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Der Blick in Ilians Gesicht verriet mir auch, dass die Überraschung wirklich gelungen war und er nichts geahnt hatte. Matt hatte sich also nicht verplappert. Ich strahlte Ilian an und verspürte wieder dieses verrückte Gefühl mich inmitten eines Kitschstreifens zu befinden. "Was schwebt dir denn da so vor?" entgegnete ich und neigte neugierig meinen Kopf. Aber eigentlich würde das ja zu nichts führen. Er war tatsächlich auch einer der wenigen, der in der Schuluniform gut aussah. Sowie in allem anderen. Aber ich würde mal behaupten, dass alle wussten, dass er nicht mehr zu haben war.

Ich erwiderte den Kuss und strich sanft mit dem Finger über Ilians Wange. Immerhin hatten wir jetzt schon über die Hälfte dieses schrecklichen Jahres geschafft. Nur aus diesem Grund verkniff ich mir es einen weiteren, längeren Kuss hinzuzufügen. War vielleicht auch mitten in der Halle an einem Esstisch nicht unbedingt angebracht. Nicht, dass mich das stören würde.

Ich hob leicht die Schultern und lächelte. "Bestechen war nicht nötig. Aber falls du nicht gekommen wärst, hätte ich zu anderen Mitteln greifen müssen..." grinste ich und ließ mich schließlich neben Ilian auf dem Stuhl nieder. Obwohl ich es auf seinem Schoß um einiges gemütlicher fand. Ich stützte mein Kinn auf dem Handballen ab und sah meinen Verlobten eingehend an. "Tatsächlich gibt es dieses Mal noch nicht einmal einen Haken. Ich muss erst Übermorgen wieder los." sagte ich fröhlich und ließ dann das erste Mal den Blick über den Tisch schweifen, aber bisher waren wir hier alleine. Mal sehen wer sich noch zu uns gesellen würde.

So wundervoll die Veränderungen auch waren, die mein neuer Job mit sich brachte, konnte ich das leider nicht vollständig genießen. Eine Fernbeziehung war schwierig, noch schwieriger als ich gedacht hatte. Auch wenn ich Cody sehr oft an meiner Seite hatte und generell sehr beschäftigt war und wirklich sehr in meinem Job aufging, war es schrecklich so oft und lange von Ilian getrennt zu sein. Ich musste deshalb jede Chance nutzen um hier sien zu können. Als Matt mir dann von dem Ball erzählt hatte, kam mir die beste Idee überhaupt.

Ich setzte mich sofort in Verbindung mit dem zuständigen Professor, ob es okay wäre als Ehemalige zu erscheinen und stellte dann klar an diesem Wochenende frei zu bekommen. Das letzte Detail blieb an Matti hängen, und zwar Ilian um jeden Preis hierhin zu bekommen, ohne, dass er etwas ahnte.

Ich hatte viel Zeit in mein Aussehen heute investiert, auch wenn ich wusste, dass es wohl kaum eine Rolle spielte was ich anzog und wie ich aussah. Aber ich liebte es viel zu sehr Ilian umzuhauen. Diese Überraschungen musste mir einfach gelingen.

Als ich die Halle betrat, hielt ich aufgeregt ausschau und versuchte zeitgleich mich klein zu machen, damit er mich nicht als erstes entdecken würde.

Schließlich sah ich ihn an unserem Tisch sitzen. Mein Inneres begann verrückt an zu Kribbeln und ich widerstand dem Bedürfnis zu rennen. Die Halle war noch so voll, ich würde mich so nur hinpacken. Ich zügelte meine Schritte so gut es ging und als ich schließlich hinter ihm stand, hatte ich das Gefühl er würde merken, dass ich hier war. Sein Kopf bewegte sich verdächtig in meine Richtung...

Ich überbrücke den letzten Schritt und legte sanft meine Arme um ihn. "Es sollte dir verboten werden in meiner Abwesenheit so heiß auszusehen...." flüsterte ich grinsend dicht an seinem Ohr und küsste seine Wange, bevor ich mich auf seinem Schoß niederließ, um ihn endlich wieder richig in sein Gesicht zu blicken. Ich hatte Ilian noch nicht oft im Anzug gesehen, aber wenn ich ihn so sah, konnte ich mich noch leichter vorstellen wie er wohl an unserem Hochzeitstag aussehen würde. Dieser Gedanke ließ mein Herz erneut in meiner Brust herumhüpfen. Ich konnte es nicht abwarten für immer zu ihm zu gehören.

Ich schüttelte meine langen Haare aus und befreite sie von ein paar Herbstblättern die sich auf meinem Kopf gesammelt hatten. Ich hatte zwar erst am Montag meinen nächsten Job, aber ich musste jetzt sehr viel mehr Pflege an den Tag legen. Das war manchmal schon etwas lästig, vor allem wenn ich einfach mal gammeln wollte. Aber es war ein sehr kleines Übel, im Gegensatz zu dem was ich gewann.

Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie Cody immer noch an unserem Popcorn aß. Ich mochte Popcorn wirklich gerne, aber ich glaube niemand liebte es so sehr wie Cody. Unwillkürlich musste ich lächeln. Ich hatte ihn sehr schnell, wirklich sehr liebgewonnen und ich konnte ihn mir gar nicht mehr aus meinem Leben wegdenken. Er gehörte jetzt einfach fest dazu. Ich fühlte mich irgendwie komplett. Ich hatte immer wieder Zweifel gehabt in meinem Leben, zu wem ich gehörte oder wer zu mir gehörte. Ich hatte immer das Gefühl eine Lücke in meinem Herzen zu haben, habe aber immer angenommen es seien meine leiblichen Eltern gewesen. Aber mit Ilian und Cody war dieses Gefühl nicht mehr da. Es war ein wundervolles Gefühl.

Grinsend sah ich Cody an, war im nächsten Moment aber verwirrt. "Woher weiß ich was?" fragte ich und kniff die Augen leicht zusammen. "Wovon redest du?" fragte ich und neigte meinen Kopf nach links.

Eingehüllt in meinen dicken Mantel und den Schal zwei Mal um meinen Hals gewickelt, schloss ich die Wohnungstür in Hogsmeade auf. Es war schon dunkel draußen, obwohl es gerade Mal 5 Uhr Nachmittags war. Cody und ich hatten den Tag in London verbracht, hatten einige Ausstellungen besucht und einen Film in einem Muggelkino angesehen. Es war ein wirklich schöner Tag gewesen, aber das Beste kam wohl noch auf uns zu. Und Cody wusste das nicht einmal. Ich hatte daraus eine Überraschung für ihn machen wollen. Feste die von Hogwarts veranstaltet wurden, waren immer so bezaubernd. Die Letzten hatte ich immer mit Ilian verbracht... Es wäre ein noch schönerer Abend wenn er auch dabei sein könnte, aber mit Cody hatte ich ebenso viel Spaß.

Wir betraten jetzt meine Wohnung und ich knöpfte meinen Mantel auf um die Wärme der Wohnung in mich aufzunehmen. "Ich hab übrigens eine Überraschung für dich." sagte ich in einem beiläufigen Tonfall und ging auf die dunkle Kommode zu. Ich zog die zweite Schublade auf und holte die beiden eingepackten Masken hervor, die jedoch von Packpapier umhüllt waren. Die Masken passten sich immer an das jeweilige Gesicht an, was für mich von Vorteil war um Cody optimal überraschen zu können. Ich hielt ihm seine Maske hin und grinste ihn erwartungsvoll an.

Ich schluckte und nickte sanft. Es behagte mir nicht, dass Ilian Matt meinetwegen anlügen musste, aber es war wirklich das Beste. Er würde ihm vermutlich auch nicht glauben, wenn er ihm die Wahrheit erzählen würde. "Arbeitskollege ist in Ordnung. Ich hab zwar mit kaum einem von denen mehr als zwei Sätze gewechselt, aber das weiß Matt ja nicht. Und...verwirrend trifft es wohl ganz gut..." seufzte ich und schlug die Augenlider nieder. Das alles hatte mich emotional so aufgewühlt, dass ich kaum schlafen konnte.

Ich nickte wieder, dann schüttelte ich den Kopf. "Nein, er hat Privatunterricht bekommen und da er so schnell wie möglich da raus wollte, hat er eben so viel und schnell gelernt wie es nötig war. Heftig oder? Aber er kann auch echt coole Dinge, von denen ich nicht einmal gehört habe." murmelte ich und dachte daran wie er eine Pflanze in ein Bett verwandelt hatte.

Ilians sanfte Berührungen wieder zu spüren, löschte schon beinahe die ganzen vergangenen einsamen Nächte, in denen ich mir nichts sehnlicher gewünscht hatte. Es war wundervoll zu hören, dass er mich liebte, auch wenn er es mir schon so oft gesagt hatte. Immer noch kribbelte alles in mir dabei. Ich sah ihm liebevoll in die Augen und lächelte glücklich. "Nächstes Mal bist du es, der an meiner Seite steht, in einem dieser Klatschblätter." versprach ich ihm und erwiderte seinen Kuss sanft. Ich konnte und wollte ihm nicht böse wegen dieser Anschuldigung sein. Es war für uns beide nicht einfach mit dieser Situation umzugehen.

Das war jetzt einiges gewesen und ich befürchtete schon, dass Ilian sich wieder abwenden würde. Was er glücklicherweise nicht tat, sondern mich tatsächlich endlich küsste, so wie es sich für einen Verlobten auch gehörte. Ich schlang meine Arme um ihn und erwiderte den Kuss sowohl erleichtert als auch sehnsüchtig. Das hatte mir gefehlt. Ilian hatte mir gefehlt.

Er strich mir eine Strähne aus meinem Gesicht und ich schmiegte mich sanft gegen seine sanften Hände. "Hm...Nein. Sobald es geht will ich die beiden einander vorstellen. Das scheint mir der beste Weg zu sein, meinst du nicht?" fragte ich leise. Seine Meinung war mir sehr wichtig.

Vorsichtig zog ich ihn mit mir zu meinem Bett. Ich war erschöpft von dem Tag und wollte nicht mehr stehen. Ich kuschelte mich an Ilian und nahm geistesabwesend seine Hand. "Cody ist gerade mal 16 Jahre alt. Er ist immer in einem Heim gewesen und seitdem er 14 war alleine unterwegs. Er hat einfach niemanden. Ich fasse es nicht...Matt und mir ging es wundervoll...wir hatten so ein Glück und er gar nicht. Ich weiß ich kann dafür nichts, aber ich fühle mich trotzdem schrecklich. Auch, weil uns so viel Zeit genommen wurde, weißt du was ich meine? Aber andererseits..." ich sah Ilian und lächelte. "Ich glaube ich war nie glücklicher. Ich hab mich noch nie so komplett gefühlt. Und das liegt auch zu einem riesigen Teil an dir." flüsterte ich und küsste Ilian sanft auf die Wange.

Aber dass er mir eben noch unterstellt hätte, ich würde ihn betrügen, nagte immer noch an mir. "Vertraust du mir?..." fragte ich leise aber ernst. Hatte ich jemals etwas getan, was ihn darauf kommen ließ? Oder war es die Entfernung? Würden wir das dann überhaupt überstehen?

Dass Ilian sich so zurückzog versetzte mir einen riesigen Stich und zusätzlich einen dumpfen Schmerz in der Magengrube. Warum verhielt er sich denn jetzt auf einmal so? Ich verstand die Welt nicht mehr und tastete verzweifelt nach der Zimmerwand an meiner Seite. Ich schluckte schwer. Ilian hielt mir einen zerknüllten Zeitungsausschnitt hin, den ich dann verwirrt an mich nahm. Verständnislos sah ich Ilian an, erst dann blickte ich auf das Bild, dass die halbe Seite zierte. Mein Mund öffnete sich, ich schloss ihn aber schnell wieder. Ich starrte auf das Bild von mir und Cody. "Aber...-" ich hatte fragen wollen, was denn genau das Problem mit diesem Bild war, als ich es schließlich kapierte. "Oh..." sagte ich leise und für einen Moment hätte ich beinahe gelacht, wäre da nicht dieser kurze Schmerz in Ilians Augen.

Ich ließ das dumme Foto einfach fallen und ging bestimmt wieder zurück zu Ilian. "Sieh mich an." bat ich ihn und legte meine Hand wieder auf seine Wange. "An jedem einzelnen Tag, trage ich meinen wundervollen Ring mit mir herum und präsentiere ihn quasi der ganzen Welt, weil ich so unglaublich glücklich bin. Viel lieber hätte ich dich jeden Tag an meiner Seite um einfach jedem anderen Menschen mein Glück mit dir auf die Nase zu binden, aber das ist leider nicht möglich. Bitte glaube mir, dass ich niemals, nie- nie- niemals etwas mit einem anderen...-" ich brach ab und schüttelte den Kopf. Das war zu absurd. "Ich liebe dich." sagte ich nachdrücklich und legte auch meine andere Hand an seine Wange. Sanft strich ich mit den Fingerkuppen über seine warme Haut. Ich zögerte bei meinen nächsten Worten. Das mit Cody hatte ich ihm anders erzählen wollen. Aber dann musste es wohl so sein. "Der Typ auf dem Foto ist Cody." ich konnte nicht anders als für einen Moment zu lächeln. "Wenn du sein Gesicht sehen würdest, hättest du vielleicht anders reagiert. Er sieht fast 1 zu 1 aus wie Matt. Er hat meine Augen und gewisse...andere Ähnlichkeiten. Es klingt super verrückt aber alles deutet daraufhin, dass wir verwandt sind. Verrückt, ja ich weiß und total unerwartet. Aber...ich glaube daran, dass es wahr ist. Und ich erzähle dir wirklich gerne mehr! Aber fürs Erste kannst du mich einfach wieder küssen?" bat ich ihn und atmete erleichtert aus, nachdem ich alles gesagt hatte. Flehent sah ich Ilian an. Ich konnte es nicht ertragen, wenn er mich so ansah.