02

Nun konnte ich mein Grinsen doch nicht mehr aufhalten. „Ich finde Nessie aber um einiges passender. Zumindest solange du das 'Pollo' nicht unterlässt." Ich verdrehte die Augen. Bis jetzt hatte ich allen diesen durchaus lästigen Namen immer austreiben können, aber Nessie war eben eine Sache für sich. Mein Grinsen verblasste wieder, denn dieser Name störte mich im Grunde wirklich. Ich war kein großer Fan von Federvieh. Es nervte und sah komisch aus. Eulen waren da zwar eine Sache für sich, die mochte ich tatsächlich meistens, aber Hühner waren... nicht sonderlich angenehm.
„Nach einem Jahr war ich etwas in Übung. Ich bin leider wieder völlig untrainiert. Ich habe sehr selten mit Leuten in deiner Größe zu tun. Ich vermeide den Umgang mit Kindern sonst nämlich sehr gerne." gab ich etwas genervt zurück. Ich konnte schließlich nichts dafür, dass sie so klein war. Vielleicht hätte sie mal an einem Wachstumszaubertrank nippen sollen... War es dafür schon zu spät? Ich verwarf den Gedanken, ihr diesen Vorschlag zu unterbreiten recht schnell wieder, am Ende würde sie es nur wirklich ausprobieren und es würde etwas schief gehen. Oder im schlimmsten Fall wäre sie dann wirklich groß! Unvorstellbar.
Ihr Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, an was genau sie dachte und ich verdrehte die Augen. Nicht etwa, weil ich es nervig fand an diese... Sache erinnert zu werden, sondern viel mehr, weil ich mir nicht anmerken lassen wollte, wie gerne ich eine Wiederholung erleben würde. Ich blickte kurz über meine Schulter und sah zur Treppe. Die Idee war nicht mal schlecht. Ich trat näher an Nessie heran, legte sie mir kurzerhand über die Schulter und lief zur Treppe. „Na komm du Zwerg. Wenigstens bist du auch genauso leicht wie ein Kind." grinste ich, stellte sie auf die oberste Treppenstufe und stellte mich dann selbst eine weiter nach unten. Selbst jetzt war ich zwar etwas größer als sie, aber der Größenunterschied war nicht mehr ganz so heftig und wir konnten uns sogar fast in die Augen sehen. Also, wenn wir es denn gewollt hätten. Allerdings vermied ich das weitestgehend. Ich wusste immer noch nicht, wie gut sie mich durchschauen konnte. Nicht, dass ich ein offenes Buch war – das war ich ganz sicher nicht, aber Nessie war... besonders für mich in dieser Hinsicht. Besonders nervig, besonders eigenartig, besonders intensiv.
An ihrem entnervten Gesichtsausdruck konnte ich ablesen, dass ich ins Schwarze getroffen hatte, was ihre eher minderwertigen Kenntnisse dieser Sprache angingen. Anscheinend schien sie jedoch etwas zu verstehen, denn als ich ihre Schwester erwähnte, blitzten ihre Augen gefährlich auf. Sie schien alles andere als begeistert zu sein, mit anderen Worten genau das, was ich erreichen wollte. Ich wusste schon gar nicht mehr, wann wir angefangen hatten uns mit Absicht gegenseitig zu verletzten. Es war ein grausames Spiel. Der, der am Ende heftiger verletzt wurde, hatte verloren. Auch wenn es bei mir gar keine Rolle spielte, da ich mich selbst mindestens genauso verletzte, indem ich sie verletzte. Mein Schmerz wuchs mit ihrem, aber das sollte und durfte nicht sein. Also würde ich weiter spielen und wenn es mich zerstören würde. Ich würde es mir nicht anmerken lassen. Also versuchte ich zu übergehen, wie grausam ich zu ihr und selbst zu mir war. Sie zitterte und schien sogar die Zähne zusammengebissen zu haben. Ihre Schwester war definitiv ein wunder Punkt. Das würde ich mir merken. Wenn ich Aurora wirklich mögen würde, würde es mir sogar leid tun, dass ich sie benutzte um jemanden zu verletzten, an dem mir etwas lag. Im Grunde war das Ganze recht verquer und unlogisch, aber konnte so etwas logisch sein? Ich bezweifelte es.
„Sie haben nur dich gezwungen hier her zu kommen oder wie? Schade." seufzte ich fast schon theatralisch. Ich bedauerte es wirklich. So konnte ich sie nämlich nicht wirklich benutzen. Andererseits ging sie mir so auch nicht auf die Nerven... Also war meine Gefühlslage, was das anging relativ ausgeglichen, selbst wenn ich Nessie vorspielte, es wäre nur bedauern.
Ich sah ihr an, wie gestellt ihr Lächeln war, aber ich ließ ihr die Illusion, es wäre überzeugend gewesen. Wenn sie nicht wusste, wie schlecht sie es vormachen konnte, würde sie es wahrscheinlich nie besser können und ich würde immer wissen, wie es ihr wirklich ging. Und selbst wenn ich alle kleinen Schwächen ausnutzen könnte und damit dieses Spiel gewinnen würde, tat ich es nicht. Sie verletzten? Ja, weil es sein musste. Sie zerstören? Niemals.
Ich tat getroffen. „Oh. Das hat sie mir tatsächlich nicht gesagt. Dann betrügt sie ihn mit mir und mich mit ihm?" ich legte eine kurze Pause ein, während der sich mein altbekanntes Grinsen auf mein Gesicht stahl. „Gefällt mir." grinste ich dann und nickte anerkennend. „Deine Schwester ist faszinierend." ohne es wirklich zu wollen, hatte ich wieder ins Französische gewechselt. Wenigstens verstand sie so nun meine, sogar teilweise aufrichtige, Bewunderung ihrer Schwester.

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Ines

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Re: Korridor

von Ines am 11.10.2018 21:18

«Dankeschön. Ich finde auch, dass ich diesem Sagentier zum Verwechseln ähnlich sehe», gab ich gespielt beleidigt zurück. Ich wusste, dass ich hier einen vergeblichen Kampf führte, denn ich würde nie damit aufhören, ihn Pollo zu nennen. Dafür war es zu süss, ihm dabei zuzusehen, wie er eine kleine Krise hatte, jedes Mal, wenn ich diesen Spitznamen aussprach. Ich wusste, dass nicht viele es wagten, ihn so zu nennen, wahrscheinlich drohte er manchmal auch mit irgendetwas, doch ich hatte keine Angst vor was auch immer er tun würde, wenn ich ihn weiter so nannte. Wir waren nicht sehr eng befreundet, und wenn wir uns mal näherkamen, dann nicht auf emotionaler Ebene. Es interessierte mich also nicht wirklich, was er über mich dachte – zumindest sollte es mich nicht interessieren.
Ich verdrehte die Augen. Es war tatsächlich ein Problem, dass manche Zweitklässler sogar schon grösser als ich waren. Ich hatte keine Ahnung, weshalb ich nie wirklich zu wachsen begonnen hatte, so, wie ich meine Eltern in Erinnerung hatte, war keiner der beiden sonderlich klein gewesen – doch ich war selbst als Kind nicht gerade die Grösste gewesen, also hatte ich früher vielleicht auch nur einen falschen Eindruck gehabt. «Gewöhn dich besser wieder dran.» Ich legte meinen Kopf schief. «Wenn du gedacht hast, ich würde dich hier in Ruhe lassen, liegst du ziemlich falsch.» Ich grinste neckisch.
Ich rechnete nicht damit, was er als nächstes tat, also schaffte ich es auch nicht, mich rechtzeitig vor seinen Händen zu retten und ihm zu entwischen. Mir gefiel es nicht, mit welcher Leichtigkeit er mich hochheben konnte, und ganz besonders mit welcher Dreistigkeit er dies tat. Er hatte verdammt nochmals nicht das Recht, mich zu verschleppen! «Lass mich runter du Arsch, das ist nicht fair!», schimpfte ich lautstark. Ich zappelte und probierte wie verrückt, mich aus seinem Griff zu befreien, stets darauf bedacht, ihm ja nicht wehzutun, so war ich nicht – doch ich blieb erfolglos. Wahrscheinlich hätte ich es sogar hingekriegt, dass er mich losliess, wenn ich ihn geschlagen oder getreten hätte, aber das hätte ich nie getan – was er auch wusste, er kannte meine Komplexe, was Gewalt anging. Was wohl auch der einzige Grund war, weswegen er dieses Vorhaben überhaupt gewagt hatte. So musste ich wohl oder übel über mich ergehen lassen, was auch immer er vorhatte, und auch wenn ich nichts dagegen hatte, etwas näher an ihm zu sein, hasste ich dieses Gefühl der Wehrlosigkeit. Sobald er mich abgesetzt hatte, verschränkte ich meine Arme und funkelte ihn wütend an. «Ich hasse dich. Tu das nie wieder.» ich musste immer noch zu ihm hochsehen, doch nicht mehr ganz so weit wie vorher, worüber ich irgendwo froh war – was ich aber nicht zugeben würde. Niemals.
«Ja, das haben sie», antwortete ich knapp. «Nicht, dass es mich stört, ein Jahr lang weit weg von ihnen und Aurora zu sein», fügte ich nach kurzer Pause hinzu, «aber es ist England. So einige andere Orte wären mir lieber gewesen.» Ich sah ihm direkt in die Augen, in diese frechen, wunderschönen, einzigartigen Augen. «Besonders jetzt, wo ich weiss, dass auch du hier bist.» Er hatte mich auf der obersten Stufe abgesetzt, ich nahm an, dies war Absicht gewesen – wenn es schon nur die zweitoberste gewesen wäre, wäre ich jetzt eine Stufe nach oben gestiegen. Dann wäre ich grösser als er. Wahrscheinlich hatte er mir deswegen diese Möglichkeit geschickt genommen. Irgendwie war es Teil seines Egos, grösser als seine Mitmenschen oder zumindest ich zu sein, und dieses sollte wohl nicht verletzt werden.
Ich schüttelte den Kopf. «So niveaulos bist doch nicht mal du.» Nun... Doch, war er, wenn er auf meine Schwester eingegangen war. Aurora war zwar nett zu so ziemlich jedem, aber in Beauxbatons war es allgemein bekannt, dass nicht Verlass auf sie war, wenn es um ihre Liebschaften ging. Falls sie wirklich wieder mit diesem Jungen zusammen war, dann musste dieser wissen, dass sie sprunghaft sein würde, denn jeder wusste dies. Ich zuckte mit den Schultern. «Wenn du falsche Schlangen, die zudem noch verdammt oberflächlich und naiv sind, faszinierend findest, nur zu», gab ich zurück.
Es sollte mich nicht so sehr interessieren, dass er an meiner Adoptivschwester interessiert war, doch das tat es nun mal. Nicht, weil ich ihn ernsthaft mochte, es tat mir einfach leid, dass er ausgerechnet auf Aurora reingefallen war. Noch mehr störte mich aber, dass Aurora wieder einmal das kriegte, was sie wollte. Ja, das war der wahre Grund, weswegen ich jetzt so aufgebracht war. Kein anderer. Apollon hatte damit rein gar nichts zu tun. Doch dieses Mal hatte ich Einfluss auf ihre Taten, und ich würde alles probieren, um es ihr ein weiteres Mal zu vermiesen. «Wahrscheinlich hat sie sogar schon deinen Namen vergessen», meinte ich also schulterzuckend, gespielt gleichgültig, auch wenn er wohl bemerken würde, dass ich alles andere als gleichgültig war, wenn er nur ein klein wenig genauer hinschaute. «Ich würde sie aufgeben. Nicht, weil sie meine Schwester ist. Aber du hast sie nicht verdient. Und...» Ich schluckte und schaute weg, ehe ich, deutlich leiser, fortfuhr. «Und sie hat dich noch weniger verdient. Du bist definitiv über ihrem Niveau.»

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Apollon

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Re: Korridor

von Apollon am 07.11.2018 16:47

Ich zwinkerte ihr grinsend zu. Dass sie diesen Vergleich auf den Tod nicht ausstehen konnte, war mir immer noch sehr deutlich bewusst. Deswegen nannte ich sie ja auch weiterhin so. Ich hatte auch nicht vor, damit aufzuhören. Es gehörte zu unserer.... nennen wir es mal Beziehung zueinander. Es war grundlegender und sehr fester Bestandteil dieser.
„Einem Federvieh sehe ich jetzt auch nicht wirklich ähnlich und trotzdem bleibst du dabei, mich als solches zu bezeichnen. Also sind wir im Grunde quitt, kleines Ungeheuer." gab ich zurück und setzte sogar noch einen drauf. Obwohl das mit dem Ungeheuer gar nicht so abwegig war. Ungeheuer waren gefährlich und konnten einen zu Grunde richten, wenn man unaufmerksam war. Und Nessie würde das auch können. Wenn ich unaufmerksam werden würde und es zulassen würde. Aber das würde ich nicht. Es wäre mein und ihr Untergang. Ein Teil von mir, wusste, dass mich ihr Untergang mehr stören würde, als mein eigener. Aber diesen Teil brachte ich schnellstmöglich zum schweigen. Er dürfte nicht existieren. Allerdings war es so ziemlich unmöglich, ihn loszuwerden. Er war viel zu tief in mir verankert, als wäre er eine Krankheit, die kam um zu bleiben.
Auf ihre Aussage hin, verdrehte ich scheinbar genervt die Augen. „Ich glaube, ich fahre doch wieder nach Hause. Diese Aussichten sind irgendwie nicht mein Fall." murrte ich. Das ganze war natürlich von vorne bis hinten gelogen. Wenn sie mich nicht ständig suchen und nerven würde, würde ich das tun. Außerdem hatten wir einen seltsamen Hang dazu, ständig ineinander zu laufen. So war es schon letztes Jahr gewesen. Ständig hatten wir uns gesehen. Vermutlich würde sich das nicht ändern.
Ihr zappeln und zetern half nichts. Es war zwar etwas anstrengender, da sie sich bewegte, aber noch lange nicht anstrengend genug, um auch nur darüber nachzudenken, sie abzusetzen.Da sie eine strikte Abneigung gegenüber Gewalt hatte, würde sie mich auch nicht verletzen oder eher sich ernsthaft wehren, was mir einen deutlichen Vorteil verschaffte. Ich grinste den ganzen Weg bis zur Treppe und ließ sie stillschweigend zappeln. Wie ein kleines, bockiges Kind. Der gedankliche Vergleich entlockte mir ein leises Lachen.
Ihre Beschimpfungen tat ich mit einem Grinsen ab. „Ich verspreche nichts." Hinter dem bösen Funkeln in ihren Augen, konnte man die Erleichterung erahnen. Oder sie sich zumindest einbilden. „Denk ja nicht, ich tue das für dich. Es ist nur angenehmer für mich, also reiner Eigennutz." stellte ich schnell klar, auch wenn der kleine Teil in mir, der ganz genau wusste wie sehr ich Nessie eigentlich mochte, versuchte sich Gehör zu verschaffen und mich vom Gegenteil zu überzeugen.
„Wo denn?" fragte ich und verfluchte mich, da man ernsthaftes Interesse heraushören konnte. „Vielleicht kann ich es einrichten, dich ganz schnell dahin zu befördern. Weit weg von mir. Wie wäre es mit Asien? Der Nordpol?" schlug ich vor. Die Freude in meiner Stimme, sie ganz schnell möglichst weit weg zu befördern, triefte aus jedem Wort. Ich hatte Jahre lang geübt, mich zu verstellen und Menschen zu täuschen. Mittlerweile war ich so gut mich zu verstellen, dass ich manchmal selbst nicht wusste, was nun die Wahrheit war. Man konnte es also als Talent bezeichnen.
Ich grinste etwas abwesend und blinzelte dann ein paar Mal, um Nessie wieder klar sehen zu können. „Das ist es nicht. Die Skrupellosigkeit ist sehr.... interessant." ich grinste etwas breiter. Vor allem mochte ich ihre Schwester aber immer oh, weil man diese wundervoll gegen Nessie verwenden konnte. Ihr nächstes Kommentar ließ mich teuflisch grinsen. Zufälle waren etwas tolles. „Das denke ich nicht, Kleine." lachte ich und zog einen Brief aus der Tasche meines Umhangs hervor. Aurora hatte eine zierliche, ziemlich unverkennbare Handschrift, in der sie meinen Namen mit einer rosafarbenen Tinte auf den Umschlag geschrieben hatte. Wäre mir dieser Brief nur eben schon eingefallen. Ich hörte ihre Worte, egal wie leise sie wurde, recht deutlich. Trotzdem fuhr ich fort und präsentierte ihr den Brief. „Der ist gestern Morgen angekommen. Das Papier riecht sogar nach ihr, also – falls du sie mal vermissen solltest...." Ich grinste und ignorierte mein Herz, dass mir mitteilte, wie schön es ihre Worte fand. Die Wahrheit war, dass der Brief erst vor einer Stunde angekommen war. Aber Nessie durfte ruhig denken, dass ich ihre Schwester so gerne mochte, dass ich einen Brief von ihr mit mir herumtrug. Aurora faselte irgendwas davon, dass ihr Schuljahr jetzt schon schrecklich ist und sie mich vermisste oder so etwas. Sie hätte mich ruhig vorwarnen können, dass Nessie hier war. So hätte der Brief wenigstens einen Sinn gehabt. Obwohl... wenn ich ihn jetzt gegen sie verwenden konnte, würde er wohl doch noch einen Zweck erfüllen. Kurz um entschloss ich mich dazu, Aurora doch zurückzuschreiben. Es würde mich zwar Zeit kosten, die ich auch anders verschwenden könnte, aber wenn ich weiterhin Briefe von ihr bekam, würde das ein schmerzliches Mittel werden, um Nessies und mein Spiel vielleicht voranzutreiben. Während ich über die Möglichkeiten nachdachte, Nessie zu verletzen, starrte ich gedankenverloren auf den Brief, was vielleicht auch ganz gut zu meiner Tarnung, ich würde Aurora mögen, beitrug.

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Re: Korridor

von Ines am 01.12.2018 15:59

Mein Blick glitt gewissermassen prüfend an ihm herunter. Es kam mir vor, als wäre er noch ein Stück grösser geworden, und seine braunen Augen schienen über den Sommer noch funkelnder und leider auch anziehender geworden zu sein. Die neue Uniform stand ihm. Nicht, dass er in Beauxbatons-Blau nicht auch gut ausgesehen hatte oder dass ihm im Allgemeinen irgendwas nicht stehen würde, er sah sogar ohne Kleidung wirklich, wirklich gut aus, aber trotzdem. «Nein, tust du nicht», stimmte ich ihm schlussendlich in einem leicht widerwilligen Tonfall zu. «Aber manchmal verhältst du dich wie eines. Wie ein Hahn, der um seine Hennen herumstolziert und alle Menschen mit seinem grossen Schnabel aufregt.» Ich grinste neckisch.
Ich schnaubte. «Du hast dir also über den Sommer also doch nicht vorgenommen, zu einem auch nur ansatzweise besseren Menschen zu werden», stellte ich genervt fest. Nicht, dass ich das erwartet hatte, dieser Junge war nicht mehr zu retten, was das anging, aber das brauchte ich ihm ja nicht zu sagen. «Aber hey, vielleicht ist das ja gut. Vielleicht werfen sie dich raus, wenn du dich bei allem und jedem hier so idiotisch benimmst. Dann muss ich deine Reden darüber, wie wahnsinnig gross du doch bist, nicht länger ertragen.»
Ich musste nicht sonderlich lange überlegen. «Ich möchte irgendwann mal nach Island, da soll es magische Geschöpfe geben, die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt.» Mein Blick glitt träumerisch in die Ferne. Das war nicht mal gelogen – mein Vater war vor seinem Tod einmal für seine Arbeit zwei Wochen lang in Island gewesen, und seine Geschichten von dieser Reise versetzten mich noch heute ins Tagträumen, wenn ich an die Insel im Norden dachte. «Und Südamerika würde ich auch gerne mal sehen, wenn ich ehrlich bin. Das ist weit weg von zuhause und dem ganzen Drama, das damit kommt.» Mein Blick glitt wieder von dem unbestimmten Punkt in der Ferne weg zu dem süssen – arroganten, meistens hässlich lachenden, aber süssen – Gesicht vor mir. «Und es ist auch weit weg von dir. Egal, auf welcher Schule du dich gerade rumtreibst.» Ich seufzte. «Aber für den Moment sitzen wir wohl beide hier fest.»
Meistens brauchte es für mich nicht sehr viel, um das Fass zum Überlaufen zu bringen, doch meine Schwester war da ein besonders wunder Punkt. Ich spürte die Wut regelrecht in mir aufbrodeln, während auf diesen rosafarbenen Umschlag starrte. Er stank wirklich nach ihr, und das machte es nicht gerade besser für mich. Ehe ich darüber nachdenken konnte, was genau ich tat, schnellte meine Hand nach vorne, um ihm den Brief zu entreissen. Ich starrte auf das Papier und versuchte, das zu lesen, was darauf stand, doch es war gerade nicht der richtige Moment, um mich auch nur ansatzweise auf etwas wie Wörter konzentrieren zu können. «Was genau ist es denn, was so viel besser an ihr ist als an mir?», fragte ich und bereute es augenblicklich, denn hinter der Wut in meiner Stimme schwang ganz klar etwas mit, das ihm verriet, wie sehr er mich verletzt hatte. Doch nun konnte ich mich schlecht noch bremsen, also probierte ich es erst gar nicht.
Unbewusst hatte ich den Brief in meiner Faust zusammengeknüllt, doch das war mir gerade ziemlich egal. Sollte er doch heulen, dass ein so wichtiges Ding von meiner Schwester jetzt kaputt war. «Ist es ihre Grösse? Ihre hellen Augen? Ihr grosser Kreis von falschen Freunden? Oder ihre einflussreichen Eltern? Von denen hast du doch schon zwei, du brauchst keine reichen Schwiegereltern mehr.» Ich schluckte Tränen herunter, die in mir aufzukommen drohten. «Sie ist eine falsche Schlange, bei Merlin. Ich meine, es war klar, dass du dich irgendwann mal mit diesem Flittchen vergnügen würdest, aber dass du es ausgerechnet bei ihr ernst werden lässt... Da hätte ich wirklich nie von dir erwartet.» Ich warf einem jüngeren Hogwartschüler, der so schnell, wie es ihm nur möglich war, an uns vorbeihuschte, einen giftigen Blick zu. Ich war wohl lauter geworden, als ich es vorgehabt hatte, und der Zwerg war davon verunsichert worden.
Erst jetzt bemerkte ich den Schmerz in meiner rechten Hand, und als ich auf diese heruntersah, merkte ich, dass ich den Brief in Flammen gesetzt hatte – dieser Arsch von Junge hatte mich so sehr aufgebracht, dass ich ohne Zauberstab oder Zauberspruch Magie gebraucht hatte. Ich liess den brennenden Brief fallen und starrte auf meine Hand, welche von dem Feuer deutlich mitgenommen aussah. Und sie tat mehr weh, als ich es zugeben wollte. Mir entfuhr ein leises «Merde», ehe ich begann, mit meinem Schuh auf dem immer noch brennenden Stück Papier herumzutreten begann, bis alle Flammen erstickt waren – mit verletzter Zauberstabhand war es mir unmöglich, dieses Desaster mithilfe von Magie zu löschen.
Erst, als ich mir sicher war, dass das Feuer garantiert erstickt war, sah ich wieder zu Apollon und warf diesem einen verabscheuenden Blick zu. «Jetzt komme ich zu spät zu meiner Verabredung, wenn ich das noch behandeln gehen muss. Vielen Dank aber auch.» Ich hielt vorwurfsvoll meine Hand hoch – zu schwungvoll, wie der Schmerz, der nun durch diese fuhr, mir signalisierte. Den Hogwartsschüler von vorher hatte ich schon lange vergessen, ich war durch das Gespräch mit ihm eh schon zu spät, doch das ging ihn gerade herzlichst wenig an.

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Re: Korridor

von Apollon am 24.01.2019 22:56

Ich verdrehte die Augen. „Guter Punkt. Vielleicht gibt es diese eine Gemeinsamkeit. Es gibt wirklich viele Mädchen, die mir nachlaufen. Wie einem Hahn die Hennen." Ich gestand das natürlich nur ein, da es meinem Ego guttat. Leider stimmte das aber wirklich. Manche Mädchen wurde man einfach nicht mehr los. Allein hier bemerkte ich immer wieder eine Gruppe von Mädchen, denen ich erstaunlich oft und an den ungebührlichsten Orten über den Weg lief. Jedes Mal, wenn ich sie dann eines Blickes würdigte, wurde die eine Hälfte rot und die andere kicherte recht aufgeregt. Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. Wahrscheinlich würde dieses Schuljahr doch nicht so übel werden. Ein Fanclub. Sehr schön.
Ich blinzelte sie ein paar Mal an und lachte dann. „Ich bin recht beliebt. Vor allem bei den Lehrern. Du dürftest doch wissen, wie einfach es ist, Lehrerliebling zu werden. Zumindest für mich. Deine Talente sind da ja eher rar gesät. Und selbst wenn ich nicht mehr hier wäre... Wie oft wurdest du heute schon für eine Drittklässlerin gehalten?" ich lachte erneut. „Wenn ich weg wäre, würde jemand anderes dich daran erinnern, was für ein Zwerg du bist." ich tätschelte ihr neckend den Kopf, und zerstörte ganz nebenbei ihre Frisur. Auch, wenn sie das nur noch anziehender aussehen ließ. Ich hatte sie schon oft mit total zerzausten Haaren gesehen – nicht selten war ich daran Schuld gewesen, und genau daran erinnerte mich dieser Anblick. Ich schluckte und konzentrierte mich wieder auf ihre Worte.
„Island ist wirklich sehr schön. Unser Anwesen dort auch." stellte ich nachdenklich fest. „Die heißen Quellen sind sehr zu empfehlen. Tierwesen habe ich allerdings nie gesucht. Dazu hätte ich mein luxuriöses Leben in unserer Villa ja kurz zurücklassen und durch die Gegend stiefeln müssen." ich rümpfte die Nase. Natürlich hatte ich die ganze Insel schon gesehen. Ich kannte sie quasi, seit ich klein war. Es war sehr gut, reiche Eltern zu haben, die einem jeden Wunsch erfüllten. In Südamerika war ich allerdings noch nicht gewesen. „Avon war bereits in vielen Teilen Südamerikas und mein Vater wollte bald eine Rundreise mit uns machen." murmelte ich in Gedanken versunken. Die nächsten Sommerferien würden dafür draufgehen, aber was mein Vater wollte, wurde gemacht. Immer. „Sag mir, wenn du dort bist. Oder wichtiger, wo du bist. Dann werde ich die Orte meiden." versprach ich aufrichtig. Und ich meinte es zur Abwechslung auch mal so. Wenn meine Eltern sie in die Finger bekamen... das würde nicht gut ausgehen. Und wenn ihr etwas geschehen würde... Mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Nein, ihr durfte nichts geschehen. Auf ihre letzte Feststellung eingehend, nickte ich nur. „Zum Glück sind wir wenigstens in unterschiedlichen Flügeln diese Schlosses" ich sagte das ganze etwas abfällig, da unsere Anwesen mehr von einem schönen Schloss hatten, als dieses Gebäude „untergebracht." ich sah an ihr vorbei, in die Richtung, in der ich den Durmstrang – Flügel vermutete. Die Wahrheit war natürlich, dass ich gar keine Ahnung hatte, wo sich dieser befand. Alles sah gleich aus. Die steinernen Wände versprühten überall die gleiche Kälte. Ich vermisste meine Schule und sogar die der Nervensäge vor mir mit jedem Tag ein bisschen mehr. Allerdings, und das würde ich nur dieses eine Mal in Gedanken zugeben, war Nessie ein gewaltiger Pluspunkt für Hogwarts. Vielleicht würde ihre Anwesenheit das ganze etwas erträglicher machen. Ein etwas dümmliches Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. Natürlich würde jeder, der uns gehört hatte, denken, es würde Aurora gelten und nicht ihre bezaubernden Schwester. Als Nessie mir den Brief aus der Hand riss, war das wie ein Eimer voll mit eiskaltem Wasser, der über mir entleert wurde. Er holte mich zurück in die Realität in der ich mir solcherlei Gedanken strikt verbot. Sie gehörten nicht zu meinem Wesen, sondern nur zu einem winzig kleinen Teil in mir, der eigentlich vernichtet gehörte.
Das sie verletzt war, zerschnitt mir das Herz, aber ich tat, als hätte ich es nicht einmal gehört. Ich setze einen verträumten Blick auf und begann dann ein bisschen zu schwärmen, als wäre ich wirklich ein kleiner verliebter Schuljunge. „Es ist die Anmut, mit der sie sich bewegt. Ihre Gerissenheit, die Arte, wie ihre Stimme sich verändert, wenn sie etwas will. Und ja, ihre Größe ist auch sehr ansprechend." stimmte ich zu, um sie noch mehr zu verletzen. Es musste sein, das wusste ich, auch wenn etwas in mir sich gegen diese Worte wehrte. Ich wusste, dass ihre Größe wirklich ein wunder Punkt war, auf den ich nur zu gerne drückte. „Sie ist einfach großartig!" sagte ich und betonte das groß in großartig nochmals besonders. „Ich würde auch bei ihr bleiben, wenn sie arm und unbedeutend wäre." säuselte ich und blinzelte, um meinen Blick wieder zu klären. Ich war gerade selbst etwas beeindruckt von meinen Schauspielkünsten. Ein Flackern direkt vor meinen Augen, ließ mich mein schwelgen in Selbstlob unterbrechen. Irritiert starrte ich den brennenden Fetzen Papier an. Es dauerte seine Zeit, bis ich verstand, was gerade geschehen war. „Mein Brief!" rief ich gespielt entsetzt und sah ihr böse dabei zu, wie sie die Flammen austrat, regte mich aber kein Stück, um ihr zu helfen. Sie hatte das schon unter Kontrolle.
Als sie mir dann ihre Hand vors Gesicht hielt, fuhr mir der Schreck in die Glieder. „Was hast du nur wieder angestellt!" schimpfte ich dieses Mal ehrlich aufgebracht. Ich trat zu ihr, uns trennte ja nur eine Stufe, und packte sie am Handgelenk um mir ihre Wunde anzusehen. „Deine Verabredung kannst du vergessen, bis das wieder in Ordnung ist." fauchte ich weiter. So überempfindlich reagierte ich sonst nicht, aber wenn Nessie etwas geschah, schrillten die Alarmglocken bei mir immer besonders laut und schnell. Ich riss mir mein Stück meines Hemdes ab, murmelte „Aquamenti" und ließ damit kaltes Wasser über den Stofffetzen laufen. Da ich diesen über ihre Hand gehalten hatte, lief das Wasser auch über ihre Hand, was nur gut war um die Wunde zu kühlen. Kurz danach band ich den behelfsmäßigen Verband um ihre Hand. „Was machst du nur immer Baby." murrte ich. Die ganze Zeit über, behielt ich ihr Handgelenk in meinem eisernen Griff, nicht bereit, sie loszulassen. Die leichten Stromstöße, die das Berühren ihrer Haut auslöste, versuchte ich bestmöglich zu ignorieren. „Und jetzt bringe ich dich in den Krankenflügel." das war keine Frage, sondern eine Feststellung. „Keine Widerrede." zischte ich, bevor sie den Mund aufmachen konnte und zog sie in die Richtung ärztlicher Behandlung. Einen Arm hatte ich um ihre Taille gelegt, damit sie nicht auch noch die Treppe herunterfiel, mit der anderen Hand hielt ich immer noch ihr Handgelenk umschlossen. „Tut es noch sehr weh?" fragte ich dann doch noch etwas sanfter und die Sorge war deutlich herauszuhören. Den Brief, oder was davon noch übrig war, ließ ich einfach auf den Stufen zurück. Er hatte mich sowieso nie wirklich interessiert.

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Ines

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Re: Korridor

von Ines am 06.02.2019 22:25

Ich zog eine Grimasse, denn leider wusste ich genau, dass ich nichts dagegen aussagen konnte – er hatte recht. Ich kannte diese zahlreichen Mädchen, die auf Pollo hereinfielen, irgendwie war ja selbst ich eines davon, auch wenn ich mir ziemlich sicher war, dass ich ihm nicht in den Tod folgen würde, ohne etwas zu hinterfragen. Ich war nicht der Typ Mensch, der wie ein Schaf seinem Leitschaf hinterherrannte, ohne irgendetwas zu hinterfragen, ich war mehr eine Krähe, die die Schafe von weit oben her auslachte. Nicht, dass ich abgehoben war, bei Merlin nein, das war nicht mein Punkt bei dieser Metapher... Jedenfalls. «Gib ihnen doch gleich einen Namen, wenn sie dir so gefallen. Jede Berühmtheit hat einen Namen für seinen Fanclub.» Ich verdrehte die Augen.
Ich schnaubte. «Dafür, dass ich erst seit einigen Wochen hier bin, diese verfluchte Sprache hier nicht mal richtig kann und mir habe sagen lassen, dass es nicht leicht sein sollte, den Zaubertranklehrer hier zu beeindrucken, war er schon ziemlich angetan von mir, nehme ich mal an», entgegnete ich kühl. Mir war bewusst, wie gut er schleimen konnte, und ich hasste es, wie wenig ich dagegen unternehmen konnte. Ich zuckte zusammen, als er das Gefühl hatte, die Erlaubnis zu haben meine Haare zu berühren, und wich einen Schritt zurück. Nicht, dass es eine Rolle spielte, wie meine Haare aussahen – wenn es das täte, läge ein Zauber auf ihnen, der Pollos Versuche vergeblich ausgehen liesse – es waren mehr Erinnerungen in mir, wegen denen ich nicht wollte, dass er durch meine Haare fuhr. Nicht, dass wir die Aktivitäten dieser Erinnerungen nicht auch hier wiederholen konnten. Nur gehörten solche Dinge nicht ausserhalb dieser Machenschaften. Oder sie lösten in mir selbst in diesem komplett anderen Kontext zu viel aus, das sie nicht auslösen sollten.
Ich verschränkte die Arme und funkelte ihn wütend an. Mein Wunsch, Island zu bereisen, war gerade deutlich kleiner geworden. «Wieso zur Hölle musst du mir nur immer alles verderben, worauf ich mich freue und woran ich Spass habe?», fragte ich kühl. «Es ist ein Ding, dass wir uns necken und beleidigen und was auch immer, aber das ist meine Zukunft, die du mir wegnimmst. Meine Träume, die du vernichtest. Nur, um mich wütend zu sehen.» Er konnte nichts dafür, dass seine Eltern Geld hatten und es, im Gegensatz zu meinen Adoptiveltern, auch für unterhaltsame Dinge nutzten, und ich konnte erst recht nichts dafür, also sollte er dies auch nicht so raushängen lassen. «Jetzt, wo du es mir wieder mal vermiest hast, reise ich doch lieber woanders hin, denke ich», ergänzte ich knapp.
Mein Blick glitt wütend von ihm weg, über die Wände des Flures und wieder zurück zu ihm «Sie ist aber armselig und unbedeutend. In ihrem Kopf befindet sich wohl nichts ausser deinem Schleim.» Ein Glück, dass ich clever genug war, um diesem Schleim aus dem Weg zu gehen – ich wusste genau, was für ein Idiot Apollon war. Wenn ich mit ihm schlief, dann nur, weil er gut war. Nur deswegen. Nicht wegen mehr. Bei Aurora sah dies wohl anders aus. «Hör mir doch einmal zu und vergiss sie. Es ist Verschwendung von Talent, wenn du dich an eine solche Schlange bindest.» Ich gab nur ungern zu, wie gut er meiner Meinung nach war. Doch erstens wusste er dies ganz offensichtlich schon selber, und zweitens war es wohl die einzige Option, die mir blieb, um ihn möglicherweise doch noch anders zu stimmen. Also würde ich diese auch nutzen. Einerseits, um Aurora eins auszuwischen, und vielleicht, vielleicht aber auch nicht andererseits, um ihn nicht mehr vergeben sehen zu müssen. An eine hinterhältige Schlange. Die sehr wahrscheinlich nicht mal so gut im Bett war... Oder zumindest nicht so gut wie ich.
Ich war zwar immer noch wütend auf ihn, mehr als nur ein bisschen, doch seine Reaktion überraschte mich, weshalb ich erst nichts dagegen unternahm. Ich starrte ihn lediglich entsetzt an und liess über mich ergehen, was er tat. Mir entfuhr ein leiser Schmerzenslaut, als das Wasser auf die Brandblasen tropfte und diese daraufhin noch mehr brannten als zuvor, doch ich liess ihn das Stück Stoff um meine Hand wickeln, so weh dies auch tat. Erst, als der Schmerz zumindest wieder ein bisschen abklang, kehrte ich in die Realität zurück. «Lass mich los.» Mein Tonfall war noch kälter als zuvor, als ich über Island geschimpft hatte. Ich wollte mich nicht losreissen – ich wusste, dass er stärker als ich war, und ich sehr wahrscheinlich Gewalt anwenden müsste. Doch ich war kein Kind. «Lass mich verdammt nochmals los, Pollo. Bei Merlin, es ist meine Hand, die verletzt ist, nicht mein Bein. Ich kann selber gehen.» Als er immer noch keine Anstalten machte, atmete ich tief durch und zog meine Hand ruckartig zurück, um mich von ihm loszureissen. Nicht, dass ich etwas gegen seine Berührungen hatte, wenn er seinen Arm um mich geschlungen und mein Handgelenk fest in seinem Griff hatte, doch er hatte mich noch einen Moment vorher mit Aurora provoziert. So schnell vergass ich ihm das nicht. «Es geht dich herzlich wenig an, wie fest es wehtut, Pollo. Wie sehr es wehtut, wenn du mit meiner Schwester schläfst, hat dich ja auch ziemlich wenig interessiert», entgegnete ich im gleichen eiskalten Tonfall wie zuvor.

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Apollon

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Re: Korridor

von Apollon am 10.03.2019 19:12

Ich grinste und nickte ihr zu. „Gute Idee. Die Sonnenanbeter. Das würde sehr gut passen, denkst du nicht? Vielleicht haben sie ja noch ein Plätzchen für dich. Du klingst sehr neidisch." ich lachte. Die Ironie triefte erneut aus meinen Worten. Allerdings war der Name tatsächlich nicht übel, wenn ich mir selbst auch einen gewissen Mangel an Kreativität eingestehen musste.
Ich legte einen beeindruckten Gesichtsausdruck auf und klatscht langsam in die Hände. Dreimal, mehr sollte nicht nötig sein, um zu verdeutlichen, was ich meinte. „Bravo." nickte ich und grinste dann. „Während du dich auf einen konzentriert hast, habe ich einfach alle beeindruckt. Das Gesamtpaket ist, denke ich, besser." Ganz der Wahrheit entsprach das allerdings nicht. Dieser Dumbledore oder wie er hieß, war sehr schwer zu durchschauen. Ihm hingegen schien es mehr als leicht zu fallen, mich zu durchschauen. Als wäre ich aus Glas. Bei ihm hatte ich meine Taktik gewechselt. Ich ging ihm von nun an lieber aus dem Weg, was gar nicht so schwer war, da er sich recht selten unters Volk mischte. Er hielt sich wohl für etwas besseres. Ich rümpfte ungewollte die Nase, als ich mir seinen krummen Zinken ins Gedächtnis rief.
Als Nessie zurückwich, konnte ich den Reflex, die Hand auszustrecken, damit sie nicht die Stufen herunterfiel, nicht unterdrücken. Sie war allerdings nicht weit genug ausgewichen, um überhaupt die Möglichkeit dieser Gefahr auszulösen - Was meinen übervorsichtigen Reflex, der immer wieder in ihrer Gegenwart auftauchte, nicht zu beeindrucken schien. Ich musste unbedingt wieder mit meinem Training zur Impulskontrolle anfangen. Ich hatte es in letzter Zeit arg vernachlässigt, was sich nun in dieser Form zu rächen schien. Innerlich verfluchte ich mich selbst, während ich nach Außen hin immer noch Gelassenheit ausstrahlte. Wenigstens ließ mein Pokerface mich niemals im Stich. Das wäre ja noch schöner!
Ihr kleiner Ausbruch ließ mich nur die Augenbrauen belustigt hochziehen. Sie sah schon recht lustig aus, wenn sie sich so aufregte. Ein kleiner, hüpfender Giftzwerg. Ich kämpfte erfolgreich gegen das Grinsen an, dass an meinen Gesichtsmuskeln zerrte, aber ein verräterisches Zucken konnte ich einfach nicht verhindern. „Wieso lässt du dich von so etwas bitte aufhalten? Wenn dich so etwas schon stört, wie willst du dann jemals glücklich werden und die Welt sehen? Wenn du das davon abhängig machst, wo Leute schon waren, oder gerne sind, die du nicht leiden kannst, dann wirst du bald nirgendwo mehr hingehen können. Und wenn du dich von so etwas aufhalten lässt, dann sind deine Träume und Wünsche und dein Verlangen nach einer Zukunft wohl nicht stark genug." erwiderte ich in einer, für mich ziemlich untypischen, ernsten Stimmlage. „Ich für meinen Teil habe vor, so viel wie möglich zu sehen, bevor ich sterbe. Und dafür habe ich noch sehr viel Zeit, also wird es hoffentlich die ganze Welt sein, die ich bereist habe, wenn ich im sterben liege. Und wenn ich sterbe, dann will ich dort sein, wo ich hingehöre. Dort, wo ich am liebsten bin. Der Ort, den ich vermisse, so bald ich ihn verlasse." Ich hatte schon einige solcher Orte gesehen, aber genau das war der Punkt. Wenn es diesen Ort für mich gab, diesen einen Ort, dann müssten alle anderen neben ihm verblassen. Ich schüttelte mich kurz. So viel Gefühl zeigte ich selten bis gar nicht. Das dürfte kleine Nessies überfordern.
Grinsend zog ich die Augenbrauen nach oben. „Talent?" ich grinste noch ein wenig breiter. Den Rest überging ich einfach. Zumindest versuchte ich es. „Woher willst du bitte wissen, dass es an deine Schwester verschwendet ist? An wen sollt ich es denn deiner Meinung nach anwenden." ich runzelte dir Stirn und sah durch sie hindurch. Aurora war wirklich nicht sehr bemerkenswert, aber das konnte ihr Schwesterchen ja schlecht wissen. Das einzig nennenswerte, dass ich über die Beziehung der beiden sagen konnte war, dass sie sich nicht ausstehen konnten. Und das wichtigste für mich war zu wissen, wie man die Aurora – Karte gegen Nessie einsetzen konnte. „Wenn dich die Beziehung deiner Schwester und mir so zusetzt, kannst du doch gerade sehr glücklich sein, dass wir den jeweils anderen missen müssen. Wie du bereits bemerkt haben solltest, ist sie nicht hier und ich kann gerade auch nicht bei ihr sein. Wir werden uns eine Ewigkeit nicht sehen können." ich blinzelte gespielt traurig und senkte leicht den Blick. Meine Hände hatte ich in meinen Hosentaschen vergraben. Gerade jetzt sah ich tatsächlich traurig aus. Wie oft hatte ich diese Nummer nun schon angewendet. Dabei war ich noch nie wirklich traurig gewesen. Meine Trauer wandelte sich eigentlich immer rasend schnell in Wut um. Und Wut war etwas gutes. Sie war wie eine Antriebskraft, die ich nur zu gerne ausschöpfte. Ich seufzte leise, schüttelte mich und sah dann wieder auf, um mein Schauspiel zu beenden. „Ich werde sie ja in den Ferien sehen können." seufzte ich und lächelte hoffnungsvoll. Das hier war wirklich mein Meisterwerk.
Während ich mit ihrer Hand beschäftigt war, redete ich leise auf sie ein. „Das tut jetzt erstmal mehr weh, aber wenn du es nicht kühlst, wird es nur noch schlimmer." Ich wusste das nur zu gut. Mein Bruder hatte einmal meine Hand auf eine Herdplatte gelegt. Nur einer eifrigen Hauselfe verdankte ich wohl meine immer noch funktionstüchtige Hand.
Hätte ich sie wirklich festgehalten, hätte sie sich wohl noch mehr wehgetan. Ich ließ sie vollkommen los und verschränkte die Arme. „Das sind zwei verschiedene Sachen. Das eine ist deine Gesundheit und das andere ist gekränkter Stolz. Und jetzt, kümmere dich um deine Hand, bevor es sich entzündet. Obwohl, wenn du leiden willst, kannst du das auch gerne tun." Schon wieder hatte ich meine Emotionen nicht unter Kontrolle. Im Grunde war es da, was mich wirklich sauer gemacht hatte. Nicht die Reaktion von Nessie. Hätte ich meine Gefühle wirklich im Griff, wäre diese Reaktion gar nicht erst zustande gekommen. Ich machte auf dem Absatz kehrt, griff dann doch noch nach den Überresten des Briefes und lief die Treppe hinab und damit an Ines vorbei, ohne sie auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen. Ich war wütender denn je. Und das nicht auf Nessie.

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