Wartezimmer für Besucher

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Wyatt
Gelöschter Benutzer

Wartezimmer für Besucher

von Wyatt am 01.07.2017 21:14

[xxx]


Der Transport vom Schloss ins St. Mungo ging schnell und reibungslos. Gabriellas Schwester Hazel wurde dann sofort auch hinter diese Türen hier gebracht und mir blieb kaum Zeit ihr ein peinlich berührtes 'viel Glück' auszusprechen. Sie hatte mich verwirrt angeguckt und auch ein wenig misstrauisch. Aber darüber würde ich mir später Gedanken machen.
Ein wenig planlos und noch müde, ließ ich mich auf einen der Stühle nieder. Ich fuhr mir über die Augen und blickte dann zu Gabriella. "Soll ich dir einen Kaffee oder so holen?" fragte ich sie ein wenig besorgt. Es war einekomische Situation. Nicht nur, weil wir hier saßen und darauf warteten, dass ihre Schwester untersucht wurde. Auch, weil wir kein Wort über den Kuss von vorhin verloren hatten. Ich wusste nicht sicher, was ich davon halten sollte.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 01.07.2017 21:14.

Gabriella
Gelöschter Benutzer

Re: Wartezimmer für Besucher

von Gabriella am 01.07.2017 23:20

Viel zu schnell für meinen Geschmack kamen wir im St. Mungo an. Ich hatte Hazel noch irgendwas sagen wollen, wie... Keine Ahnung... Dass ich hoffte, dass es ihr bald besser ging, dass ich mir Sorgen um sie machte, aber fest daran glaubte, dass alles gut gehen würde, aber ich brachte keinen Ton über die Lippen. Stattdessen murmelte ich nur noch ein. "Wir sehen uns nachher." und dann wurde sie schon in ein anderen Zimer geführt, während Wyatt und ich Wartezimmer zurück blieb. Ich hatte keine Ahnung, wie das jetzt ablaufen würde, aber ich bevorzugte es erst einmal hier sitzen zu bleiben. Ich hatte Hazel nicht mehr groß erkärt, weswegen Wyatt mit kam, nur dass er mit kam, für mehr hatte ich keine Zeit mehr und so richtig wusste ich auch nicht, wie ich ihr das hatte sagen sollen.
Als Wyatt fragte, ob er mir einen Kaffee bringen sollte, schüttelte ich den Kopf. Dann jedoch dachte ich darüber nach, dass ich keine Ahnung hatte, wie lange die Hazel da behielten und wie lange ich wach bleiben müsste, also nickte ich dann doch. "Ja... ja ich schätze ein Kaffee wäre gut.", murmelte ich und platzierte dann die Tasche mit den Wechselsachen auf dem Stuhl neben mir, um Wyatt so einen Platz frei zu halten.
Als er ging lehnte ich meinen Kopf gegen die Wand und versuchte mir nicht allzu sehr Gedanken darum zu machen, wie das hier werden sollte. Stattdessen friemelte ich den Verlobungsring unter meinem Shirt hervor, den ich immer noch an einer Kette trug und spielte gedankenverloren damit herum. Wyatt hatte vorhin ein wenig unbegeistert ausgesehen, sobald sein Blick auf den Ring gefallen war und seither war ich unsicher. Er hatte gesagt, mir würde die Freiheit weggenommen werden, mich zu verlieben. Aber ich hatte irgedwie nicht das Gefühl gehabt, dass er dabei wirklich von mir sprach. Ich hatte eher das Gefühl, dass es ihm dabei so ging. Natürlich war er nicht begeistert davon, mich zu heiraten. Aber dennoch war das nicht unbedingt das, was ich hören wollte oder seine Reaktion die, die ich sehen wollte. Ich hatte mich mit meinem Schicksal irgendwie abgefunden und angefreundet und ich hatte gehofft, diese Abneigung würde sich irgendwie legen. Aber je mehr ich diese Gedanken zerkaute, desto mehr schwand meine Hoffnung dahingehend.

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Wyatt
Gelöschter Benutzer

Re: Wartezimmer für Besucher

von Wyatt am 02.07.2017 00:19

Ich nickte nur und erhob mich. Ich mochte Krankenhäuser nicht besonders. Noch mehr elend konnte ich wirklich nicht ertragen. Ich ließ mir Zeit um durch die Flure zu streichen, auf der Suche nach etwas zu trinken. Konnte beim beste Willen aber nichts finden. Ich versuchte es in den höheren Stockwerken. Schließlich blieb ich bei einem der Fenster stehen und blickte Minutenland hinaus. Mir kam die Frage auf, seit wann mein Leben so kompliziert war. Doch dann dachte ich, dass mein Leben eigentlich schon die ganze Zeit kompliziert war. Die Fragewar dann nur noch, wann sich das endlich ändern würde!...
Ich wandte mich um, um zu gehen und stieß fast in ein Mädchen hinein, konnte aber gerade noch so ausweichen. Ich blickte ihr hinterher. Sie schien es eilig zu haben. An irgendjemanden erinnert sie mich, doch ich kam nicht drauf. Ihre hellen Haare verschwanden schließlich wehend um die Ecke.
Wie lange ich suchte wusste ich nicht, doch letztendlich kam ich mit einem Kaffe bei Gabriella an. Ich ließ mich neben sie fallen und strich mir übers Gesicht. Dann wandte ich den Blick zu Gabriella. "Was denkst du gerade?.." murmelte ich leise, nachdem ich sie einige Momente lang gemustert hatte. Ich nahm an, dass sie über ihre Schwester nachdachte. Meine Augen wanderten langsam zu ihern Lippen, die sich leicht spitzten, als sie von dem Kaffee trank. Ich würde sie gerne wieder küssen. Doch es war wohl nicht der beste Moment.

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Gabriella
Gelöschter Benutzer

Re: Wartezimmer für Besucher

von Gabriella am 02.07.2017 01:13

Ich hatte irgendwie das Gefühl, Wyatt würde eine ganze Weile brauchen, bis er den Kaffee geholt hatte und gleichzeitig hatte ich keine Ahnung, wie viel Zeit überhaupt verstrichen war, so sehr war ich mit meinen Gedanken beschäftigt. Ich schoss die Augen und fragte mich, ob es Hazel gerade gut ging. Ich hoffte die Ärzte würden ihr nicht weh tun und ich hoffte, sie würden sie gesund machen, denn sonst würde ich ihnen weh tun! Sofern ich die Möglichkeiten dazu besaß zumindest.
Und dann wanderten meine Gedanken zurück zu dem Ring, den ich immer noch mit meiner Hand umschlossen hielt. Als Wyatt ihn mir zu Anfang gegeben hatte, hatte ich nichts damit verbunden. Er hatte keinerlei Bedeutung für mich, bis auf ein Schmuckstück das der Anfang einer Bindung zu einem Jungen war, den ich nicht kannte und der mich schrecklich behandelte. Ich hatte das Monate lang geglaubt. Ich meine... Ich hatte regelrecht ANgst vor Wyatt gehabt und davor mit ihm zusammen zu leben und dennoch habe ich nichts gesagt. Als ich Hazel kennen gelernt habe, habe ich niemandem davon erzählt, wo sie her kommt und auch nicht, wo unsere Mutter her kommt. Mein ganzes Leben lang hatte ich geglaubt, sie wäre ein Reinblut. Genauso wie mein Vater. Sie würden die Ansichten von meiner Tante und meinem Onkel vertreten und dass sie stolz auf mich wären, wenn sie mich sehen würden und dann hatte ich Hazel getroffen und mehr darüber in Erfahrung gebracht und mittlerweile hatte ich nur noch das Gefühl, eine Enttäuschung für alle zu sein. Aber diese Lügen... dieses Vorgaukeln... das schaffte mich. Warum konnte nie jemand Klartext reden? Das würde es alles so viel einfacher machen.
Ich öffnete wieder die Augen, als Wyatt zu mir kam. Meine Tasche nahm ich wieder von dem Stuhl, damit er sich setzen konnte und nahm dann den Kaffee an mich. Ich wollte einen Schluck trinken, nippte jedoch nur an dem Kaffee. Heiß. Den würde ich erst einmal abkühlen lassen, sonst verbrannte ich mir am Ende noch die Zunge.
Wyatts Frage überraschte mich ein wenig. Vielleicht war das seine Art Smalltalk zu führen. Vielleicht interessierte es ihn auch wirklich.
Ich war drauf und dran ihm so etwas zu sagen, wie 'Was meine Freunde gerade in Hogwarts ohne mich machen.' oder 'Wie lange die wohl mit Hazel brauchen werden?' aber gerade eben hatte ich mich noch damit auseinander gesetzt, wie sehr mir diese Lügen auf die Nerven gingen, da konnte ich jetzt nicht damit anfangen.
"Ich würde dich gern um etwas bitten.", murmelte ich schließlich. Es war nicht ganz das, woran ich gedacht hatte, aber das, woran ich in diesem Moment dachte. Das ging ja irgendwie mit sich einher. "Ich hab das Gefühl, mein halbes Leben wurde nur auf irgendwelchen Lügen aufgebaut. Mein Blutstatus, der Tod meiner Eltern, meine Zwillingsschwester, von der mir nie jemand erzählt hat..." Ich seufzte leise. "Wyatt... Ich hab mir immer vorgestellt... wenn ich einmal heirate, dann jemanden, dem ich vertrauen kann. Weißt du, eine Person, mit der ich meine Probleme teilen kann und anders herum, ohne dass es merkwürdig ist. Jemand, vor dem ich mich nicht verstecken muss.", murmelte ich leise. "Ich will nicht, dass wir heiraten und unsere Ehe dann auf Lügen aufgebaut ist, auch wenn wir so oder so heiraten müssen." Ich wusste, dass ich nichts dagegen tun könnte. Aber dennoch... "Ich weiß, dass diese Art von Vertrauen nicht von heute auf morgen entsteht, aber vielleich tist es ein Anfang, wenn wir von vorn herein einfach ehrlich miteinander umgehen." Ich hatte selbst keine Ahnung, ob mir das gelingen würde. Ich hatte das Gefühl, dass ich Wyatt jetzt schon mehr anvertraute, als ich sonst jemandem von mir erzählte. Dabei hatten wir so viel noch gar nicht miteinander geredet.

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Wyatt
Gelöschter Benutzer

Re: Wartezimmer für Besucher

von Wyatt am 02.07.2017 01:58

Womit ich genau gerechnet hatte, war mir nicht bewusst. Nur nicht mit so etwas. Ich hörte Gabriella so gut es ging zu, doch ein Teil in meinem Innern protestierte stark. Vertrauen war Nichts, was ich leicht verschenkte. Selbst meinem eigenen Bruder vertraute ich vieles nicht an. Da gab es Echo, dem ich mein Leben anvertrauen würde und Gwen, die mehr über mich wusste als kein anderer. Aber das war es auch schon. Diese zwei Menschen waren die einzige die wirklich wussten, was bei mir zu Hause abging. Sie wussten, weshalb ich es nicht wagte von zu Hause abzuhauen und sie wussten wie sehr ich den Reinblutwahn verabscheute. Zugegeben, bei Gabriella konnte ich meine übliche Show nicht abziehen und ich hatte ihr schon mehr offenbart als meinen normalen Freunden... Und dennoch konnte ich ihr keine Ehrlichkeit versprechen. So sehr ich auch wollte. Ich hatte immer noch das Gefühl, dass diese Verlobung ebenfalls scheitern würde, so wie die anderen Male auch. Und falls sie nicht scheiterte... Konnte ich ihr überhaupt vertrauen? Ich wusste wenig über sie. Ich wusste kaum etwas über ihre Familie. Manchmal hatte ich das Gefühl in einem riesigen Test verwickelt zu sein, die meine Loyalität auf die Probe stellte! Ich war bis zum Äußersten paranoid geworden.
Ich wand mich auf meinem Stuhl und mied Gabriellas Blick. "Gabriella..." murmelte ich leise und verzog leicht gequält das Gesicht. "Ich kann dir nichts versprechen. Ich versuche dich nicht anzulügen, aber ich kann dir auch nicht über alles die Wahrheit erzählen...Jetzt noch nicht. Vielleicht nie..." ich blickte mich in der näheren Umgebung um und atmtete tief durch. Ich wollte noch etwas hinzufügen, doch ich wusste nicht was. Doch unwillkürlich empfand ich so etwas wie Bewunderung für das Mädchen neben mir. Beziehungsweise die Frau neben mir. Denn genau wie ich, musste sie auch viel schneller erwachsen werden. Nur erschien sie mir als viel stärker.
Ich stützte mein Gesicht in meine Hände und seufzte tief. Ich hatte geglaubt, es würde erst nach der Hochzeit zu solchen ernsteren Themen kommen. Aber was machte es eigentlich für einen Unterschied? Früher oder später musste sie zwangsläufig die Fluchnarben und andere Narben auf meinem Körper zu Gesicht bekommen. Und damit wäre schon mein Leben beschrieben werden. Wenn ich mich dazu überwinden könnte... dann wäre es schon der erste Vertrauensbeweis oder nicht? Aber was würde sie davon halten? Würde sie denken ich wäre schwach? Vielleicht würde sie ihre Familie anbetteln, mit jemand anderem verlobt zu werden. Vielleicht würde sie aber auch Angst vor meiner Familie bekommen. Beides fände ich durchaus verständlich.
Ich rang ein paar Sekunden mit mir und kam schließlich zu dem Schluss, dass ich ihr es nicht vorenthalten durfte. Sie sollte eine Chance bekommen zu erfahren, in welche Verhältnisse sie einheiraten würde. Natürlich würde ihr nichts passieren. Das würde ich nicht zulassen können.
Schließlich stand ich auf und ging zu der Rezeption. Ich schilderte die Sachlage, dass wir wegen einer Patientin wohl über Nacht bleiben würden und ob denn ein Zimmer für Gäste frei wäre. Sie nickte und meinte, die Schule habe alles geklärt. Super organisiert, dass musste ich der Leitung schon anrechnen.
Ich bekam Schlüssel und Zimmernummer und zog dann Gabriella wortlos mit mir.
Die Zimmer lagen im selben Stockwerk, der Station in der Hazel sich befand. Das war gut, so waren sie nicht allzu weit voneinander entfernt. Ich schloss die Zimmertür auf und ließ Gabriella den Vortritt. Recht groß war es nicht. Es gab ein großes Fenster, eine kleine Kommode, ein Waschbecken, ein winziges Badezimmer und ein Bett.
Ich wollte nicht lange warten, sonst hätte ich mich vielleicht noch umentschieden. Kurzerhand schloss ich die Vorhänge des Fensters und schloss die Tür ab. Zugegeben, das wirkte alles sehr zwielichtig.
Zögernd sah ich Gabriella an. "Mir fällt das nicht leicht... Bitte lach nicht oder so." vielleicht sah sie mich ja wirklich als Jammerlappen. Als jemanden, der sich nicht verteidigen konnte. Und irgendwie war es ja auch so. Ich wagte nicht einmal mich zu verteidigen. In erster Linie wollte ich meinen Bruder schützen. Manchmal musste man Prioritäten setzen. Ich wusste nicht ob sie das verstand.
Ich atmete tief ein und zog mir dann in einer schnellen Handbewegung mein Shirt über den Kopf. Zuerst würde ihr wohl das Todesser Mal ins Auge fallen. Ich wandte mich halb ab. Einerseits, damit ich ihr nicht ins Gesicht sehen brauchte. Andererseits, damit sie möglichst schnell die Narben sehen konnte. So lange wollte ich nicht so entblößt dastehen.

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Gabriella
Gelöschter Benutzer

Re: Wartezimmer für Besucher

von Gabriella am 02.07.2017 02:32

Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, was ich mir mit meiner kleinen Ansprache erhofft hatte. Vielleicht einfach, dass es ein paar Dinge leichter machte. Doch Wyatts Antwort ließ mich ein wenig daran zweifeln, dass es richtig war, meine Gedanken dazu mitzuteilen. Seine Antwort und sein Gesichtsausdruck waren irgendwie.. keine Ahnung.. ein wenig enttäuschend. Und ich verstand es nicht. Wo lag das Problem, dass er mir gegenüber nicht ehrlich sein konnte? Lag es an mir? Vielleicht dachte er doch viel schlechter über mich, als er es zeigte oder als ich selbst von mir dachte. Ich sagte nichts darauf, wandte nur den Blick von ihm ab.
Und dann stand er ohne ein Wort zu sagen auf. Ein wenig irritiert blickte ich ihm nach. Hatte er jetzt schon genug von mir? Ich beobachtete, wie er zur Rezeption ging. Vermutlich fragte er nach, wie lange Hazel noch da drin bleiben wüde. Vermutlich wollte er einfach nur gehen. Der Gedanke, dass ich wirklich so unausstehlich war oder dass Wyatt zumindest so zu empfinden schien, hinterließ einen ziemlich bitteren Geschmack auf meiner Zunge. Doch dann kam er wieder, zog mich mit sich, so schnell, dass ich noch gerade so meine Tasche packen konnte. Und dann fand ich mich in einem Zimmer wieder. Hier standen zwei Betten, aber es sah nicht aus, wie ein Zimmer für Patienten, sondern eher... Nunja... Normaler?
Ich war verwirrt, als er die Tür abschloss und dann die Vorhänge vom Fenster schloss. Wir waren in einem Krankenhaus, das versteckt in einem Muggelkaufhaus war. Die Fenster waren mit Sicherheit nicht echt. Vermutete ich zumindest. Doch ich sagte nichts und ließ ihn einfach machen.
Dann meinte er, ich solle nicht lachen und ich war prompt noch viel verwirrter. Weswegen sollte ich lachen? Weil er sich sein Shirt über den Kopf zog? Moment... Was? Was sollte das werden? Versuchte er jetzt mich zu verführen oder so?
Aber nein. Nein, es war etwas anderes, das war mir ziemlich schnell bewusst, als ich auf seinen Oberkörper starrte. Ich meine, ich hätte mit Sicherheit auch so gestarrt. An sich war sein Oberkörper wirklich ansehnlich, wären da nicht diese tausend Narben, die ihn zierten.
Ich schluckte schwer. Dann trat ich näher, bis ich praktisch direkt vor ihm stand. Oder eher hinter ihm, jetzt wo er sich von mir abgewandt hatte. Ich konnte nicht anders, als meine Hand vorsichtig auf seinen Rücken zu legen und über die Hügel und Einkerbungen, die die Narben verursachten, zu fahren. Es war beängstigend. Dann ließ ich davon ab, trat stattdessen um ihn herum, sodass ich ihn wieder ansehen konnte und nahm seine Hand in meine. Vielleicht weil ich Angst hatte, dass er zurückweicht und ich ihn so festhalten konnte. Vielleicht auch, weil es ihm scheinbar wirklich schwer gefallen war mir das zu zeigen und ich ihm damit irgendwie... keine Ahnung... Halt geben wollte? Ihm zeigen wollte, dass ich immer noch da war?
"Wyatt... Woher hast du die ganzen Wunden?", fragte ich leise mit einem Misch aus Verständnislosigkeit und Angst in der Stimme. Ich wusste nicht, ob die Frage zu viel war, ob er darüber nicht reden wollte, aber ich verstand es nicht. Warum?

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Wyatt
Gelöschter Benutzer

Re: Wartezimmer für Besucher

von Wyatt am 02.07.2017 02:52

Es spielten sich sämtliche Szenen in meinem Kopf ab. Eineverschreckte Gabriella, eine zurückweichende Gabriella, eine um Hilfe schreiende Gabriella... Dass sie mich berührte, hatte ich nicht kommen sehen. Erschrocken zuckte ich zusammen, blieb aber stehen und ließ sie gewähren. Es war etwas anderes, als wenn Gwen mich berührte. Ich konnte es nicht beschreiben... Es fühlte sich an, als wäre ich im freien Fall und alles war dunkel und dann war da Gabriellas Hand in meiner. Das hier war neues Terrain für mich. Ich wusste nicht, wie viel ich sagen sollte. Wie viel ich preisgeben wollte.
Ihre Frage war berechtigt und vermutlich hätte ich das gleiche gefragt. Dennoch brauchteich ein paar Momente und ein paar Anläufe. Wie konnte man das ausdrücken, ohne, dass es allszu schrecklich klang?
"Erziehung." sagte ich schließlich leise, aber fest. Das sollte eigentlich genügen. Schon seltsam, dass man diese vielen Narben auf ein Wort herunterbrechen konnte. Ich hatte bisher nicht gewusst, dass dies möglich war. Ich senkte den Blick und starrte auf unsere Hände. Eine Gänsehaut überzog meine Arme und ließ mich kurz frösteln. Ich fühlte mich nicht wohl in meiner Haut. Ich griff wieder nach meinem Shirt, zögerte allerdings noch. Ich wusste nicht ob es überflüssig war, Gabriella zu sagen, dass dies bitte unter uns bleiben sollte. Vermutlich war es das. Ich schluckte und blickte ihr jetzt ins Gesicht, wobie ich ein wenig Mut brauchte. Ihren Gesichtsausdruck konnte ich nicht ganz deuten. Also stellte ich die Frage von vorhin. "Was denkst du gerade?.." fragte ich leiser als zuvor und verkrampfte meine Hand um mein Shirt.

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Gabriella
Gelöschter Benutzer

Re: Wartezimmer für Besucher

von Gabriella am 02.07.2017 03:23

Ich merkte, wie Wyatt unter meiner Berührung zusammen zuckte und wer hätte es ihm verübeln können? Ich erschreckte mich bei unvorhersehbaren Berührungen auch oftmals.
Seine Antwort war fast, was ich mir gedacht hatte, aber etwas, was ich gehofft hatte, nicht als Antwort zu bekommen. Seine Eltern gingen so mit ihm um, zerschundeten seinen Körper und ließen ihn sich ganz offensichtlich wahnsinnig unwohl fühlen. Das ist nicht fair.
Schon wieder fragte er nach meinen Gedanken und schon wieder war ich überfordert damit. Doch diesmal, weil es mir schwer fiel, sie in Worte zu fassen. "Ich denke daran, wie unfair das alles ist.", murmelte ich ziemlich leise. "Und ich bin beeindruckt.", meinte ich dann. "Du bist ein Kämpfer, Wyatt... Die meisten Menschen tragen ihre Narben im Inneren, du trägst sie zusätzlich noch auf der Haut und dennoch..." Ich schluckte, denn mein Magen krampfte sich ein wenig zusammen und das war nie ein gutes Zeichen. "Dennoch gibst du mir deinen Pullover, wenn ich ins Wasser gefallen bin, hängst dann meine Klamotten zum trocknen auf und bist nicht einmal ein Bisschen sauer oder enttäuscht, als ich den Verlobungsring verloren habe. Du stellst keine Fragen, wenn ich einfach so in deinen Schlafsaal komme und dich aufwecke, obwohl Wochenende ist und kommst sogar mit ins St. Mungo, weil ich es nicht allein schaffe." Meine Stimme zitterte ein wenig, jetzt, wo ich mir noch einmal selbst vor Augen führte, was für ein wahnsinnig großes Herz Wyatt eigentlich hatte. "Und das, obwohl ich genauso bin, wie sie. Ich hab so oft Leute wegen ihres Blutstatus' beleidigt. Ich hab meiner eigenen Schwester gesagt, dass sie weniger Wert ist, als ich. Und wenn ich es ihr nicht gesagt habe, dann habe ich es zumindest gedacht, was noch viel schlimmer ist. Ich wollte nicht nach Hogwarts kommen, weil hier Muggelstämmige unterrichtet wurden und verdammt... ich war sogar einen Moment lang eifersüchtig auf dich, weil du bei du-weißt-schon-wem einsteigen konntest... musstest..." Ich schüttelte den Kopf, denn meine Stimme brach ab. Mir liefen die Tränen über die Wange, denn mir wurde gerade klar, was für ein Mensch ich eigentlich war. Wie bescheuert ich eigentlich war. Ich ließ Wyatts Hand wieder los, setzte mich auf eines der Betten und vergrub meinen Kopf in den Händen. Ich verspürte gerade nur ein Haufen Scham. "Das war so dumm von mir.", schluchzte ich. "Und es tut mir so leid... Ich hab so ein Glück mit dir, dass ich dich heiraten darf und es tut mir so leid, dass du ausgerechnet jemanden wie mich abkriegen musstest."

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Wyatt
Gelöschter Benutzer

Re: Wartezimmer für Besucher

von Wyatt am 02.07.2017 03:58

Kurz bevor Gabriella anfing zu sprechen, hatte ich schon Angst meine Frage zu bereuen. Stumm hörte ich ihr zu und ließ sie dabei nicht aus den Augen. Beeindruckt? Von mir? Ich sagte nichts dazu. Die Dinge die sie mir aufzählte erschienen mir als selbstverständlich. Doch anscheinend war dies nicht der Fall. Nicht für Gabriella.
Es gab mir einen kleinen Stich, als sie so schlecht über sich selbst sprach. Sie prieß mich viel zu hoch an. Auch ich hatte Menschen von anderer Abstammung weh getan. Nicht einmal in meiner festen Überzeugung. Das war fast noch schlimmer in meinen Augen.
Ich zog mir langsam mein Shirt wieder über den Kopf und setzte mich für einen Moment schweigend neben sie. "Unsere Familie prägt uns viel zu sehr, das gilt für allem für die jungen Jahre. Aber wir können uns trotzdem noch entscheiden welchen Weg wir persönlich einschlagen wollen." ich räusperte mich leicht und deutete auf meine nun verdeckten Narben. "Diese hier erinnerten mich täglich daran wie ich nicht sein will. Ich bin wahnsinnig froh, dass du das nicht durchmachen musstest. Du kannst dich aus anderen Gründen dafür entscheiden den Pfad deiner Eltern zu verlassen. Wie du sprichst...-" ich beugte mich langsam zu ihr und wischte ihr sanft ein paar Tränen von den Wangen. "-...und wie du weinst. Das ist der Anfang von etwas. Du erkennst Fehler und bereust Dinge. Du denkst eigenständig." ich nickte bekräftigend und zog sie leicht zu mir. Ich vergrub mein Gesicht für einen Moment in ihren Haaren. Die Emotionen überschwemmten mich. Dankbarkeit, weil sie da war. Zuneigung, weil ich mich ihr gerade ziemlich verbunden fühlte. Angst, weil ich nicht wusste wohin das hier führte.
Ich strich Gabriella sanft das Haar zurück und blickte ihr in die Augen. "Wir können zusammen unseren Weg suchen." sagte ich leise und versuchte ihre Tränen zu trocknen.

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Gabriella
Gelöschter Benutzer

Re: Wartezimmer für Besucher

von Gabriella am 02.07.2017 16:38

Ich versuchte mich irgendwie wieder zu beruhigen, aber am Ende kam dabei nur ein ungehaltenes Schluchzen bei raus und Tränen, wie mir weiter über die Wanen liefen. Ich war überrascht, dass Wyatt sich zu mir setzte. Ich hätte vermutlich Abstand gehalten. Aber das war Wyatt. Er war einfach viel zu gutmütig, um wahr zu sein.
Ich zuckte kurz zusammen, als Wyatt mir meine Tränen von der Wange wischte. So vorsichtig, dass ich mir nicht einmal sicher war, ob er mich wirklich berührt hatte. Aber das leichte Prickeln auf meiner Haut verriet es mir.
Seine Worte beruhigten mich kein Stück. Sie brachten mich fast noch mehr zum weinen. Wie konnte jemand, der so etwas durchgemacht hatte, wie Wyatt, der Narben von seiner Familie hatte, den Leuten, die einem eigentlich am nähsten stehen sollten, noch so sein, wie er war? Noch solche Dinge sagen?
Ich war dankbar, als er mich an sich zog und ich mich einen Moment lang einfach nur an ihm festhalten und mein Gesicht an seiner Schulter vergraben konnte. Ich schloss einen Moment lang die Augen und versuchte mein Schluchzen unter Kontrolle zu bekommen während ich mich für den Moment einfach... aufgefangen fühlte.
Seine nächsten Worte ließen mich ihn wieder ansehen. Ängstlich, weil ich nicht wusste, wie ich das schaffen sollte; Euphorisch, weil ich das Gefühl hatte, mit Wyatt würde das alles irgendwie funktionieren; Dankbar, weil er immer noch hier war. Die Gefühle ließen meine Tränen irgendwie versiegen.
"Danke, Wyatt.", sagte ich schließlich leise, aber ehrlich. "Dafür, dass du hier bist. Immer noch. Und für deine Worte und einfach generell. Danke."

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