Zukunftsplay » 11
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Re: Zukunftsplay » 11
von Ida am 31.08.2018 01:03
Re: Zukunftsplay » 11
von Cody am 31.08.2018 01:27Der Verdacht, dass sie vorhin wirklich von Hogwarts gesprochen hatte schien sich ja tatsächlich zu bestätigen, als sie von ihrer eigenen Schule erzählte. Vielleicht war Ida ja wirklich eine Hexe, und ihr Bruder ein Zauberer, aber vielleicht malte ich mir auch nur Sachen aus, wie ich sie sehen wollte. So große Zufälle konnte es doch nicht geben, oder?
"Meine Komfortzone ist nicht besonders groß", gab ich zu. "Wobei es ja auch noch nie wirklich jemanden gab, der da durchgebrochen ist, von daher ..." Ich grinste Ida von der Seite aus an. Ich verspürte kaum noch das Bedürfnis nach irgendjemandem, der diese Herausforderung annehmen wollte. Auf ihre nächste Frage schüttelte ich wieder nur mit dem Kopf, konnte aber nicht verhindern, dass ein paar Gesichter vor meinen Augen auftauchten. "Zumindest niemand, der geblieben ist", antwortete ich deshalb. Ich hatte ien Talent dafür, Freundschaften zu verlieren. Mit Ida würde das vermutlich auch so sein, obwohl es sich mit ihr wirklich irgendwie anders anfühlte als mit den anderen Menschen, die ich bisher getroffen hatte. Als hätte ich sie vorher schon gekannt. Aber vielleicht lag das auch einfach daran, dass ich ihr Bild schon vorher in der Zeitschrift gesehen hatte.
"Vielleicht war es ja auch gar nicht zu schlimm. Zumindest für die anderen Kinder nicht, allerdings waren die auch nie das seltsame Kind, das neben einem Wanderweg gefunden wurde", murmelte ich leise vor mich hin und fischte die letzte Pommes aus meiner Tüte, bevor ich sie zerknüllte und in den nächsten Mülleimer saß. Ob Idas leibliche Eltern sich wohl die Mühe gemacht hatten, sie und ihren Bruder irgendwo abzugeben? Bestimmt.
Ich sah sie von der Seite aus an, wandte den Blick dann aber schnell wieder ab. "Ich bin mir nicht sicher, ob man meinen Weg unbedingt teilen möchte", gab ich ehrlich zu. Ich blieb nie lange an einem Ort. Sobald ich ein wenig über Ida heraus gefunden hatte und bemerkte, dass meine ganzen kindischen Hoffnungen kompletter Unfug waren, würde ich meine Zelte hier wieder abbrechen und mir ein neues Ziel suchen. Vielleicht Schweden. Oder Kroatien. Irgendwo, wo ich weit weg von all dem hier sein würde, um nicht dauernd daran denken zu müssen. Irgendwo, wo ich noch nicht war.
Ah, eine große Hochzeit also. Ich betrachtete sie einen langen Moment lang prüfend, bevor ich grinsend den Blick abwende. "Ganz ehrlich? Ich kenne dich ja kaum, aber was anderes hätte ich tatsächlich nicht erwartet.", prustete ich in meinen nicht vorhandenen Bart.
Wir schlenderten jetzt wieder die gleiche Straße hinauf, die wir eben bereits abgelaufen hatten. Ein paar Hotels kamen in Sichtweite, und ich fragte mich unweigerlich ob Idas Zimmer in einem von denen war. "Komfortzone, erinnerst du dich?", meinte ich und tippte mir gegen die Schläfe. "Nicht viele Leute kommen damit klar, wie ich mich... naja, anderen Leuten gegenüber verhalte. Da verliert das ganze für die Meisten schnell ihren Reiz." Nicht, dass ich das nicht irgendwie nachvollziehen könnte. Aber ich hatte bisher ja immer darauf gebaut, so schnell wie möglich meine Ruhe zu bekommen. Kein Wunder, dass Freundschaften da schnell zerbrachen, wenn ich es so darauf anlegte.
Re: Zukunftsplay » 11
von Ida am 01.09.2018 14:09
Re: Zukunftsplay » 11
von Cody am 01.09.2018 17:28Ich konnte gar nicht anders, als Ida von der Seite aus anzugrinsen. "Ich versuch's", versprach ich ihr und schüttelte dann leicht den Kopf. Wenn es einer schaffen konnte, meine Mauern einzureißen ... dann war das wohl Ida. Zumindest hatte sie einen sehr starken ersten Eindruck bei mir hinterlassen. Es war beinahe so, als würde ich sie schon längst kennen. Merkwürdig.
Ihre Fassungslosigkeit überraschte mich nicht. Die meisten Leute reagierten so, wenn ich denn mal mit meiner 'traurigen' Vergangenheit heraus rückte. Ich schob meine Hände in die großen Taschen meines Pullovers. "Das muss dir nicht leid tun", erwiderte ich schulterzuckend. "Das ist schon sehr lange her, und ... naja, vielleicht war das ja besser so. Für mich, meine ich. Wer weiß schon wie mein Leben ausgesehen hätte, wenn ich bei solchen Menschen aufgewachsen wäre?" Ich hatte mich ja auch mittlerweile damit abgefunden. Irgendwie. Zumindest redete ich mir das ein, auch wenn ich mich oft genug fragte wie meine Eltern wohl gewesen waren. Vielleicht stand Ida ja auch schon einmal vor dem Spiegel und hatte sich gefragt, von welchem Elternteil sie wohl die Augenfarbe oder die Form ihres Kinns geerbt hatte. Ich tat das, auch wenn ich mich schnell abwandte, wenn ich mich selbst dabei erwischte.
Das Hotel, in dem Ida anscheinend im Moment wohnte sah riesig aus. Alleine die Anzahl der Stockwerke haute mich vom Hocker. Ich hatte noch nie in so einem riesigen Hotel übernachtet. Darin gearbeitet, ja, aber danach hatte ich mich meistens in eines der kleinen Zimmer verzogen, die ich meistens bewohnte. Irgendein verlassenes Zimmer, für das sich sonst kaum jemand interessierte. Obwohl das hier auch seinen Reiz hatte ...
Ich ließ mich von Ida in ihr Hotelzimmer führen und biss mir auf die Lippe, damit meine Kinnlade nicht herunter fiel. Das ganze Zimmer war mindestens drei oder vier Mal so groß wie das, in dem ich momentan schlief. Merlin sei Dank hatte Ida eben nicht bemerkt, dass das schäbige Haus vorhin mein derzeitiges Zuhause war. Ich ging hinter ihr her und betrachtete ein paar der herumliegenden Sachen - wobei der Gedanke, dass es hier nicht komplett aufgeräumt war extrem beruhigte, warum auch immer -, bis mein Blick an etwas hängen blieb. Auf einem kleinen Schrank (vielleicht war es ja ein Kleiderschrank? Sie brauchte vermutlich nicht mal einen großen, sie konnte ihre Kleidung ja quasi auf der Arbeit verstauen) lagen ein paar Bücher, Zettel und ein paar Fotos. Ich machte unbewusst einen Schritt darauf zu und betrachtete die Person, die darauf zu sehen war. "Wow ...", entfuhr es mir leise, als ich weiter in das Gesicht starrte. Dass die Person auf dem Foto sich bewegte fiel mir gar nicht auf - ich war es ja gewohnt -, weil die Ähnlichkeit mit meinem eigenen Gesicht viel zu verblüffend war.
Mein Mund musste vor Verblüffung mittlerweile komplett offen stehen. Ich ging noch einen Schritt näher an den Schrank und zog das Foto zwischen den restlichen Papieren und Büchern hervor, um es noch näher zu betrachten. Die Augen waren anders, aber sonst kam es mir vor, als ob ich in einen Spiegel schauen würde. Verrückt.
Ich sah zu Ida und wieder zu dem Foto. Vielleicht war das ja nur ein riesiger Zufall. Je länger ich das Gesicht betrachtete, desto mehr Unterschiede fielen mir auf (oder redetete ich mir ein). Ich setzte ein Grinsen auf und hob mit einem leichten Lachen das Foto hoch. "Hey, der sieht ja aus wie ich", meinte ich leichthin und deutete mit dem Finger auf das Grinsen des anderen Jungen. Vielleicht hatte Ida sich ja nur weiter mit mir unterhalten, weil mein Gesicht ihr bekannt vor kam?
Ich räusperte mich und legte das Foto vorsichtig wieder zu den anderen Sachen, wobei ich feststellte, dass meine Finger zitterten. Vielleicht war das ja irgendein Freund aus der Schule. Oder ihr Verlobter. Obwohl eine winzige Stimme in meinem Hinterkopf mir zuflüsterte, dass diese ganzen Zufälle sich viel zu sehr häuften ...
Re: Zukunftsplay » 11
von Ida am 02.09.2018 22:57
Re: Zukunftsplay » 11
von Cody am 02.09.2018 23:24"Hm, ob Sonnenschein unbedingt das Richtige ist ...", murmelte ich nur und schüttelte über ihre Frage nur den Kopf. "Nicht wirklich, ich bin eben viel gereist. Da lernt man zwar viele neue Leute kennen, aber meistens eben nichts Festes. Vor allem, weil ich definitiv nicht auf der Suche bin." Die Einzige, die irgendwie Eindruck bei mir hinterlassen hatte, war das Mädchen aus dem Café in Italien gewesen. Ich hatte in den letzten Tagen öfter bemerkt, dass sich ihr Gesicht mit dem fehlenden Schneidezahn zurück in meine Gedanken schlich und mich über ihren Namen grübeln ließ, den ich leider wieder vergessen hatte. Vielleicht war sie ja heute noch immer an dem Strand, vielleicht aber auch nicht. So wie sich das angehört hatte, wollte sie die ganze weite Welt bereisen. Sie könnte bereits in einem ganz anderen Land sein.
"Ja, verrückt", bestätigte ich heiser. Meine Kehle war auf einmal staubtrocken. Ihre Worte machten das nicht grade besser. Sie weckten wieder diese leise, winzig kleine Hoffnung in mir, dass ich vielleicht wirklich jemanden gefunden hatte, zu dem ich gehörte. Eine Familie.
Einen Moment lang starrte ich nur sprachlos ihre Hand an, die meine festhielt und schüttelte ungläubig den Kopf. "Das ... das wäre ..." Ich presste die Lippen zusammen und holte tief Luft, bevor ich zugab: "Ich bin nicht durch Zufall bei deiner Agentur angefangen. Ich hab dein Bild in einer Muggelzeitung gesehen und ... und mir ist diese Ähnlichkeit aufgefallen. Und ich ... ich hab nicht ernsthaft gedacht, dass da vielleicht etwas dran sein könnte, aber ich war einfach neugierig. Und offensichtlich ... nicht zu Unrecht."
Das konnte doch alles nicht wahr sein. Ich spürte ein Gefühl in meiner Brust aufkeimen, dass mir einerseits die Luft abschnürte und gleichzeitig eine unbändige Freude auslöste. "Wenn du ... wenn du und dein Bruder auch Zauberkräfte habt, dann geht er doch bestimmt nach Hogwarts, oder?", fragte ich vorsichtig und starrte wieder auf das Foto in ihrer Hand. Dass Ida eine Hexe war verstärkte meinen Verdacht noch einmal, aber ich wollte nicht daran glauben. Wenn es doch nicht stimmte, würde die Enttäuschung nur umso größer sein. Ida hätte dann immer noch ihren Bruder. Ich hätte niemanden, nur die weggeworfene Hoffnung auf eine mögliche Familie.
Re: Zukunftsplay » 11
von Ida am 02.09.2018 23:47
Re: Zukunftsplay » 11
von Cody am 03.09.2018 00:05"Hmmm ...", grummelte ich demonstrativ und hob überrascht eine Augenbraue. "Ich bin mir ja nicht sicher ob dir das bewusst ist, aber ich bin immer noch minderjährig. Also wirklich ...", meinte ich und schüttelte gespielt entrüstet den Kopf, konnte mir ein Grinsen aber nicht vergleichen.
"Entschuldige, ich -..." Ich starrte weiterhin auf das Foto ihres Bruders, bevor ich mit zitternden Beinen ein paar Schritte auf ihr Bett zu machte und mich wackelig darauf setzte. Hörbar atmete ich aus. "Ich muss mich mal kurz hinsetzen und das ... naja, sacken lassen."
Je länger wir darüber redeten, desto realer schien das ganze zu werden. Das erdrückende Gefühl auf meiner Brust wurde mit jedem Atemzug stärker, weshalb ich auch kurz fürchtete den Boden unter den Füßen zu verlieren. Ida und ihr Bruder könnten mit mir verwandt sein. Sie könnten meine Familie sein. Diese innere Unruhe in mir sorgte dafür, dass das Licht über uns anfing zu flackern und schließlich komplett erlosch. Verwundert hob ich den Blick. Das war mir schon lange nicht mehr passiert.
"Tut mir leid ...", murmelte ich, hob meine leicht zitternde Hand und ließ das Licht mit einer Handbewegung wieder aufleuchten. Eigentlich war die Entschuldigung auf das Licht bezogen, aber ich hätte mich genauso gut für mein momentanes Verhalten entschuldigen können. Das grade war so gar nicht Ich, wie ich mich nach außen hin zeigte; das hier war grade wie eine fünfjährige Version meiner selbst, die sich verzweifelt nach seinen Eltern und dem Rest seiner Familie sehnte. Die Möglichkeit war zum Greifen nah, aber es wurde mir grade doch alles zu viel. Ich hatte doch all die Jahre in dem Glauben gelebt, dass da draußen niemand war, zu dem ich gehörte, nur um jetzt zu erfahren, dass ich all die Jahre falsch lag. "Ja, ja du hast Recht.", flüsterte ich als Antwort auf ihre letzten Worten. "Glaube ich zumindest. Ich ... ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll", gab ich ehrlich zu und schüttelte ungläubig den Kopf. So viele Fragen kreisten in meinem Kopf.
Re: Zukunftsplay » 11
von Ida am 03.09.2018 00:34
Re: Zukunftsplay » 11
von Cody am 03.09.2018 01:18"Ich bin sechzehn.", erwiderte ich mit erhobenen Augenbrauen. Mir wurde schon oft gesagt, dass ich für mein Alter sehr viel reifer wirkte als andere Menschen in meinem Alter. Es würde mich nicht wundern, wenn Ida mich für älter gehalten hätte. Das taten alle irgendwie.
Idas Worte hörten sich vernünftig an. Eine Nacht darüber zu schlafen war wahrscheinlcih die beste Möglichkeit, die ich in so einer Situation hatte. Allerdings war ich mir auch sicher, dass ich in dieser Nacht vermutlich kein Auge zu tun würde. "Ja, vielleicht ist das erstmal das beste ...", murmelte ich und lächelte Ida verschwiegen an. Warum warf sie das nicht genauso sehr aus der Bahn wie mich? Hm, vielleicht weil sie wusste, dass Zuhause eine liebende Familie auf sie warten würde, egal wie sich diese merkwürdige Sache zwischen uns entpuppen würde.
Ich sah mich in ihrem Hotelzimmer um und sah dann zu Ida. Vielleicht gab es ja in irgendeinem Nebenzimmer noch ein Sofa oder irgendetwas bequemes, auf dem ich schlafen konnte. Allerdings sah ich keine weitere Tür außer der, die wahrscheinlich ins Badezimmer führte.
Langsam stand ich auf und ging wieder zu der kleinen Anrichte, auf der die Fotos lagen. Daneben stand eine kleine Topfpflanze, die vielleicht etwas Wasser vertragen könnte. "Darf ich?", fragte ich an Ida gewandt, wartete aber nicht auf ihre Antwort. Stattdessen hob ich den Topf hoch und stellte ihn mittig in den Raum, bevor ich die Hand darauf richtete und kurz die Augen schloss. Die Pflanze zog ganz von alleine ihre Blätter ein und schien wieder zurück in die Erde zu wachsen, während der Topf in die Länge zog. Keine zwei Sekunden später lag vor unseren Füßen eine kleine Luftmatratze. Mit einem vorsichtigen Grinsen schaute ich Ida an. "Du kriegst sie morgen wieder, versprochen."