Wartezimmer für Besucher

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Wyatt
Gelöschter Benutzer

Re: Wartezimmer für Besucher

von Wyatt am 10.07.2017 01:57

Erleichtert stellte ich fest, dass sie weder ihre Hand wegzog, noch den Kuss unterbrach. Stattdessen erwiderte sie ihn. Ich hatte das Gefühl, dass jeder unserer Küsse um einiges besser war, als der vorherige. Wobei es vermutlich nicht um die Technik und den Kuss an sich ging. Es war eher das Gefühl, was der Kuss auslöste. Auch jetzt konnte ich nicht von greifbaren Gefühlen sprechen...aber es fühlte sich mehr und mehr vertraut an.
Ich rutschte ein bisschen näher an Gabriella heran und beendete schließlich den Kuss. Entfernen tat ich mich dennoch nicht von ihr. Ich nahm mir einen Augenblick Zeit um sie anzusehen. Ihr hochmütiger Blick, den sie bei unseren ersten Treffen immer aufgesetzt hatte war verschwunden. Alles an ihr wirkte gerade viel weicher und sanfter.
Wir lagen eine Weile schweigend beisammen, bis schließlich eine Schwester an die Tür klopfte und irgendwelche Fragen zu den Unterlagen hatte.

T H R E A D   F R E I

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Gabriella
Gelöschter Benutzer

Re: Wartezimmer für Besucher

von Gabriella am 09.07.2017 13:24

Ich hatte fast vermtet, Wyatt würde schon schlafen, als ich meinen Kopf zu ihm drehte. Er atmete so leise und gleichmäßig, aber er war noch wach, blickte mich sogar an.
Auf meine Frage antwortete er nicht sofort, jedoch bekam ich immerhin eine Antwort. Er hätte auch einfach ein "Keine Ahnung." raus hauen können und ich wäre mir dann dumm vorgekommen, weil ich ihm zwei Mal schon meine Gedanken offenbart hatte, aber das hätte dann nicht viel zu Sache getan.
Über seine Antwort dachte ich einen Moment lang nach. "Wir werden einfach versuchen aus den Situationen das Beste zu machen. Dann kann unser Leben nur gut werden.", murmelte ich und war mir nicht sicher, ob das so einfach funktionieren konnte, aber ein Versuch war es wert, oder nicht?
Ich lächelte ein klein wenig, als Wyatt mit seiner Hand meine umschloss. Ich lag normalerweise nicht so mit einem Jungen im Bett. Händchenhalten stand bei mir sowieso nie auf der Tagesordnung, aber ich mochte es irgendwie. Es war etwas ganz anderes, als die Art, wie Jungs mir sonst begegneten.
Wyatts Berührungen hinterließen ein leichtes prickeln auf meiner Haut oder eine Wärme, die sich in mir ausbreitete. So ganz konnte ich das Gefühl nicht definieren. Und dann küsste er mich. Kurz war ich überrascht, aber dieses Gefühl schwand schnell in ein anderes und schließlich erwiderte ich den Kuss, ebenso behutsam.

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Wyatt
Gelöschter Benutzer

Re: Wartezimmer für Besucher

von Wyatt am 06.07.2017 15:30

Ich lag Gabriella zugewandt und auch wenn ich es war, der es vorgeschlagen hatte zu schlafen, konnte ich keine Ruhe finden. Gabriellas Worte spukten immer noch in meinem Kopf herum und ließen mich so viele Dinge in Frage stellen. Meine Augen öffneten sich immer wieder um einen kurzen Blick auf sie zu erhaschen. Ich war mir immer noch nicht sicher wie ich zu ihr stand. Ich dachte diese Hochzeit wäre das Schlimmste, was mir jetzt passieren könnte. Noch ein zusätzlicher Käfig.
Als ich das nächste Mal die Augen öffnete, blickte ich direkt in ihr Gesicht. Kurz blinzelte ich überrascht, sah aber nicht weg. Zwischen uns war nicht viel Platz und ich konnte deutlich ihren Atem auf meiner Haut spüren. Gabriellas Frage kam unvermittelt und überforderte mich für einen Moment. Aber schließlich hatte ich sie das heute schon zwei Mal gefragt und in Punkto Ehrlichkeit wollte ich ja ohnehin an mir arbeiten.
Ich schluckte und versuchte meine Gedanken irgendwie in Worte zu fassen. Ich rieb mir über das Gesicht und verzog angestrengt die Lippen. Ich würde ihr liebend gerne sagen, was ich gerade dachte, aber ich wusste es nicht einmal genau. "Ich schätze ich denke darüber nach, was meine Möglichkeiten sind, aus diesem Leben etwas Gutes zu machen.." murmelte ich, was nicht einmal Falsch war. Es eröffneten sich mir gerade so viele Wege, die Entscheidungen abverlangten. In ein paar Wochen würde ich verheiratet werden. In einem halben Jahr wäre ich volljährig. In einem Jahr würde ich meinen Schulabschluss machen. Ich sollte anfangen meine Prioritäten zu klären, zu entscheiden was ich machen will und wie ich sein will. Vor allem will ich das alles eigenständig tun und ohne der Hand meines Vaters im Spiel. Ein guter Anfang wäre es, diese Heirat auch von mir aus zu wollen. Und in diesem Moment glaubte ich daran, dass dies möglich war.
Meine Hand suchte Gabriellas und umschlang sie vorsichtig. Mit der anderen Hand berührte ich sanft ihre untere Gesichtspartie. Meine Fingerspitzen fuhren über ihre Wange, ihr Kinn und schließlich über ihre weichen Lippen. Ich könnte es Revanche nennen, von ihrem Kuss heute morgen. Ich könnte es auch spontane Eingebung nennen. Ich beugte mich langsam zu ihr und küsste sie behutsam.

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Gabriella
Gelöschter Benutzer

Re: Wartezimmer für Besucher

von Gabriella am 03.07.2017 00:05

Er sagte nicht weiter dazu. Vielleicht war es auch gut so, denn sonst hätte ich nicht mehr gewusst, das ich sagen sollte, aber irgendwie fühlte es sich dennoch seltsam an, dass er schwieg.
Ich konnte sein Gesicht nicht deuten. Keine Ahnung, was er gerade empfand.
Dann redete er etwas von Hinlegen und tat dies dann auch im selben Moment. Ich musste ehrlich sagen, dass ich nicht wusste, ob ich liegen wollte. Ich wollte nicht schlafen. Ich wollte wach bleiben, bis ich wusste, dass es Hazel gut ging. Vorher könnte ich ohnehin nicht wirklich schlafen.
Dennoch tat ich es ihm gleich, streifte meine Schuhe ab und ließ mich dann nach hinten aufs Bett fallen. Einen Moment lang blieb ich auf dem Rücken liegen und starrte nur stumm an die Decke, während ich darüber nachdachte, ob ich nicht in das andere Bett gehen sollte und warum ich das nicht getan hatte, bevor ich mich hin gelegt hatte.
Ich versuchte nicht einmal zu schlafen. Ich schloss nicht einmal meine Augen sondern starrte nur weiterhin die Decke an, als würde sie irgendein Geheimnis in sich verbergen.
Dann drehte ich mich auf die Seite, sodass ich Wyatt ansehen konnte. Eben noch hatte ich das Gefühl gehabt, da wäre irgendetwas, das irgendwann mal einer Vertrautheit nahe kommen könnte, aber dann war ich mir plötzlich nicht mehr sicher und jetzt nur noch verwirrt.
"Was denkst du gerade?", stellte ich ihm leise die Frage, die er mir heute schon zwei Mal gestellt hatte. Aber ich wollte es wirklich wissen. Ich würde so gern in seinen Kopf hinein blicken. Aber vielleicht war Unwissen manchmal gar nicht so schlecht. Er sollte mir die Dinge, die ihn beschäftigten lieber von selbst erzählen, sobald er es wollte.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 03.07.2017 00:06.

Wyatt
Gelöschter Benutzer

Re: Wartezimmer für Besucher

von Wyatt am 02.07.2017 16:53

Es war mir irgendwie unangenehm, dass sir mich mit so viel Dank überhäufte. Ich sagte nichts dazu, nickte nur und blickte auf meine Hände. Das einzig gute in meinem Leben was ich tat, war meinem Bruder zu helfen. Sonst zog ich andere nur mit ins Verderben. Echo beispielsweise, der nur wegen mir ein Todesser war. Ohne Zweifel war das das verrückteste und bedingungsloseste was je ein Mensch für mich getan hatte. Und ich konnte ihm im Gegenzug nichts zurückgeben. Andere Menschen die mir nahe kamen, stieß ich zurück, ohne, dass sie den Grund kannten. Mädchen hatte ich für kurze Zeit ausgenutzt um mein Image zu wahren und für eine Weile mal Vorzüge zu genießen, die das Leben bot. Ich war kein Heiliger, auch wenn Gabriella das jetzt wohl dachte. Ich brachte es jedoch nicht über mich ihr das alles zu erzählen. Ich unterdrückte auch den Instinkt wieder Abstand zwischen uns zu bringen oder Worte zu sagen, die ich wieder bereuen würde.
Ich schluckte und atmtete tief ein. "Vielleicht sollten wir uns noch einmal hinlegen. Ich denke wir haben beide nicht viel geschlafen und das mit Hazel sollte noch eine weile dauern. Sie sagen sicher bescheid, wenn sie etwas wissen." sagte ich leise und zog meine Schuhe aus. So wie ich war, legte ich mcih hinter Gabriella auf das Bett. Schlafen konnte ich vermutlich auch nicht. Aber ich wollte zur Ruhe kommen und nachdenken. Worüber genau, das würde ich sehen. Doch mir spukten gerade zu viele Gedanken im Kopf herum, die ich sortieren musste. Mein Blick glitt zu Gabriella und ich fragte mich ob sie sich zu mir legen würde oder ob sie das andere Bett wählen würde. Ich war unsicher, was mir lieber war. Andererseits konnte ich wohl nicht richtig nachdenken, wenn sie neben mir liegen würde. Andererseits sehnte ich mich gerade nach ein bisschen Wärme und nach ein paar ihrer Berührungen.

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Gabriella
Gelöschter Benutzer

Re: Wartezimmer für Besucher

von Gabriella am 02.07.2017 16:38

Ich versuchte mich irgendwie wieder zu beruhigen, aber am Ende kam dabei nur ein ungehaltenes Schluchzen bei raus und Tränen, wie mir weiter über die Wanen liefen. Ich war überrascht, dass Wyatt sich zu mir setzte. Ich hätte vermutlich Abstand gehalten. Aber das war Wyatt. Er war einfach viel zu gutmütig, um wahr zu sein.
Ich zuckte kurz zusammen, als Wyatt mir meine Tränen von der Wange wischte. So vorsichtig, dass ich mir nicht einmal sicher war, ob er mich wirklich berührt hatte. Aber das leichte Prickeln auf meiner Haut verriet es mir.
Seine Worte beruhigten mich kein Stück. Sie brachten mich fast noch mehr zum weinen. Wie konnte jemand, der so etwas durchgemacht hatte, wie Wyatt, der Narben von seiner Familie hatte, den Leuten, die einem eigentlich am nähsten stehen sollten, noch so sein, wie er war? Noch solche Dinge sagen?
Ich war dankbar, als er mich an sich zog und ich mich einen Moment lang einfach nur an ihm festhalten und mein Gesicht an seiner Schulter vergraben konnte. Ich schloss einen Moment lang die Augen und versuchte mein Schluchzen unter Kontrolle zu bekommen während ich mich für den Moment einfach... aufgefangen fühlte.
Seine nächsten Worte ließen mich ihn wieder ansehen. Ängstlich, weil ich nicht wusste, wie ich das schaffen sollte; Euphorisch, weil ich das Gefühl hatte, mit Wyatt würde das alles irgendwie funktionieren; Dankbar, weil er immer noch hier war. Die Gefühle ließen meine Tränen irgendwie versiegen.
"Danke, Wyatt.", sagte ich schließlich leise, aber ehrlich. "Dafür, dass du hier bist. Immer noch. Und für deine Worte und einfach generell. Danke."

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Wyatt
Gelöschter Benutzer

Re: Wartezimmer für Besucher

von Wyatt am 02.07.2017 03:58

Kurz bevor Gabriella anfing zu sprechen, hatte ich schon Angst meine Frage zu bereuen. Stumm hörte ich ihr zu und ließ sie dabei nicht aus den Augen. Beeindruckt? Von mir? Ich sagte nichts dazu. Die Dinge die sie mir aufzählte erschienen mir als selbstverständlich. Doch anscheinend war dies nicht der Fall. Nicht für Gabriella.
Es gab mir einen kleinen Stich, als sie so schlecht über sich selbst sprach. Sie prieß mich viel zu hoch an. Auch ich hatte Menschen von anderer Abstammung weh getan. Nicht einmal in meiner festen Überzeugung. Das war fast noch schlimmer in meinen Augen.
Ich zog mir langsam mein Shirt wieder über den Kopf und setzte mich für einen Moment schweigend neben sie. "Unsere Familie prägt uns viel zu sehr, das gilt für allem für die jungen Jahre. Aber wir können uns trotzdem noch entscheiden welchen Weg wir persönlich einschlagen wollen." ich räusperte mich leicht und deutete auf meine nun verdeckten Narben. "Diese hier erinnerten mich täglich daran wie ich nicht sein will. Ich bin wahnsinnig froh, dass du das nicht durchmachen musstest. Du kannst dich aus anderen Gründen dafür entscheiden den Pfad deiner Eltern zu verlassen. Wie du sprichst...-" ich beugte mich langsam zu ihr und wischte ihr sanft ein paar Tränen von den Wangen. "-...und wie du weinst. Das ist der Anfang von etwas. Du erkennst Fehler und bereust Dinge. Du denkst eigenständig." ich nickte bekräftigend und zog sie leicht zu mir. Ich vergrub mein Gesicht für einen Moment in ihren Haaren. Die Emotionen überschwemmten mich. Dankbarkeit, weil sie da war. Zuneigung, weil ich mich ihr gerade ziemlich verbunden fühlte. Angst, weil ich nicht wusste wohin das hier führte.
Ich strich Gabriella sanft das Haar zurück und blickte ihr in die Augen. "Wir können zusammen unseren Weg suchen." sagte ich leise und versuchte ihre Tränen zu trocknen.

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Gabriella
Gelöschter Benutzer

Re: Wartezimmer für Besucher

von Gabriella am 02.07.2017 03:23

Ich merkte, wie Wyatt unter meiner Berührung zusammen zuckte und wer hätte es ihm verübeln können? Ich erschreckte mich bei unvorhersehbaren Berührungen auch oftmals.
Seine Antwort war fast, was ich mir gedacht hatte, aber etwas, was ich gehofft hatte, nicht als Antwort zu bekommen. Seine Eltern gingen so mit ihm um, zerschundeten seinen Körper und ließen ihn sich ganz offensichtlich wahnsinnig unwohl fühlen. Das ist nicht fair.
Schon wieder fragte er nach meinen Gedanken und schon wieder war ich überfordert damit. Doch diesmal, weil es mir schwer fiel, sie in Worte zu fassen. "Ich denke daran, wie unfair das alles ist.", murmelte ich ziemlich leise. "Und ich bin beeindruckt.", meinte ich dann. "Du bist ein Kämpfer, Wyatt... Die meisten Menschen tragen ihre Narben im Inneren, du trägst sie zusätzlich noch auf der Haut und dennoch..." Ich schluckte, denn mein Magen krampfte sich ein wenig zusammen und das war nie ein gutes Zeichen. "Dennoch gibst du mir deinen Pullover, wenn ich ins Wasser gefallen bin, hängst dann meine Klamotten zum trocknen auf und bist nicht einmal ein Bisschen sauer oder enttäuscht, als ich den Verlobungsring verloren habe. Du stellst keine Fragen, wenn ich einfach so in deinen Schlafsaal komme und dich aufwecke, obwohl Wochenende ist und kommst sogar mit ins St. Mungo, weil ich es nicht allein schaffe." Meine Stimme zitterte ein wenig, jetzt, wo ich mir noch einmal selbst vor Augen führte, was für ein wahnsinnig großes Herz Wyatt eigentlich hatte. "Und das, obwohl ich genauso bin, wie sie. Ich hab so oft Leute wegen ihres Blutstatus' beleidigt. Ich hab meiner eigenen Schwester gesagt, dass sie weniger Wert ist, als ich. Und wenn ich es ihr nicht gesagt habe, dann habe ich es zumindest gedacht, was noch viel schlimmer ist. Ich wollte nicht nach Hogwarts kommen, weil hier Muggelstämmige unterrichtet wurden und verdammt... ich war sogar einen Moment lang eifersüchtig auf dich, weil du bei du-weißt-schon-wem einsteigen konntest... musstest..." Ich schüttelte den Kopf, denn meine Stimme brach ab. Mir liefen die Tränen über die Wange, denn mir wurde gerade klar, was für ein Mensch ich eigentlich war. Wie bescheuert ich eigentlich war. Ich ließ Wyatts Hand wieder los, setzte mich auf eines der Betten und vergrub meinen Kopf in den Händen. Ich verspürte gerade nur ein Haufen Scham. "Das war so dumm von mir.", schluchzte ich. "Und es tut mir so leid... Ich hab so ein Glück mit dir, dass ich dich heiraten darf und es tut mir so leid, dass du ausgerechnet jemanden wie mich abkriegen musstest."

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Wyatt
Gelöschter Benutzer

Re: Wartezimmer für Besucher

von Wyatt am 02.07.2017 02:52

Es spielten sich sämtliche Szenen in meinem Kopf ab. Eineverschreckte Gabriella, eine zurückweichende Gabriella, eine um Hilfe schreiende Gabriella... Dass sie mich berührte, hatte ich nicht kommen sehen. Erschrocken zuckte ich zusammen, blieb aber stehen und ließ sie gewähren. Es war etwas anderes, als wenn Gwen mich berührte. Ich konnte es nicht beschreiben... Es fühlte sich an, als wäre ich im freien Fall und alles war dunkel und dann war da Gabriellas Hand in meiner. Das hier war neues Terrain für mich. Ich wusste nicht, wie viel ich sagen sollte. Wie viel ich preisgeben wollte.
Ihre Frage war berechtigt und vermutlich hätte ich das gleiche gefragt. Dennoch brauchteich ein paar Momente und ein paar Anläufe. Wie konnte man das ausdrücken, ohne, dass es allszu schrecklich klang?
"Erziehung." sagte ich schließlich leise, aber fest. Das sollte eigentlich genügen. Schon seltsam, dass man diese vielen Narben auf ein Wort herunterbrechen konnte. Ich hatte bisher nicht gewusst, dass dies möglich war. Ich senkte den Blick und starrte auf unsere Hände. Eine Gänsehaut überzog meine Arme und ließ mich kurz frösteln. Ich fühlte mich nicht wohl in meiner Haut. Ich griff wieder nach meinem Shirt, zögerte allerdings noch. Ich wusste nicht ob es überflüssig war, Gabriella zu sagen, dass dies bitte unter uns bleiben sollte. Vermutlich war es das. Ich schluckte und blickte ihr jetzt ins Gesicht, wobie ich ein wenig Mut brauchte. Ihren Gesichtsausdruck konnte ich nicht ganz deuten. Also stellte ich die Frage von vorhin. "Was denkst du gerade?.." fragte ich leiser als zuvor und verkrampfte meine Hand um mein Shirt.

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Gabriella
Gelöschter Benutzer

Re: Wartezimmer für Besucher

von Gabriella am 02.07.2017 02:32

Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, was ich mir mit meiner kleinen Ansprache erhofft hatte. Vielleicht einfach, dass es ein paar Dinge leichter machte. Doch Wyatts Antwort ließ mich ein wenig daran zweifeln, dass es richtig war, meine Gedanken dazu mitzuteilen. Seine Antwort und sein Gesichtsausdruck waren irgendwie.. keine Ahnung.. ein wenig enttäuschend. Und ich verstand es nicht. Wo lag das Problem, dass er mir gegenüber nicht ehrlich sein konnte? Lag es an mir? Vielleicht dachte er doch viel schlechter über mich, als er es zeigte oder als ich selbst von mir dachte. Ich sagte nichts darauf, wandte nur den Blick von ihm ab.
Und dann stand er ohne ein Wort zu sagen auf. Ein wenig irritiert blickte ich ihm nach. Hatte er jetzt schon genug von mir? Ich beobachtete, wie er zur Rezeption ging. Vermutlich fragte er nach, wie lange Hazel noch da drin bleiben wüde. Vermutlich wollte er einfach nur gehen. Der Gedanke, dass ich wirklich so unausstehlich war oder dass Wyatt zumindest so zu empfinden schien, hinterließ einen ziemlich bitteren Geschmack auf meiner Zunge. Doch dann kam er wieder, zog mich mit sich, so schnell, dass ich noch gerade so meine Tasche packen konnte. Und dann fand ich mich in einem Zimmer wieder. Hier standen zwei Betten, aber es sah nicht aus, wie ein Zimmer für Patienten, sondern eher... Nunja... Normaler?
Ich war verwirrt, als er die Tür abschloss und dann die Vorhänge vom Fenster schloss. Wir waren in einem Krankenhaus, das versteckt in einem Muggelkaufhaus war. Die Fenster waren mit Sicherheit nicht echt. Vermutete ich zumindest. Doch ich sagte nichts und ließ ihn einfach machen.
Dann meinte er, ich solle nicht lachen und ich war prompt noch viel verwirrter. Weswegen sollte ich lachen? Weil er sich sein Shirt über den Kopf zog? Moment... Was? Was sollte das werden? Versuchte er jetzt mich zu verführen oder so?
Aber nein. Nein, es war etwas anderes, das war mir ziemlich schnell bewusst, als ich auf seinen Oberkörper starrte. Ich meine, ich hätte mit Sicherheit auch so gestarrt. An sich war sein Oberkörper wirklich ansehnlich, wären da nicht diese tausend Narben, die ihn zierten.
Ich schluckte schwer. Dann trat ich näher, bis ich praktisch direkt vor ihm stand. Oder eher hinter ihm, jetzt wo er sich von mir abgewandt hatte. Ich konnte nicht anders, als meine Hand vorsichtig auf seinen Rücken zu legen und über die Hügel und Einkerbungen, die die Narben verursachten, zu fahren. Es war beängstigend. Dann ließ ich davon ab, trat stattdessen um ihn herum, sodass ich ihn wieder ansehen konnte und nahm seine Hand in meine. Vielleicht weil ich Angst hatte, dass er zurückweicht und ich ihn so festhalten konnte. Vielleicht auch, weil es ihm scheinbar wirklich schwer gefallen war mir das zu zeigen und ich ihm damit irgendwie... keine Ahnung... Halt geben wollte? Ihm zeigen wollte, dass ich immer noch da war?
"Wyatt... Woher hast du die ganzen Wunden?", fragte ich leise mit einem Misch aus Verständnislosigkeit und Angst in der Stimme. Ich wusste nicht, ob die Frage zu viel war, ob er darüber nicht reden wollte, aber ich verstand es nicht. Warum?

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