Bibliothek ll

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Re: Bibliothek ll

An diesem Abend saß ich noch bis spät in die Nacht an einem Tisch in der Bibliothek und versuchte den Unterrichtsstoff der letzten Tage auswendig zu lernen. Ich hatte mich nicht konzentrieren können, hatte die ganze Zeit nur Löcher in die Luft gesehen und meine Gedanken waren immer wieder zu Ilian gewandert, egal wie sehr ich mich dagegen gesträubt hatte. Mir war die Schule wichtig. Zwar nicht das Wichtigste, aber ich wollte einen guten Abschluss haben. Das würde mir später alles erleichtern. Außerdem möchte ich mich im Falle eines Angriffes verteidigen können. Gegen wen auch immer. Genau aus diesem Grund und wegen bevorstehenden Tests, versuchte ich mir jetzte alles reinzuzwängen. Anfangs waren noch sehr viele Schüler hier gewesen, mittlerweile glaubte ich alleine zu sein. Selbst die Bibliothekarin war meines Wissens schon verschwunden. Vermutlich hätte sie mich rausgeworfen, hätte sie mich gesehen. Aber das hatte sie nicht.
Ich lag mittlerweile mit dem Bauch auf meinem Tisch, wie auf einer Blumenwiese und starrte in das vor mir liegende Buch. Mein Gerhin war definitiv mit der Situation überfordert. Nicht nur mit dem lernen, auch mit der anderen Sache... Ich hatte die letzten Tage nichts sehnlicher gewollt als mehr als ein paar Worte mit Ilian zu wechseln. Abgesehen von dem Smalltalk bei dem noch ander Schüler anwesend gewesen waren. Immer wieder hatte ich seinen Blick gesucht. Das hatte meistens schon beim Frühstück in der Großen Halle begonnen und war über den Tag immer wieder vorgekommen. Aber immer wenn ich auch nur in seine Nähe gekommen war, gesellte sich irgendjemand anderes dazu. Vielleicht hatten die Sterne doch etwas dagegen...

Re: Bibliothek ll

Was mich letztendlich in die Bibliothek führte, konnte ich nicht sagen. In den letzten Tagen kreisten meine Gedanken ständig über diesen einen Abend, und ich war seitdem auch noch nicht dazu gekommen noch einmal mit Ida oder mit ihrem Bruder zu sprechen. Zwar hatte ich die beiden immer mal wieder getroffen, aber zu mehr als einer Begrüßung oder etwas in der Art war es unter den Augen der anderen Schüler nicht gekommen. Besonders in Idas Gegenwart war diese Ungewissheit schrecklich, da wir uns beinahe jeden Abend im Gemeinschaftsraum sahen. Es konnte doch nicht so schwer sein, in diesem riesigen Schloss mal ein paar Minuten für sich alleine zu haben, oder? 
In den Gemeinschaftsraum wollte ich deshalb heute Abend erstmal nicht, sonst würde ich noch irgendwann vor allen anderen Schülern mit der Sprache rausplatzen. In der Bibliothek waren zum Glück kaum noch Schüler, und auch der Rest schien sich schon auf den Rückweg zu machen. Gut für mich. Dann hatte ich endlich mal ein bisschen Zeit zum Nachdenken. 
Ich schlenderte zwischen den Regalen her und suchte nach einem gemütlichen Plätzchen. Dann erstarrte ich und blieb wie angefroren stehen. Ida. 
Sie lag quer über einen der Tische und schien anscheinend in irgendeinem Buch zu lesen. Bemerkt hatte sie mich noch nicht, ich war außerhalb ihres Blickfeldes und da es eine Bibliothek war, hoben sich meine leisen Schritte auch kaum von der restlichen Stille hier ab. Das war wohl mal wieder der Beweis dafür, dass man Dinge nicht erzwingen konnte. Jetzt, wo ich mit der Hoffnung hier her kam alleine zu sein, traf ich natürlich auf sie - genau die Begegnung, auf die ich die ganze Woche über gehofft hatte.
Einen Moment lang stand ich unentschlossen im Raum, dann lehnte ich mich an das Regal neben mir und verschränkte die Arme vor der Brust. Dann räusperte ich mich leise, um sie nicht zu erschrecken und wartete auf ihre Reaktion. 

 
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Re: Bibliothek ll

Ich war kurz davor das Lernen aufzugeben, denn die Wörter ergaben kaum noch einen richtigen Sinn. Ich las einen Absatz und wusste zwei Sekunden danach nicht mehr was der Inhalt war. Und dann hörte ich ncht weit von mir entfernt ein Räuspern. Mein Kopf schnellte hoch und suchte nach der Geräuschquelle. Mein Blick fiel auf Ilian, der viel zu lässig an einem Bücherregal gelehnt dastand und mich ansah. Ich strich mir die Haare zurück, welche mir ins Gesicht gefallen waren.
"Hey..." sagte ich, beziehungsweise wollte ich sagen, aber es kam nur als ein Hauch aus meinem Mund. Ich hatte shcon lange nicht mehr gesprochen, weswegen meine Stimme sich eher kläglich in der Stille anhörte.
Mir wurde bewusst, dass wir das erste Mal seit dem Kuss wieder alleine waren. Ich würde es nicht zugeben, aber ich hatte mir ein paar Szenarien ausgemalt während den Unterrichtsstunden. In nicht wenigen davon warf ich mich dabei einfach in seine Arme und küsste ihn wieder. Aber das stellte sich irgendwie als schwieriger heraus als ich gedacht hatte. Nicht, dass ich nicht das Verlangen verspürte. Aber ich hatte mir eigentlich vorgenommen zu reden. Denn wir sollten irgendwie reden. Auch wenn das irgendwie blöd klang und ich wusste auch nicht worüber wir reden sollten bzw welche Worte ich benutzen sollte.
Ich richtete mich auf und ließ meine Beine vom Tisch fallen, sodass sie beinahe den Boden berührten. Ein kurzes Lächeln huschte über meine Lippen. "Alsoo..." begann ich langsam, wusste aber nicht so recht wie ich enden sollte. In meinem Kopf hörte sich alles irgendwie blöd an. Ilian, wir haben uns zwei Mal geküsst. Es war sehr schön, aber ich bin mir nicht sicher wohin das führt...

Re: Bibliothek ll

Ich beobachtete, wie Ida von ihrem Buch aufsah. Sie hatte wahrscheinlich genauso wenig damit gerechnet dass ich hier auftauchte, wie ich damit sie hier zu treffen. "Hey.", erwiderte ich und löste den Knoten, zu dem meine Arme geworden waren. 
Die letzten Tage über hatte ich mir immer mal wieder Worte zurecht gelegt, die ich ihr sagen wollte. Oder aber ich hatte mir Situationen ausgemalt, wie wir endlich mal alleine aufeinander trafen und in denen dieser Moment nicht von irgendjemandem - besonders ihrem Bruder, so gerne ich ihn auch mochte - unterbrochen würden. 
Und jetzt saß ich hier mit dem Wissen, dass ich mal irgendwann so etwas wie einen Plan für diesen Moment gehabt hatte, aber mein Kopf war komplett leer. Als wäre jemand durch meinen Kopf gelaufen und hätte alles einfach weggefegt. Das einzige was ich noch hatte war die Erinnerung an die beiden Male, die wir uns geküsst hatten. Und der Wunsch, sie jetzt in eben diesem Moment einfach noch einmal zu küssen. 
Aber das tat ich nicht. Im Gemeinschaftsraum war das etwas anderes gewesen, aber jetzt könnte sie das doch falsch auffassen, wenn ich einfach so auf sie zugehen und sie küssen würde, oder? An dem Abend hatten wir immerhin auch beide genug Alkohol im Blut gehabt. Es könnte ja auch sein, dass sie nicht das gleiche darüber dachte wie ich und sich jetzt grade wünschte, dass ich wieder verschwand. Der Gedanke bremste mich etwas und die Worte, die ich grade noch im Kopf gehabt hatte lösten sich in Luft ab.
Davon ließ ich mir aber nichts anmerken. Stattdessen ging ich ein paar Schritte auf Ida zu und zog mir dann einfach einen der Stühle heran, die um den Tisch herum standen. "Also?", wiederholte ich und sah sie abwartend an, während ich mich auf den Stuhl setzte. Sollte sie ruhig anfangen, zu reden. Ich würde zu gerne ihre Ansicht der Dinge erfahren. 

 
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Re: Bibliothek ll

Ilian setzte sich zu mir und ich rutschte ein wenig nervös herum. Was wollte ich sagen? Ich wusste es nicht. Das konnte alles sehr falsch rüberkommen. Außerdem wusste ich immer noch nicht was Matt Ilian alles erzählt hatte. Ich errötete unwillkürlich ein wenig, als mir der Abend wieder in den Sinn kam.
"Mmh..." machte ich leise und zögerlich. "Ich bin nicht so eine die einfach so andere Leute küsst. Auch wenn man das vielleicht denken könnte..." stellte ich kurz fest und machte dann wieder eine Pause. Schon, ich hatte nicht weninge Menschen geküsst, aber auch eben nicht so viele.
Ich zupfte an meinem Rock der Schuluniform und sah von meinen Schuhen abwechselnd zu Ilian.
"Und wie ist das bei dir so?.." fragte ich nach und suchte nun seinen Blick. Auch wenn ich dabei riskierte wieder in seinen Augen zu versinken. Das hörte sich schon in meinen Augen so dämlich an. Doch ich wusste nicht, wie man es anders beschreiben konnte...

Re: Bibliothek ll

Ich bemerkte ihr Zögern und fragte mich unwillkürlich, ob ich irgendetwas falsch machte. Normalerweise war ich nicht so unsicher Frauen gegenüber. Aber das mit Ida war einfach anders ... und ich konnte nicht einmal sagen, warum. 
Einen Moment lang befürchtete ich, sie würde mir jetzt schonend beibringen wollen, dass das ganze für sie nichts bedeutete. Dass es eben nur ein Kuss auf einer Party gewesen war, nichts weiter. Ich holte hörbar Luft und neigte den Kopf zur Seite. Ich suchte ihren Blick, wurde allerdings kurz abgelenkt als sie leicht an ihrem Rock zupfte. Schnell hob ich den Blick, damit sie nicht noch etwas Falsches von mir dachte.
"Ich ...", begann ich und blinzelte ein paar Mal, als ich ihren Blick erwiderte. Ich hatte auf Partys schon viele Mädchen geküsst. Und ich hatte schon mit genug Mädchen auch nach den Partys noch Zeit verbracht. Aber das mit Ida ... Ich holte noch einmal Luft und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die mir in die Stirn fiel. "Ich bin nicht der Typ Kerl, der ein Mädchen nach einer Party küsst.", sagte ich dann schließlich und sah sie an. "Ida, ich hab' dich nicht geküsst, weil ich ... dich ausnutzen und ins Bett kriegen wollte oder so. Mal abgesehen davon, dass dein Bruder mich dann mit Sicherheit umbringen wurde", fügte ich hinzu. "Ich habe dich geküsst, weil ich es wollte und weil mir der Kuss auf dieser Party gefallen hat, bis wir unterbrochen wurden. Ohne irgendwelchen bösen Hintergedanken." Ich verschränkte die Hände in meinem Schoß, weil ich nicht wusste was ich damit anfangen sollte. 

 
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Re: Bibliothek ll

Ich legte meine Hände gefaltet in meinen Schoß und versuchte die Sachen ein wenig objektiver zu sehen und es nicht zu nah an mich heranzulassen. Das war wirklich nicht leicht. Aus mir strömten sämtliche Emotionen nämlich einfach heraus. Man konnte es auch gut mit einem Vulkan vergleichen...
Ich sah Ilian die ganze Zeit lang an, während er offenbar nach Worten suchte. Ich stellte mir vor, wie er mir jetzt schonend beibringen wollte, dass es für ihn schon keinerlei Bedeutung hatte und er das öfter tat. Tatsächlich rechnete nicht in keiner Hinsicht mit dem, was er dann sagte. Ich schluckte und suchte in seinem Gesicht nach irgendwas das mir verriet, ob er wirklich die Wahrheit sagte. Aber er wirkte wirklich aufrichtig. Ich nickte langsam und lächelte dann kurz.
"Gut, das reicht mir fürs erste auch schon am Gespräch," sagte ich zufrieden, setzte mich dann einfach auf Ilians Schoß, wobei das Buch mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden fiel und legte meine Hände in seinen Nacken. Ein kleines Lächeln lag mir immer noch auf den Lippen. "Und gehörst du zu den Typen die Mädchen ohne Alkoholeinfluss in einer Bibliothek küssen?" ich legte meinen Kopf schief und verspürte ein kurzes, aber deutliches Kribbeln in der Magengegend. Ich wollte ihn schon seit etlichen Tagen wieder küssen. Ich wollte sehen, ob es sich immer noch so wahnsinnig umwerfend anfühlte oder ob meine Erinnerungen sich einfach etwas dazu gedacht hatten. Oder ob der Alkohol das beschönigt hatte...Fakt war, dass Ilian wirklich unglaublich heiß war. Und das war nicht nur auf sein Aussehen bezogen. Nach den Stunden in der Bibliothek war mir merklich kühl geworden, was ich aber erst jetzt realisierte als ich Ilians Wärme spürte.

Re: Bibliothek ll

Eigentlich hatte ich ja damit gerechnet, dass Ida mir jetzt schonend beibrachte, dass sie mit mir eigentlich nicht sehr viel mehr zu tun haben wollte. Ich war ja immernoch derselbe wie vor ein paar Monaten, und wie Matt schon gesagt hatte hatten wir uns vor der Party noch nicht einmal richtig unterhalten. Was ja nicht unbedingt etwas schlechtes war ... es hieß nur, dass wir noch viel übereinander lernen konnten. 
Ich musterte sie einen kurzen Moment und legte automatisch einen Arm um sie, als sie sich auf meinen Schoß setzte. "Ich glaube, das lässt sich nur auf eine Weise heraus finden", sagte ich leise und grinste sie breit an. Dann zog ich sie mit dem Arm noch näher an mich heran und überbrückte die letzten Zentimeter zwischen uns, um sie zu küssen. 
Das Gefühl, das sich jetzt in mir ausbreitete war sogar noch besser als das das letzte Mal, als wir uns geküsst hatten. Ich bemerkte nur am Rande, wie kalt ihre Hände sich in meinem Nacken anfühlten. Wie lange saß sie hier wohl schon?
Allerdings hatte ich kaum Zeit einen Gedanken daran zu verschwenden, ich versuchte sie nur noch näher an mich heran zu ziehen, wenn das denn überhaupt möglich war. 
Gut dass außer uns keine anderen Leute mehr in der Bibliothek waren. Die Bibliothekarin war zu dieser Uhrzeit bestimmt mit anderen Dingen beschäftigt, als ihre Kontrollgänge durch die Regale zu ziehen, und dabei möglicherweise irgendwelche sich-küssende-Schüler zu erwischen. Unwillkürlich fragte ich mich, ob wir wohl eine Sensation wären, oder ob das öfter vorkam.

 
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Re: Bibliothek ll

Mir gefiel seine Antwort auf meine Frage sehr. Ich erwiderte sein Grinsen und lehnte mich ihm schon entegen, als er Anstalten machte mich zu küssen. Mir kam der Kuss noch sehr viel intensiver vor als letztes Mal und vielleicht ein wenig sehnsüchtig. Zumindest von meiner Seite aus. Das hier war alles gewesen woran ich die letzten Tage hatte denken müssen und es war kein bisschen enttäuschend. Manchmal war es ja so, dass man sich etwas schönes vorstellte und wenn es sich erfüllte reichte es kein bisschen an die Illusion heran. Aber hier war das nicht so.
Die Küsse wurden immer länger und intensiver und ich kostete jede Berhrung aus. Es war nicht so hektisch wie die letzten Male als ich jemanden geküsst hatte. Ich hatte das Gefühl ich hätte jede Zeit der Welt und ich war mir sicher es gab niemanden der stören würde.
Für einen Moment kam mir wieder in den Sinn, dass wir uns kaum kannten. Ich wusste er hatte eine Schwester, aber wie war ihr Name? Oder Ilians Nachname? Hatte er ein Haustier? Ein Lieblingsbuch? Ich hatte das Bedürfnis ihn danach zu fragen und zwar sofort. Aber ich unterdrückte das Verlangen. Ich hätte schon noch Zeit genug dafür.
Meine Fingerspitzen strichen über die Stelle seines Gesichts wo seine Grübchen auftauchen mussten wenn er Lächelte. Es war schon komisch, dass ich mich ihm näher fühlte als mancher meiner Freunde. Ich hoffte das dies nicht nur eine Illusion sein würde...
Nach einer gefühlten Ewigkeit löste ich mich ein Stück von Ilian. Längst war mir nicht mehr kalt und ich vermutete sogar, dass meine Wangen glühten. Ich lächelte. "Ich denke du bist der Typ dafür..." sagte ich dann einfach weil mir nichts besseres einfallen wollte und ich fürchtete noch etwas ganz dummes zu sagen.