Fensterbank

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Remus
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Fensterbank

von Remus am 20.05.2017 23:36

Perfekt zum lesen :)

   
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Kali
Gelöschter Benutzer

Re: Fensterbank

von Kali am 14.10.2017 02:20

Auch wenn ich sonst immer die Nähe, Gesellschaft und Aufmerksamkeit anderer Personen mochte und suchte, gab es auch Tage an denen ich sie mied. Manchmal brauchte ich einfach Zeit für mich. Für mich allein und meine Gedanken.
Seit knapp einem Jahr gingen Shaila und ich nun auf diese Schule in England, einfach nur weil irgendwer in Indien auf die Idee kam, dass Frauen nicht zur Schule gehen durften. Himmel, uns wurde sogar verboten Quidditch zu spielen. Verdammt, wie konnte man nur so dämlich sein. Ich war wirklich dankbar, dass unsere Eltern da nicht mitgespielt hatten und mit uns hier her kamen. Nach England, dem ewig kalten, regnerischen England. Natürlich hatte England seine Vorzüge, es war wesentlich aufgeklärter und offener als Indien. Dennoch vermisste ich an manchen Tagen meine Heimat. Die Kultur, die Leute, unsere Familie.
Unsere überfürsorgliche, schrullige Großmutter, welche jeden zweiten Tag vorbei kommt Shaila und mir Geld zusteckt und sagte, wir sollen Opa nichts verraten. Sie brachte uns auch jedes Mal Essen mit, obwohl wir selber mehr als genug zur Verfügung hatten. Ich vermisste die bunte Kleidung, die dort alle trugen. Hier war alles eintönig, grau, wie der ewig regnerische Himmel, schwarz wie diese leere die entstand als wie unsere Heimat verließen.
An Momenten wie diesen verbrachte ich die meiste Zeit immer im Gemeinschaftsraum, er war zu dieser Zeit ziemlich ruhig. Es war für englische Verhältnisse warm, dennoch verriet der Himmel, dass er jeden Moment es wieder regnen lassen würde. Dieses Wetter verleitete mich nicht dazu, raus zu gehen. Daher saß ich den ganzen Samstagvormittag auf der Fensterbank im Gemeinschaftsraum und beobachtete das Treiben draußen. Fast ein jeder von ihnen war in diesem Land hier zu Hause, waren hier groß geworden und mussten nicht ihre Familie in einem anderen Land zurück lassen. Manchmal kam ich mir vor wie eine Fremde, manchmal fiel es mir immer noch schwer mich anzupassen. Vielleicht war es auch ganz normal, immerhin waren wir hier gerade mal ein Jahr. Heimweh war etwas ganz normales.
Leise seufzend zog ich meine Beine an und stützte mein Kinn auf meinen Knien ab. Meine Gedanken ließ ich gemächlich schweifen und ich merkte erst viel zu spät wie sich Tränen in meinen Augen gesammelt hatten und mir nun die Wangen runter kullerten. Ich konnte ja nicht immer die starke, selbstbewusste, rebellische Maske aufbehalten. Denn tief im inneren war ich ja wohl oder übel immer noch ein Mädchen, welches einfach nur Heimweh hatte.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 14.10.2017 02:20.

Shaila
Gelöschter Benutzer

Re: Fensterbank

von Shaila am 14.10.2017 02:56

Kali war die extrovertiertere von uns beiden. Ich hatte nichts gegen Gesellschaft, aber ein gutes Buch und eine weiche Decke machten mich genauso glücklich. Deshalb hatte ich heute auch noch eine Weile wachgelegen und an meiner aktuellen Lektüre weiter gelesen, bis Kali im Schlaf gegrummelt hatte und ich deshalb das Licht löschte. Normalerweise schlief ich sehr ruhig - unsere Eltern hatten immer gescherzt, ich könnte trotz eines Monsunregens schlafen - aber heute Nacht wachte ich auf. Schläfrig fiuhr ich mir über die Augen.
Als ich mich umdrehte, um nach Kali zu sehen, fand ich nur ihr leeres Bett vor. Unsere Betten standen nebeneinander, aber manchmal teilten wir auch ein Bett. Es war so schrecklich kalt in England - in Indien war es manchmal erdrückend schwül, aber wenn man mit dieser Wärme aufgewachsen war, dann fror man hier einfach. Keine Pullover dieser Welt waren am Anfang warm genug gewesen, um uns vor dem englischen Winter zu schützen, wir waren oft mit klappern den Zähnen aus den Unterrichtsstunden im Keller gegangen. Und im Sommer wurde es zwar wärmer, aber es war kein Vergleich zu Indien. Nicht das England schlecht wäre - die Engländer waren freundlich, höflich, sehr ruvorkommend und machten hervorragenden Tee. Aber es war nicht dasselbe wie indische Basare, die in allen Farben erstrahlten, die nach hunderten Gewürzen rochen und die so viele Menschen anzogen. Es fehlte die brennende Sonne, es fehlten die bunten Gewänder. Die Erinnerung an die riesigen Menschenmengen, die Shimga feierten - die Erinnerungen waren bittersüß. 
Ich gähnte. Während ich mich aus den Decken schaltet, überlegte ich mir, wo Kali hin gegangen sein konnte. Es war noch zu früh, um Laufen oder irgendwie anders trainieren gehen zu können... Vielleicht hätte sie nicht schlafen können?
Ich tapste die Treppe hinunter - und da saß sie auch schon. Sie hatte siepch auf dem Fensterbrett zusammengerollt wie eine Katze und wirkte so klein, so zerbrechlich, dass ich sie nur in den Arm nehmen wollte. 
"Hey", wisperte ich und legte ihr eine Hand auf den Arm. " Bist du... Hast du geweint?" Sanft fuh ich mit dem Daumen über Kali's Wangen, um die Tränen weg zu wischen, aber es folgten zu viele. "प्यार, was ist los?" Der Kosename in unserer Muttersprache war ein Zeichen, das ich mir wirklich Sorgen machte. Natürlich hatte Kali auch mal Kummer, aber meistens erzählte sie mir davon - ich hatte sie noch nicht oft weinend irgendwo gefunden. Tröstend Streich ich ihr durch die Haare, während ich auf ihre Antwort wartete.

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Kali
Gelöschter Benutzer

Re: Fensterbank

von Kali am 14.10.2017 03:37

Alle paar Sekunden ertönte ein leises Schniefen und kurz darauf folgte ein fast schon wehleidiges Schluchzen. Ich hasste es zu weinen, ich hasste es so schwach zu wirken, ich hasste dieses elendige Heimweh, welches mich plagte und mir den Schlaf raubte. Ich wünschte, ich könnte alles einfach vergessen. Es war später Sommer und doch trug ich einen Pyjama den ich damals nur im tiefsten Winter trug und selbst die zwei Paar Kuschelsocken hielten meine Füße nicht warm. Die schwache Glut im Kamin spendete auch nicht mehr sonderlich viel Wärme, auch saß ich vermutlich viel zu weit weg, sodass auch nur etwas von der Wärme bei mir ankam. Aber ich wollte mich nicht bewegen. Selbst diese zwei, drei Meter wirkten von der Fensterbank aus wie eine Kilometer lange Entfernung.
Anfangs hatte ich noch mit dem Ärmel versucht die Tränen weg zu wischen in der Hoffnung, dass sie so vielleicht schneller trockneten und keine weiteren den letzten Folgten, doch es glich eher den Niagarafällen aus Tränen. Sie wollten einfach nicht enden. Also gab ich es auf und ließ sie einfach laufen in der Hoffnung dass sie irgendwann versiegten, och es schien so, als gäbe es kein Ende. Unaufhörlich flossen noch mehr Tränen ungehindert meine Wangen hinab. Ein Glück, dass ich kein Make Up trug, denn das wäre nun vollkommen im Eimer.
Das leise patschen von Schritten ertönte, allein schon an dem Klang der Schritte konnte ich ausmachen, dass es meine Schwester war, welche anscheinend wach geworden war. Lag es an meiner fehlenden Anwesenheit, dass sie nicht schlafen konnte? Oder war es schlichtweg einfach das unterbewusste wissen, dass es mir nicht gut ging. Denn manchmal hatten Zwillinge diese "Gabe". Shailas Stimme war nicht mehr als ein zartes wispern. Wie das Flüstern des Frühlingswindes, kaum hörbar für die, die nicht vermochten hinzuhören, selbst in einem so totenstillen Raum wie diesen erklang ihr Flüstern leise. Fast schon vorsichtig, als wolle sie mich nicht erschrecken. Ich wandte ihr den Blick zu und brachte nur ein leises aber dennoch Vielsagendenes Schluchzen zustande. Ihre Hand legte sich an meine Wange und ich spürte wie ihr Daumen eine der vielen Tränen wegwischte. Instinktiv schmiegte ich mich ihrer Handfläche entgegen, die Wärme die sie ausstrahlte hatte etwas heimisches, beruhigendes. Langsam legte ich meine Hand auf ihre und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Nur für einen Moment, einen kurzen wunderbaren Moment wollte ich diese Nähe, dieses Gefühl von zu Hause genießen, welches sie mir verschaffte. Der Kosename mit dem sie mich ansprach zauberte mir fast schon automatisch ein Lächeln auf die Lippen. Dabei war es niemals meine Absicht gewesen, ihr Sorgen zu bereiten. Theoretisch hätte sie weiter schlafen müssen. Langsam öffnete ich wieder meine Augen und blickte in die dunklen Augen meiner Schwester, welche mich besorgt musterten. Sie war wohl abgesehen von unseren Eltern die einzige Person die mich jemals hat weinen sehen. Und das wollte ich auch so belassen.
„Ich habe Heimweh. Ich... Ich vermisse einfach alles. Die Leute, die Kultur, die Farben, Geräusche und Gerüche." Fing ich leise mit heiserer Stimme an zu antworten. „Ich konnte deswegen nicht schlafen... Und wollte niemanden im Schlafsaal wecken." Sagte ich mit matter Stimme.

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