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Re: Vergangenheitsplay » 10
from Lunita on 04/10/2019 02:43 PMIhre Aussage, egal, wie gemein diese auch war, entlockte mir tatsächlich ein kleines Schmunzeln. „In der Tat gibt es mehr als einen Schüler, bei dem das hier mit ziemlicher Sicherheit in einer Katastrophe enden wird." Ich musterte Cheryl kurz. Mir war durchaus bekannt, dass sie nicht zu diesen eben bedachten Schülern zählte. Eher im Gegenteil. An dieser Stelle, endete mein Wissen über das Mädchen mir gegenüber aber auch schon.Erneut schraubte ich mein Tintenfässchen auf, was Cheryl wohl als Aufforderung verstand, sich zu bedienen. Ich wusste, dass es sicherlich Menschen gab, die sich nun fürchterlich aufregen würden, da Cheryl wohl eigene Tinte besitzen dürfte, aber ich gehörte ganz sicher nicht dazu. Tinte war etwas, das man nachkaufen konnte. Über Geldsorgen würde ich mit der Hinterlassenschaft meiner Familie wohl auch niemals klagen. Ein Seufzen entwich mir, als ich an die fein säuberlich gestapelten Türmchen in meinem Verlies in der Zaubererbank dachte und die Kobolde, die es bewachten. Ich konnte und wollte auch gar nicht wissen, woher dieses Gold stammte und trotzdem waren meine Gedanken schon wieder abgewichen. Es gab einfach Tage, an denen meine Gedanken taten, was sie wollten, als wäre ich niemals die Herrin dieser gewesen. Das Gute an diesem Problem, wenn man es denn so nennen konnte, war, dass ich trotzdem für den Rest der Welt anwesend wirkte und zuhören konnte. Es war, als könnte ich mich aufteilen und an mehreren Orten gleichzeitig sein. Einerseits hier, in meinem Körper, vor Cheryl, die schon etwas auf das Pergament schrieb – in einer beeindruckend eleganten Handschrift, wie dieser Teil meines Geistes registrierte – andererseits in Gringotts, bei den Kobolden und dem ganzen Vermögen, das sich in unermesslichen Tiefen dieser Bank befand und ein weiterer Part, wie klein er auch sein mochte, war immer bei Rosa. Ich konnte sie spüren. Ich konnte die Freiheit spüren, die sich während des Fliegens empfand und dennoch wusste ich, dass es sich dabei nicht um meine eigenen Gefühle handelte. Während meine Gedanken bei den Kobolden und meine Gefühle bei Rosa waren, antwortete ich auf Cheryls Frage:" Leider ist mir bis jetzt noch nichts eingefallen, was es noch nicht in der ein oder anderen Art und Weise gibt. Fest steht aber, dass wir bei der Auswahl der Zutaten äußerst vorsichtig sein müssen. Zaubertränke können schließlich schrecklich leicht kippen und ich wollte dieses Projekt dann doch ganz gerne überleben." Ich spürte, wie meine Mundwinkel sich hoben, während mir die Lüge schwer im Magen lag. Natürlich war mir schon ein Trank eingefallen, aber den würde niemand in ein paar Stunden in der Schule erfinden, während ausgebildete Zaubertrankmeister schon seit Jahren an Wegen forschten, den Maledictusfluch zu lösen. Außerdem war nicht unbedingt bekannt, dass meine Familie verflucht war. Und auch, wenn dieser Kelch an mir vorbeigegangen war... Ich wusste nicht, wie es um meine Töchter stehen würde, wenn ich denn welche bekommen würde. Nachdem Rosa sich das erste mal für längere Zeit in eine Eule verwandelt hatte, unfähig wieder in ihren menschlichen Körper zu schlüpfen, hatten wir uns geschworen, das niemals irgendjemandem anzutun, selbst wenn das bedeutete, niemals eigene Kinder zu bekommen. „Hast du denn Ideen oder Wünsche?" fragte ich, anstatt ihr von meinem tiefsten Wunsch zu erzählen.
Re: Vergangenheitsplay » 10
from Lunita on 03/29/2019 01:51 PMDummerweise, schob sich eine unschönere Erinnerung vor meinen Tagtraum von kristallklarem Wasser. Die Panik, die ich empfunden hatte, als Rosa hinabgetaucht war und schier endlos lange Minuten nicht mehr aufgetaucht war. Ich hatte ihren Namen geschieen und wie eine Irre im Wasser herumgeplatscht – als würde das etwas nützen. Dessen bin ich mir auch damals recht schnell bewusst geworden, weswegen ich mich besonnen hatte und stattdessen versucht hatte, irgendetwas in dieser eisigen Höhle ausfindig zu machen – Naja, nicht irgendwas, sondern meine Schwester. Ich weiß noch, dass meine Tränen sich seltsam heiß auf meiner heruntergekühlten Haut angefühlt hatten. Durch mein häufiges Tauchen, wurden sie natürlich abgewaschen, aber es kamen immer welche nach. Ich hatte gewusst, dass ich meine Schwester vermutlich schon auf dieser Reise verlieren würde, aber an einen Fluch, der sie mir zum Großteil auch lassen würde, und nicht an ein Wasserloch mitten in Mexiko. Gerade, als eine erneute Panikattacke mich heimgesucht hatte, tauchte Rosa vor mir auf. Sie strahlte übers ganze Gesicht, schien nichts von meiner Angst zu bemerken. Die Reste des Kopfblasenzaubers verschwanden gerade, als sie mir lachend mitteilte, dass es dort unten Höhlen gab. Ich ließ mir nichts anmerken und freute mich einfach mit ihr. Ich versuchte mich, an die dunklen, engen Gänge der Unterwasserhöhlen zu erinnern, in denen meine Klaustrophobie sich meldete, als mich eine Stimme, die so gar nicht in diese Erinnerung passte, aus den Gedanken riss. Ich blinzelte einige Male etwas irritiert, bis ich mich ganz sicher wieder in der Gegenwart befand und erwiderte die Begrüßung dann. „Hallo Cheryl." Sie wirkte freundlicher und deutlich weniger unbegeistert, als zuvor im Unterricht. Ich erwiderte ihr Lächeln aufrichtig. Ich hatte mich schon lange nicht mehr mit anderen Menschen, als mit Dumbledore, irgendwelchen Lehrern oder Rosa unterhalten. Ich wusste nicht einmal mehr, ob ich das noch wirklich konnte. Und Rosa war auch nicht hier, um mir im Ernstfall einzuflüstern, was für Mist ich hier gerade anstellte. Ich hatte ihr unglaubliches Feingefühl schon immer bewundert. Es war, als hätte sie Antennen für menschliche Empfindungen. Auch wenn ich immer ein Rätsel für sie war.
Ich räusperte mich, da ich bemerkte, wie ich schon wieder abdriftete, auch wenn nur Sekunden vergangen waren, wollte ich nicht gleich als total geistesgestört abgestempelt werden. „Was hälst du von diesem.... Projekt? Ich meine, ich verstehe den Hintergrund zwar, aber es wird ja nicht mal richtig bewertet. Sondern nur 'vermerkt' – was bedeutet das überhaupt? Vermerkt. Minus oder Pluspunkte?" Ich runzelte nachdenklich die Stirn. Das war ein recht lahmer und abgekupferter Versuch, eine Unterhaltung in Gang zu bringen, aber darüber beklagten sich im Moment die meisten unsere Zaubertrankmitschüler, also war es als Gesprächsthema wohl abgesegnet. Während ich sprach, drehte ich den Deckel meines Tintenfasses zwischen den Fingern und als ich geendet hatte, verschloss ich das Fässchen wieder, um nur irgendwie beschäftigt zu sein.
Re: Vergangenheitsplay » 10
from Lunita on 03/22/2019 04:19 PMEin Seufzen entfuhr mir, als die erste Stufe der letzten Treppe, die mich noch von der Bibliothek trennte, heruntersprang. Welche Treppenstufen gerne verschwanden oder sich generell veränderten, hatte ich in dem viel zu kurzen Jahr immer noch nicht vergessen. Es war mir einfach ins Blut übergegangen. Als ich unten angekommen war, blickte ich in Richtung einer anderen Treppe, die zum Ravenclawturm führte. Rosas ehemaliger Gemeinschaftsraum und Schlafsaal. Einen Augenblick lang erwartete ich fast, dass sie gleich die Treppe heruntergerauscht kommen würde, in ein, für sie so typisches, rosafarbenes Kleid gewandet. Gewandet. Bei diesem Wort entglitt mir ein Schmunzeln. Seit Rosa in meinem Kopf ununterbrochen quasselte, hatte ich viele ihrer Worte übernommen. Ich schüttelte den Kopf, um meinen Tagtraum loszuwerden. Die Treppe lag still und leer vor mir. Rosa war irgendwo auf den Ländereien unterwegs. Vielleicht würde Cheryl in einigen Minuten diese Treppe herunterkommen, falls diese denn dann noch hierher führen würde. Cheryl. Ich kannte sie nicht wirklich – um ehrlich zu sein kannte ich beeindruckend wenige Leute. Meine Schwester war immer eher die Beliebte gewesen, die, die jeder mochte. Ich hatte meine zwei drei Leute und der Rest... verblasste dann einfach. Und jetzt, da ich mein letztes Jahr nachholen musste, während all meine Freunde schon fort waren, kannte ich niemanden mehr. Ich hätte Rosa nach Cheryl fragen können, immerhin waren sie im selben Haus, aber ich hatte es einfach vergessen.
Ich drehte mich um und lief langsam in die Bibliothek. Während ich mir einen Platz am Fenster suchte, an dem man mich bereits vom Eingang aus erkennen konnte – was dank meiner auffallenden blauen Haare nicht sonderlich schwer war – dachte ich an die letzte Zaubertrankstunde. Cheryl hatte nicht wirklich begeistert ausgesehen, als der Professor verkündete, er würde die Paare zusammenstellen, damit nicht immer dieselben zusammenarbeiteten. Und als er dann mich für sie aussuchte, hatte sie etwas skeptisch geguckt. Sie dürfte mich genauso wenig kennen, wie ich sie, vermutlich hat sie also nur versucht, meine Leistung einzuschätzen. Zaubertränke lag mir eigentlich ganz gut – es war mein bestes Fach. Allerdings war ich ein Jahr lang raus aus dem Stoff und bestimmt etwas aus der Übung. Ich seufzte erneut und richtete meinen Blick gen den Himmel. Die Aufgabe, die wir bekommen hatten, war mehr als schwer, aber ich verstand, wieso wir sie bekommen hatten. Wir sollten einen Zaubertrank entwickeln mit einer Wirkung unserer Wahl. Es würde kaum einem gelingen, einige würden wohl auch einfach einen Trank nachbrauen – ob ausversehen oder mit Absicht sei dahingestellt – aber man würde das schwierige Handwerk dadurch mehr würdigen. Und vielleicht entdeckte man dadurch sogar das ein oder andere Talent.
Langsam schloss ich die Augen und stellte mir das türkisgrüne Wasser der Cenote in Yukatan vor, in der wir letztes Jahr geschwommen sind. Rosa war einfach reingesprungen und so, wie ich es immer tat, hatte ich es ihr nachgemacht. Das Wasser war eiskalt im Gegensatz zur Hitze Mexikos und das war eine wahre Wohltat. Lächelnd verlor ich mich in meinen Tagträumen. Eine wunderschöne Art, sie das Warten zu versüßen...